Kärntner Kirchenzeitung: Dramatischer Appell gegen Bodenverbauung
Mit einem dramatischen Appell hat sich die Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" das Anliegen einer aktuellen Kampagne des Ökosozialen Forums Kärnten zu eigen gemacht und gegen die voranschreitende Bodenverbauung in Kärnten protestiert. Die Bodenverbauung sei in ganz Österreich hoch - doch Kärnten sei Rekordhalter und verbaue täglich 3,3 Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche; insbesondere die Dichte an Einkaufszentren und deren enormer Flächenverbrauch stoßen dem Ökosozialen Forum und der Kirchenzeitung auf: Dies sei eine "fahrlässige Vergeudung von Boden" und ein "schwerer Frevel", insofern es auch gegen das biblische Gebot eines achtsamen Umgangs mit der Schöpfung verstoße, betont Chefredakteur Gerald Heschl in der aktuellen "Sonntag"-Ausgabe (7. April).
Nachdruck verleiht der "Sonntag" seinem Appell u.a. durch Ausführungen des Generaldirektors der Hagelversicherung, Kurt Weinberger. Dieser nannte Österreich im Blick auf die fortschreitende Verbauung der Landschaft "Europameister im negativen Sinn"; und speziell in Kärnten sei die Situation mit inzwischen 362 Quadratmetern verbauter Fläche pro Einwohner besonders dramatisch - im Rest Österreichs liegt diese bei durchschnittlich 266 Quadratmeter pro Person. Neben dem Bau großer Einkaufszentren und dem sehr dichten Straßennetz sei die Zersiedelung ein Hauptgrund für diese Situation. Dies führe zu einem Verlust von Agrarfläche, zu einem Mangel in der Lebensmittelproduktion und auch vermehrt zu Schäden durch Überschwemmungen. "Die Zersiedelung Österreichs gleicht einem kollektiven Selbstmord", so Weinberger.
Das Ökosoziale Forum Kärnten verfolgt aus diesem Grund seit etwa Mitte März gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer eine Kampagne gegen die fortschreitende Bodenverbauung. Die Kampagne, die vor allem auf die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zielt, forciert drei Forderungen: So drängt das Forum auf eine Senkung des täglichen Bodenverbrauchs von derzeit 3,3 auf maximal 0,5 Hektar; weiters solle der Bau von Einkaufszentren angesichts enormer Leerstände reduziert werden bzw. deren Neubau mit einer Verdichtung auf mehrere Geschosse samt Tiefgarage einhergehen; und schließlich fordert das Ökosoziale Forum die Einführung einer Flächenmanagement-Datenbank wie es dies bereits in Bayern oder auch in Niederösterreich gebe.
Raumordnungsgesetz vor Novellierung
Hintergrund der Kampagne, deren Auftakt Mitte März eine Podiumsveranstaltung auf Einladung von Ökosozialem Forum, Landwirtschaftskammer und Gemeindebund darstellte, ist die laufende Novellierung des Kärntner Raumordnungsgesetzes. Man müsse über die verfehlte Raumordnung der letzten Jahrzehnte in Kärnten sprechen und Korrekturen vornehmen, unterstrich dabei Forums-Präsident Bernhard Rebernig.
Noch liegt die Gesetzesnovelle im übrigen nicht vor: Eine Novellierung ist laut Kärntner Koalitionsprogramm vorgesehen, derzeit werde nach ersten informellen Gesprächen eine noch nicht-öffentliche Vorlage diskutiert. Man gehe aber davon aus, dass ein konkreter Gesetzesentwurf noch im ersten Halbjahr dieses Jahres in den Landtag eingebracht werde, so Rebernig gegenüber "Kathpress".
Quelle: kathpress