Telefonseelsorge in Tirol: 15.100 Anrufe im Jahr 2018
Exakt 15.123 Gespräche hat die Telefonseelsorge allein in Tirol im Jahr 2018 verzeichnet. Dazu kamen noch in Kooperation mit den anderen acht Telefonseelsorgestellen in Österreich 3.124 Onlineanfragen in Mailform und 1.131 Chattermine wurden vergeben. Das teilte die Diözese Innsbruck am Donnerstag in einer Aussendung mit. Wie auch schon bei der Gründung der Einrichtung 1978 wählten Redebedürftige auch im Vorjahr die Nummer der Telefonseelsorge 142 vor allem wegen Beziehungsproblemen, Einsamkeit und psychischen Erkrankungen. In den letzten 40 Jahren nahmen Mitarbeiter rund 465.000 Gespräche entgegen.
Laut Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge in Tirol, werde es heute schwerer, gute Lebenspartner zu finden und zu behalten. "Die Menschen sind sehr idealistisch, legen die Latte hoch, die Sehnsüchte und Wünsche sind groß." Das Scheitern werde als persönliches Versagen gesehen, nicht darin, "dass die Individualisierung in unserer Gesellschaft und vieles mehr beständige Partnerschaft so schwer macht".
Für bemerkenswert hält Höpperger, dass Gefühle der Einsamkeit und der Isolation bei Alleinlebenden ebenso vorhanden sind wie bei Menschen, die in Familien leben. "Man kann auch mit vielen Menschen um sich herum einsam sein, wenn die anderen einen nicht wirklich wahrnehmen. Oftmals schlägt sich das auch in psychischen und körperlichen Erkrankungen nieder."
Zuhören, ein Ohr sein, in das man jammern kann, Wertschätzen, die Person in ihrem Selbstwertgefühl stärken: all dies werde von den Telefonseelsorgern Tag für Tag versucht. "Die Menschen erleben es als wohltuend, wenn sich ein anderer für sie interessiert und sie als Mensch wahrnimmt. Der Anrufer soll spüren, hier hört mir jemand zu, geht auf mich ein und denkt mit mir gemeinsam über meine Sorgen nach." Die Einrichtung wolle und könne die Zuversicht der Anrufer stärken und sie ermuntern, ihr persönliches soziales Netz zu pflegen. "Wir motivieren sie, für sich Sorge zu tragen, wenn der 'Blues' wieder einmal zu heftig wird", so Höpperger.
Insgesamt haben die Mitarbeiter der Telefonseelsorge von 1979 bis 2018 mehr als 486.600 Anrufe entgegengenommen und waren rund 75.500 Stunden im Gespräch. Wurden im Jahr 1979 rund 1.700 Anrufe verzeichnet, hat sich diese Zahl 2018 bei einem Stand von ca. 15.000 Anrufen eingependelt. Das bedeutet ungefähr 41 Anrufe pro Tag, bei einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von 20 Minuten.
Verändert hat sich über die Jahre das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Anrufenden. Kontaktierten noch in den 1970er und 1980er Jahren zu zwei Drittel Frauen die Telefonseelsorge, schlägt sich das Verhältnis im Jahr 2018 mit 65 Prozent Frauen zu 35 Prozent Männern nieder, wobei die Tendenz in Richtung einer ausgewogenen Geschlechterverteilung hindeutet.
Ehrenamtlichkeit ist das Spezifikum der Telefonseelsorge. Nur wenige hauptamtliche Mitarbeiter - in Innsbruck sind es derzeit drei von der Diözese für insgesamt 65 Wochenstunden angestellte Mitarbeiter - sorgen für den organisatorischen Rahmen. Die konkrete Arbeit am Telefon wird von Ehrenamtlichen geleistet. Diese werden sorgfältig ausgewählt, in einem 9-monatigen Kurs, der 250 Stunden umfasst, ausgebildet und in der Folge durch Supervision, Fortbildungen und die hauptamtlichen Mitarbeiter begleitet. Insgesamt wurden seit der Gründung 317 ehrenamtliche Mitarbeiter ausgebildet. Der Mitarbeiterstand stieg von 25 Ehrenamtlichen im Jahr 1981 auf 86 im Jahr 2018. Seit 1978 wurden rund 300.000 ehrenamtliche Stunden am Telefon geleistet.
Quelle: kathpress