Palliativexperte sieht keinen Grund für neues Gesetz
Der Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG), Rudolf Likar, hat sich gegen eine Legalisierung von assistiertem Suizid oder Euthanasie in Österreich ausgesprochen. "Es gibt keinen Grund für eine Änderung des gesetzlichen Rahmens", sagte er am Dienstag in Wien bei einem Pressegespräch zum 20-jährigen Bestehen der Palliativgesellschaft. "Studien zeigen, dass Patienten, die in einem palliativen Setting gut versorgt sind, fast nie den Wunsch nach Sterbehilfe äußern", so der Mediziner. Es gelte daher sicherzustellen, dass Palliative Care in Österreich für alle Menschen verfügbar ist, die sie benötigen, und dass die Finanzierung aller Versorgungsstrukturen gesichert ist.
Neun von zehn Patienten wollten ihren letzten Lebensabschnitt zu Hause verbringen und das sei zu respektieren. "Unsere Aufgabe ist das Thema Tod anzusprechen und Ängste zu nehmen", sagte Likar. "Menschen spüren, in welcher Phase des Lebens sie sind, wir müssen diese Dinge ansprechen und die Patienten sind sehr dankbar."
Die jüngste Abschaffung des Pflegeregresses begrüßte der OPG-Präsident. Allerdings hätten die Verantwortlichen vergessen gleichzeitig die neben den Heimen bestehenden Strukturen im niedergelassenen Bereich zu stärken.
Mit verstärkter Aufklärung solle in Zukunft auch besser vermieden werden, dass schwerkranke Palliativpatienten in ihrer allerletzten Lebensphase mit Notarzteinsatz ins Krankenhaus gebracht werden, um dort zu sterben, so Likar.
Wir müssen auch den Angehörigen vermitteln, dass sie nichts falsch machen können. Wenn sie schwerkranke Patienten mit nach Hause nehmen, erfüllen sie deren letzten Wunsch.
Der OPG-Präsident plädierte zudem für ein "Advanced Care Planning" nach deutschem Modell, das Patienten frühzeitig mit ihrer Situation konfrontiert und deren Wünsche dabei berücksichtigt.
Die Pressekonferenz der Österreichischen Palliativgesellschaft bildete auch den Auftakt zum 7. Österreichischen Interprofessionellen Palliativkongress statt. Der dreitägige Kongress unter dem Leitwort "Palliative Care - Wege in die Zukunft" findet ab Donnerstag in Innsbruck statt und stellt Kultur, Ethik und Praxis der Sorge ins Zentrum. Die Eröffnungsrede hält der deutsche Arzt, Philosoph und Bioethiker Giovanni Maio. Zum Kongress werden laut Veranstalter rund 1.000 Gäste erwartet.
Quelle: kathpress