1,50-Euro-Höchstlohn für Asylwerber "ein Hohn"
Bischof Hermann Glettler kritisiert das Vorhaben von Innenminister Herbert Kickl, den Stundenlohn von Asylwerbern für Hilfstätigkeiten bei Bund, Ländern oder Gemeinden neben der Grundversorgung auf 1,50 Euro zu begrenzen. "1,50 Euro ist ein Hohn", sagte der Innsbrucker Bischof laut APA am Rande einer Caritas-Pressekonferenz am Montag in der Tiroler Landeshauptstadt. Kritisch äußerte sich Glettler auch zur Umbenennung von Erstaufnahmezentren für Asylwerber in "Ausreisezentren". "Das tut wirklich weh", so der Bischof wörtlich. Auch beim Entwurf für die neue Mindestsicherung gebe es starke Bedenken, dass einige Zielgruppen von Kürzungen stark betroffen sein werden. Leider habe die Bundesregierung zu wenig auf die Expertise jener gehört, die täglich mit Menschen in Not arbeiten, so Glettler.
Unmittelbarer Anlass des Pressetermins, an dem auch Landeshauptmann Günther Platter teilnahm, war der Ausbau der Katharina-Wärmestube, die von Caritas Tirol und Barmherzigen Schwestern in Innsbruck betrieben wird. Die Öffnungszeiten wurden von Montag bis Samstag zwischen 9 und 14 Uhr ausgedehnt, ein zusätzlicher Sozialarbeiter ist ab sofort immer vor Ort, zum bisherigen Mittagessen wird ein Frühstück ausgegeben und die Duschmöglichkeiten wurden von zweieinhalb auf fünf Stunden täglich erweitert.
Auch Hygieneartikel können zu diesen Zeiten bezogen werden. Bisher wurde die Katharina-Stube von Barmherzigen Schwestern und Caritas alleine getragen, jetzt beteiligen sich das Land mit 97.000 Euro jährlich und die Stadt Innsbruck mit 52.000 Euro, hieß es in einer Aussendung der Caritas am Montag.
"Die Gesellschaft ist bedroht, am Kältetod des Mitgefühls zugrunde zu gehen", sagte Caritasdirektor Georg Schärmer bei der Pressekonferenz und machte so auf die Bedeutung der Investitionen in den Sozialbereich aufmerksam. Auch wenn die Einrichtung jetzt ausgebaut werde, sei die Wärmestube räumlich zu klein. "Mehr Duschmöglichkeiten, Krankenzimmer für Obdachlose und Notschlafzimmer wären wünschenswert", so der Direktor der Caritas der Diözese Innsbruck.
"Wir müssen auf die soziale Ausgewogenheit im Land schauen", bekräftigte auch Landeshauptmann Günther Platter. Aufgrund des guten Wirtschaftsstandorts und der hohen Beschäftigung im Land könne man sich diese Investitionen auch leisten.
Wir müssen jenen eine Stimme geben, die sie nicht mehr erheben können, sich kein Essen beschaffen und nicht mehr kommunizieren können - in der Katharina-Stube ist beides möglich. Ein breites Umfeld ist notwendig, damit wir behaupten können, es gibt ein soziales Tirol - wir arbeiten täglich daran.
Sozialer Friede sei in einer Gesellschaft ein extrem hoher Wert, sagte Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi. Er strich die Bedeutung eines sozialen Netztes hervor:
Ich kenne Menschen, die nie geglaubt hätten, je aus der Bahn geworfen zu werden. Es kann aber jeden von uns erwischen.
"In der Katharina-Stube werden die Grundbedürfnisse des Menschen abgedeckt. Profis und Freiwillige arbeiten daran, dass niemand auf der Strecke bleibt." Die Katharina-Stube biete Menschen auch eine Tagesstruktur, "denn das Gefühl, nicht dazu zu gehören, ist oft schlimmer, als die Kälte auf der Straße", ergänzte Soziallandesrätin Gabriele Fischer.
Seit 2016 betreiben die Barmherzigen Schwestern und die Caritas Tirol die Katharina-Stube gemeinsam. Pflege und Ausspeisung waren auch die ersten Angebote seit die Schwestern 1839 in Innsbruck tätig wurden. 1935 wurde die Einrichtung am jetzigen Standort eröffnet. "Dadurch, dass weniger junge Menschen in unsere Gemeinschaft einsteigen, haben wir die Caritas vor drei Jahren um Unterstützung gebeten", hielt Generaloberin Sr. Pauline Thorer fest.
Quelle: kathpress