"Vinzi-Pfarrer" Wolfgang Pucher wird 80
Der weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Graz bekannte Lazaristenpater Wolfgang Pucher wird am 31. März 80 Jahre alt. Nicht umsonst wird der für sein soziales Engagement vielfach ausgezeichnete Ordensmann "Vinzi-Pfarrer" genannt: Die von ihm gegründete "Vinzenzgemeinschaft Eggenberg - VinziWerke" betreibt Einrichtungen wie "VinziDorf", "VinziNest", "VinziBus" oder "VinziShops" in Graz, Wien, Salzburg und in Hostice (Slowakei), wo von Roma-Frauen "VinziPasta" produziert wird. Aktuell sind gibt es insgesamt 39 "Vinzi"-Projekte mit dem Ziel, Bedürftigen schnell, unbürokratisch und direkt zu helfen.
Deklarierte Zielgruppe sind Vertreter der "hässlichen" Armut, also solche, deren Schicksal nicht zu Herzen gehend die Geldbörse öffnet, sondern jene Menschen, vor der sich Passanten gerne abwenden, weil sie abstoßend wirken, ja sogar Widerwillen erregen, wie es auf der Website www.vinzi.at heißt. Seit 1990 widmen sich Pfarrer Pucher und sein Team von Gleichgesinnten Alkohol- und Drogenabhängigen, Bettlern und "jenen, die sich ansonsten nirgendwo hin wenden können".
Im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress anlässlich seines bevorstehenden runden Geburtstages erinnerte sich der ungebrochen aktive Priester an die Initialzündung für seinen Einsatz vor 46 Jahren in Graz. Er sei damals Pfarrer in Graz-St. Vinzenz geworden - und mit einem "Slum" in der sonst so pittoresken steirischen Landeshauptstadt konfrontiert gewesen: Sein Hauptaugenmerk galt der "Delogiertensiedlung" in der damaligen - heute namenlosen - Heßgasse, wo in vier Häusern 800 Menschen, davon 200 Kinder, ohne Dusche, ohne Waschmaschine und ohne Telefonanschluss unter heute unvorstellbaren Umständen lebten. Arbeitslosigkeit, Alkohol, Gewalt und Polizeieinsätze gehörten zum Alltag in dieser mit einem "Schandzaun" von der übrigen Stadt abgetrennten "Hölle von Graz", wie Pucher berichtete. Genau hier werde er gebraucht, denn das Evangelium richte sich zuallererst an die Armen, so die damalige Einsicht des jungen Pfarrers. Wobei sein priesterliches Wirken stets nie nur schöne Verkündigungsworte umfasste, sondern handfeste, konkrete Nothilfe - auch später, als er sich Obdachloser und Roma-Bettler annahm.
In der immer noch von sozial benachteiligten Grazern bewohnten Siedlung im Bezirk Lend feiert Pucher alljährlich immer noch eine vorweihnachtliche Messe - für ihn der "höchste Gottesdienst zu Weihnachten", zu dem er nachdrücklich auch Kommunalpolitiker einlädt, wie er betonte.
Auch wenn Pucher bei Themen wie Bettelverbot oder Quartierbeschaffung durchaus "lästig" sein kann, wissen viele Politiker in Graz, was die Stadt dem rührigen Kleriker verdankt. Zum Festgottesdienst an seinem Geburtstag, 31. März, um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Vinzenz erwartet er Bürgermeister Siegfried Nagl ebenso wie Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer; eingeladen sind auch sein ehemaliger Studienkollege, der frühere Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari sowie der ehemalige steirische Superintendent Hermann Miklas und rund 600 weitere Gäste.
Selbst aus armen Verhältnissen
Wolfgang Pucher wurde am 31. März 1939 in Hausmannstätten bei Graz in eine arme Handwerkerfamilie hineingeboren, nach der Matura 1958 trat er in die Grazer Lazaristen-Kongregation ein und wurde 1963 zum Priester geweiht. Nach einer Zeit als Kaplan und Erzieher war Pucher von 1969 bis 1973 am österreichischen St. Georgskolleg in Istanbul tätig, er leitete dort das Internat für 80 moslemische Buben. Seit 2. Juni 1973 ist er Pfarrer in Graz-St. Vinzenz. 1990 entstand die Jugend-Vinzenzgemeinschaft Eggenberg, 1991 startete Pucher mit dem "Vinzibus", der jeden Abend Lebensmittelspenden an Bedürftige verteilt; 1993 folgte in Graz-St.Leonhard das "VinziDorf", wo obdachlose Menschen eine Heimstatt in Baucontainern fanden. Ähnliche Initiativen in Grazer Bezirken und anderen österreichischen Städten folgten.
Ein besonderes Anliegen sind Pucher die Roma aus dem slowakischen Hostice, die bettelnd nach Graz kommen. Nach häufigen Vorwürfen, nur Bettler nach Graz zu importieren, startete er das Projekt VinziPasta, eine Nudelmanufaktur in Hostice, mit dem die Frauen des Ortes zuhause Geld verdienen können. Für Aufsehen sorgte auch sein Widerstand, als im Jahre 2011 das Land Steiermark ein Bettelverbot erließ. Pucher ließ sich selbst anzeigen und unterstützte andere Angezeigte, bis 2013 das Verbot vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde.
2015 überreichte ihm der damalige Sozialminister Rudolf Hundstorfer das silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich - eine von zahlreichen Auszeichnungen für den "Vinzi-Pfarrer". Bezeichnend für Pucher: Nachdem er 2012 im Essl-Museum Klosterneuburg mit dem "Essl Sozial Prize" für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, verwendete er das Preisgeld von einer Million Euro für eine innovative Form der Wohnbetreuung Obdachloser in der Stadt Salzburg.
Zu seinem 80er lege er keinen Wert auf jegliche Formen von "Heiligsprechung", sagte er im Kathpress-Interview. Er sei ein Mensch mit vielen Schwächen. Sein und das Anliegen der Vinzenzgemeinschaft sei es, "Menschen in ihrer Not aufzuspüren und sie dort abzuholen, wo sie gerade in ihrem Leben stehen und Hilfe benötigen".
Quelle: kathpress