"Missbrauch ist Verrat an Priesterberufung"
Das Stift Klosterneuburg verstärkt seine Präventionsbemühungen gegen Missbrauch. Dazu wurde u.a. mit dem Chorherren Thaddäus Ploner ein Verantwortlicher für Berufungsbegleitung und -stärkung ernannt. "Aufgabe für uns Priester ist es, für die Menschen da zu sein. Missbrauch ist ein Verrat an unserer Berufung", so Ploner am Dienstag im "Kathpress"-Interview. Wie der Chorherr erläuterte, wird in den kommenden Wochen vom Stift zudem ein externer Beauftragter für Prävention und Kinderschutz bestellt, der eng mit Ploner zusammenarbeiten soll.
Ploner beginnt außerdem mit der Ausarbeitung eines Aus- und Fortbildungsprogramms, dass das Ziel verfolgt, die Stiftsgemeinschaft - Priester, genauso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stift und in den Pfarren - zu sensibilisieren. Dabei gehe es freilich nicht nur um Missbrauch im engeren Sinn, sondern auch um "andere Formen von Gewalt, um Mobbing, Stalking und Ähnliches", führte der Ordensmann aus. "Wir wollen ein wachsames Auge auf unsere Gemeinschaft haben, wir wollen uns im guten Sinn weiterentwickeln."
Er wolle alle, die bei ihm Hilfe suchen, begleiten, so Ploner. Das betreffe zum einen die Mitbrüder und Mitarbeiter im Stift, aber auch die Pfarrangehörigen könnten sich jederzeit an ihn oder den externen Präventionsbeauftragten wenden. Das Stift Klosterneuburg ist für die Seelsorge in 24 Pfarren zuständig.
"Maßnahmen- und Erkenntnisbericht"
Nachdem in den vergangenen Jahren Fälle von Missbrauch im Verantwortungsbereich des Stiftes bekannt wurden, setzte das Stift zur Aufarbeitung bzw. Prävention eine unabhängige Expertengruppe ein. In Folge wurde u.a. ein "Maßnahmen- und Erkenntnisbericht" erstellt. Eine Konsequenz daraus ist nun zum einen die Installation von Thaddäus Ploner, zum anderen wurde Novizenmeister Albert Maczka mit der Überarbeitung des Aufnahmeprozesses beauftragt. Maczka zu seiner Beauftragung:
Mit der Überarbeitung unseres Aufnahmeprozesses wollen wir für die Zukunft noch besser, als bisher sicherstellen, dass jene, die zu uns kommen wollen, professionell und zeitgemäß auch auf ihre Motive und Eignung hin geprüft werden. Wir können nicht zulassen, dass einzelne, ungeeignete Persönlichkeiten bei uns Fuß fassen und dann durch ihr Verhalten Menschen verletzen und schließlich auch unsere gesamte Priestergemeinschaft in Misskredit bringen.
Propst Bernhard Backovsky begründete die neuen Maßnahmen in einer Aussendung damit, dass man die Kritik ernst genommen habe und sich gründlich mit der eigenen Verantwortung auseinandergesetzt habe. Man wolle ein "starkes zukunftsgerichtetes Signal" setzen. Ungeachtet der persönlichen Verantwortung jeden einzelnen für seine Handlungen, sei es die Pflicht der Augustiner-Chorherrn als Priestergemeinschaft mit dafür zu sorgen, dass Verletzungen wie in der Vergangenheit passiert bestmöglich vermieden und jedenfalls nicht durch strukturelle Defizite begünstigt werden, so der Propst des Stiftes. Backovsky wörtlich:
Ich habe das persönliche Gespräch zu den Betroffenen gesucht, für das Stift Verantwortung übernommen und um Verzeihung gebeten. Mit den heutigen Berufungen wollen wir auch den Opfern sagen: Wir haben es verstanden.
Thaddäus Ploner stammt aus Tirol. Der 40-jährige trat 2012 trat in das Stift Klosterneuburg ein und wurde dort 2017 zum Priester geweiht. Er ist als Kaplan in der Pfarre Langenzersdorf tätig.
Albert Mczka wurde 1967 in Polen geboren, wo er 1992 zum Priester geweiht wurde. Er trat 2005 in das Stift Klosterneuburg ein. Im Juli 2016 wurde er zum Novizenmeister des Stiftes berufen.
Quelle: kathpress