Erzdiözese Salzburg an Franziskaner: Wärmestube wieder öffnen
Die Erzdiözese Salzburg hofft auf eine baldige Wiedereröffnung der Wärmestube der Franziskaner in der Stadt. Man bedauere deren Schließung, die auch heimische Obdachlose treffe, betonte Alois Dürlinger, Referent von Erzbischof Franz Lackner in Armuts- sowie in Asyl- und Flüchtlingsfragen, am Dienstag in einem Statement. Anlass für die Schließung war ein Handgemenge zwischen einem Franziskanerpater und rumänischen Bettlern, das am vergangenen Wochenende von der Polizei geschlichtet werden musste.
Kritik übt die Erzdiözese auch an der Forderung nach einer Ausweitung der Bettel-Verbotszonen, die P. Oliver Ruggenthaler, Provinzial der Franziskanerprovinz Austria, nach dem Zwischenfall erhoben hatte. Der Zwischenfall mache betroffen, "allerdings halten wir es für bedenklich, von diesem Vorfall eine Verschärfung des Bettelverbots abzuleiten", so Dürlinger. Der Umgang mit Bettlern bleibe weiterhin eine große Herausforderung für die Stadt Salzburg. Eine Ausweitung des Bettelverbot werde die Situation allerdings nicht verbessern, sondern nur verlagern.
Als Kirche von Salzburg warnen wir vor so einer Vorgangsweise.
In den vergangenen Monaten sei es immer wieder zu Gewalt gegenüber Mitbrüdern gekommen, hatte Ruggenthaler gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (SN) erklärt. "Einem wurde im Vorjahr ein Zahn ausgeschlagen, ein anderer wurde geschlagen." Die Bettler würden immer aggressiver auf Menschen zugehen und um den besten Platz streiten, so der Ordensmann. "Vor allem ältere Menschen fürchten sich. Sie werden auf dem Weg zur Kirche bedrängt", zitieren ihn die SN am Dienstag.
Für Aufsehen sorgte Ruggenthaler mit seiner Forderung nach einer Ausweitung des Bettelverbots in der Stadt Salzburg. So plädierte er für eine Ausweitung des 2015 nach langen Debatten eingeführten Bettelverbots auf jene beiden Gassen, die direkt am Kloster und der Kirche des Ordens vorbeiführen. Es sei Zeit zum Handeln, so der Ordensmann gegenüber den SN. Bürgermeister Harry Preuner erteilte dem allerdings eine Absage, bot dem Ordensmann aber einen Gesprächstermin an.
In der Debatte um das Bettelverbot in Salzburg standen die Franziskaner vor drei Jahren noch auf Seiten der Kritiker, die sich gegen eine Wegweisung von Bettlern aussprachen. Entsprechend irritiert zeigte sich etwa SN-Redakteurin Susanna Berger in ihrem aktuellen Leitartikel darüber, dass die Forderung nach einer Ausweitung des Verbots gerade von einem christlichen Bettelorden erhoben wird: "Was ist da passiert, dass diese Ordensleute nichts mehr mit aggressiven Bettlern zu tun haben wollen?"
Caritas gegen Bettelverbot-Ausweitung
Gegen eine von den Franziskanern geforderte Ausweitung des Bettelverbotes in der Salzburger Innenstadt hat sich am Dienstag auch die Caritas der Erzdiözese ausgesprochen: "Ein weiteres Verbot wird keine Lösungen bringen", so Caritas-Direktor Johannes Dines in einer Aussendung. "Caritas und Erzdiözese sind gerne bereit die Franziskaner zu unterstützen und Wege zu finden, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Ziel sollte es sein, dass die Franziskaner allen Menschen helfen können, die an ihre Pforte klopfen", so Dines wörtlich.
Die Caritas sei durch Streetwork und Notschlafstellen im regelmäßigen Kontakt mit Armutsmigranten. "Seit Jahren kommt die gleiche Gruppe aus Rumänien nach Salzburg. Hier gibt es ein gutes Miteinander. Hin und wieder sind kleinere Gruppen in der Stadt, mit denen es weniger Kontakt gibt", so Torsten Bichler, Fachbereichsleiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe. Eine Zunahme der Gewaltbereitschaft sei von Seiten der Caritas nicht beobachtet worden. Bichler: "Aufgrund der Vorfälle mit einzelnen Personen, kann man nicht auf die ganze Gruppe schließen. Streitereien unter Notreisenden kommen immer wieder vor - so wie bei anderen Menschen auch."
Pucher wirbt für mehr Verständnis
"Armenpfarrer" und "VinziWerke"-Initiator Wolfgang Pucher hat anlässlich der Auseinandersetzung zwischen einem Franziskanerpater und rumänischen Obdachlosen am Wochenende in Salzburg für mehr Verständnis für Letztere eingefordert. Zwinge man ihnen die in Österreich gängigen Lebensgewohnheiten nicht auf, sei ein Nebeneinander bzw. ein Miteinander durchaus möglich, schrieb Pucher am Dienstag in einer Aussendung. Pucher engagiert sich seit 1996 für slowakische Roma und seit 2013 für rumänische Roma.
Zurzeit leben 40 Personen aus Rumänien in Puchers Pfarrhauskeller. Als unmittelbar betroffener Quartiergeber mit jahrelanger täglicher Erfahrung bat er im konkreten Fall darum, sich besser über die Lebensweise der Roma in deren Heimat zu informieren und sich dazu etwa auch bei ihm vor Ort ein Bild davon zu machen, "wie es möglich ist, auf zivilisierte Art und Weise miteinander umzugehen".
Die oftmals als aggressiv empfundene Kultur der Betroffenen führt Pucher auf eine jahrhundertelange Verfolgung und Diskriminierung zurück, der sie mit allerletzten Mitteln entgegentreten müssten, um nicht immer die Verlierer zu sein. Auch im Pfarrhauskeller komme es, wie bei vielen anderen Menschengruppen auch, manchmal zu Auseinandersetzungen. Er habe allerdings gelernt, "zwischen der Art, wie sie diese führen und dem, was wirklich dahinter steht zu unterscheiden". Aggressivität der Bevölkerung gegenüber komme gar nicht vor, "außer es begegnet ihnen jemand mit verständnisloser Härte und mit Forderungen, die sie nicht erfüllen können", erläuterte Pucher.
Kommt es doch einmal zu handfesten Auseinandersetzungen, greife er nicht ein, "weil ich den Sachverhalt kaum kenne und schon gar nicht beurteilen kann, wer im Recht bzw. wer dem anderen zu nahe getreten ist". Bisher sei es allerdings zu keiner mit Salzburg vergleichbaren Situation gekommen.
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Quelle: kathpress