Klimaexpertin fordert mehr kirchlichen Einsatz gegen Klimakrise
Mehr kirchlichen Einsatz gegen die Klimakrise wünscht sich die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. "Es ist noch viel zu tun", meinte sie bei einer Veranstaltung der Theologischen Kurse Wien am Donnerstag und rief dazu auf Lebensstil und Konsumverhalten radikal zu überdenken. Unter dem Titel "Ist unser Klima noch zu retten? Fakenews, Fakten, offene Fragen" analysierte die renommierte Expertin gemeinsam mit Isolde Schönstein, Gründerin der "ARGE Schöpfungsverantwortung", was Politik, Gesellschaft, Kirche und Wirtschaft gegen den Klimawandel tun müssten. Die für Freitag angesetzte österreichweite Schüler-Demonstration für den Klimaschutz ("#FridaysForFuture") bezeichnete Kromp-Kolb dabei als "wichtigen Schritt". Das Anliegen der Jugendlichen brauche mehr Unterstützung.
Der Mensch sei "Opfer und Treiber des Klimawandels", legte Kromp-Kolb dar. Das Wissen um die Phänomene der Klimaveränderung bestehe bereits lange, nun sei das Handeln dringend angesagt, denn "wir haben nicht mehr viel Zeit". Tiefgreifende Veränderungen im Wirtschaftssystem und Konsumverhalten seien nötig. Dabei gehe es auch um das Hinterfragen persönlicher Werte und den eigenen Lebensstil, meinte die Klimaforscherin. So müssten neue Technologien - wie selbstfahrende Autos, Intelligent Design oder Elektromobilität - "fördern, was uns wichtig ist".
Hierbei hätten auch die Kirchen eine wichtige Rolle und könnten den Umdenk-Prozess vorantreiben. Der Papst ist mit seiner Enzyklika "Laudato si" in den Augen der emeritierten Professorin der Universität für Bodenkultur (Boku) ein Vordenker. Franziskus spreche wesentliche Fehlentscheidungen der Menschheit an und kritisiere, dass die Wirtschaft die Menschen vor sich hertreibe. Davon seien auch die christlichen Kirchen nicht ausgenommen, auch wenn auf Seiten der Pfarren durchaus Interesse an Umwelt- und Klimaschutz spürbar sei. Dennoch habe sich die Lebensweise der Christen kaum geändert. Deutlichstes Beispiel dafür laut Kromp-Kolb:
Ich sehe jeden Sonntag viele Autos vor den Kirchen, und noch immer organisieren Pfarren Flugreisen.
Steuern gegen Fossilbrennstoffe
Die Klimaexpertin forderte von der österreichischen Regierung öko-soziale Steuern, um den Trend der Erderwärmung von staatlicher Seite entgegenzutreten. Die neue Steuer sollte fossile Brennstoffe, die die Klimaerwärmung vorantreiben, höher belasten und im Gegenzug Arbeit entlasten. "Die aktuelle Regierung weiß um das Problem, tut aber zu wenig", so Kromp-Kolb.
Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts sei mit einem Temperaturanstieg von 4 bis 6 Grad zu rechnen, "wenn nichts passiert", warnte Kromp-Kolb. Und selbst wenn Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sei mit einem Temperaturanstieg zu rechnen. Schon jetzt gebe es Probleme durch lange Hitzeperioden wie zuletzt im Sommer 2018. Als Beispiel dafür nannte die Forscherin die Borkenkäfer-Plage im Waldviertel. "Mit solchen Probleme ist durch die steigenden Temperaturen künftig vermehrt zu rechnen."
Schon jetzt könne jeder etwas gegen die Klimaerwärmung tun, betonte die Meteorologin. Kleine Schritte, wie der der Verzicht auf Fleisch oder der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad, könnten längerfristig einen Unterschied machen und seien gut für Gesundheit, Landschaft und Klima.
Vergessenheit bekämpfen
Isolde Schönstein von der "ARGE Schöpfungsverantwortung" rief die Pfarren dazu auf, sich wieder stärker für den Klimaschutz einzusetzen. Sie erinnerte daran, dass es seit der Gründung der kirchlichen Arbeitsgemeinschaft 1992 um die gleichen Themen gehe: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Diese müssten nun wieder stärker ins Gedächtnis, wünschte sich Schönstein.
Quelle: kathpress