Schönborn würdigt Mut zu Uni-Wien-Gründung 1365
Kardinal Christoph Schönborn hat bei der Eröffnung des traditionellen "Dies Academicus" am Dienstag den Mut des damals 25-jährigen Habsburgers Rudolf IV. zur Gründung einer Universität in Wien vor 654 Jahren gewürdigt. Die Gründung der Universität durch den jung verstorbenen Herzog sei eine "mutige Stiftung" gewesen, die zu würdigen sei. Diesen Mut brauche eine Universität auch heute, so Kardinal Schönborn. Der "Dies Academicus" begann mit der durch den Universitätsbund "Alma Mater Rudolphina" begründeten Tradition der Kranzniederlegung am Grab Herzog Rudolfs IV. (Rudolf der Stifter; 1339-1365) im Wiener Stephansdom.
Die Verbindung von Universität und Kirche und deren jahrhundertelange Tradition wurde damit bekräftigt - eine Verbindung, die heute "keine Selbstverständlichkeit" mehr darstelle, wie Kardinal Schönborn betonte. Zur Zeit der Universitätsgründung sei diese Verbindung jedoch "zutiefst selbstverständlich" gewesen. Dazu passend sei das Wort des Philosophen Martin Heidegger über die Bedeutung von Tradition: "Herkunft ist Zukunft". Um so erfreulicher sei es, dass die enge Verbindung von Kirche und Universität auch als Teil der universitären Erinnerungskultur bis heute gepflegt werde.
Rektor Heinz Engl sagte, die Gründung der "Alma Mater Rudolphina" sei "visionär" gewesen. Dabei sei damals nicht klar gewesen, ob diese Gründung so wie andere Hochschulgründungen jener Zeit nicht bald wieder untergehen würde. Doch es habe sich eine "kritische Masse" aus Lehrenden und Schülern gebildet, die groß genug gewesen sei, um sich durchzusetzen. Die Universität sei heute überaus erfolgreich und habe im vergangenen Jahr 70 neue Professuren einrichten können, berichtete der Rektor. Wichtig sei aber vor allem, dass sie "zu Verständnis und Toleranz" in der Gesellschaft beitragen könne.
Der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller, sagte bei der Feier im Stephansdom, dass die Daten 12. März als Univeristäts-Stiftungstag und 13. März als Gedenktag an den "Anschluss" 1938 schicksalhaft eng beieinander lägen. Der 13. März 1938 sei ein Einschnitt in der medizinischen Forschung Österreichs gewesen. Exemplarisch dafür stehe die erzwungen Emigration des Nobelpreisträgers Otto Loewi, der die Wirkungsweise der Synapsen erforscht hatte. Die Universität sei immer aufgerufen, den Charakter zu bilden, betonte Müller und zitierte Albert Einstein: "It's not intellect that makes a great scientist, it's character." Müller erinnerte bei der Feier u.a. auch an den am Sonntag beim Flugzeugabsturz in Äthiopien ums Leben gekommenen Medizinuniversitäts-Wissenschaftler Wolfgang Aigner.
Die "Alma Mater Rudolphina" wurde am 12. März 1365 gegründet. Heute ist sie mit rund 92.000 Studierenden und 9.500 Mitarbeitern die älteste und größte Hochschule im gesamten deutschsprachigen Raum und eine der größten in Mitteleuropa. 178 Studienrichtungen werden derzeit angeboten.
Quelle: kathpress