Fastenzeit ist "Zeit der Freude"
"Die Fastenzeit ist keine traurige Zeit, sondern eine Zeit der Freude." Das betont der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seinem Fastenhirtenbrief, der an diesem Sonntag bei den Gottesdiensten in der Erzdiözese Salzburg verlesen wurde. Die Umkehr sei eine der schönsten Erfahrungen, die der Mensch machen kann, so Lackner: "Der Umkehrende steht ganz nah bei Gott. Er erfährt die Befreiung von allem, was ihn gefangen hielt, und macht sich auf, in Gottes Licht zu leben. Er darf sogar die Erfahrung machen, dass Gott ihn umarmt wie der barmherzige Vater im Evangelium den verlorenen Sohn". In besonderer Weise werde das auch im Sakrament der Beichte spürbar.
Mit Fasten verbinde man vor allem den Verzicht auf Nahrung, Alkohol und so manche größere oder kleinere Freuden, so Lackner weiter. In einer Wohlstandsgesellschaft würden viele Menschen das Fasten als heilsame Erfahrung für den Körper aber auch für die Seele erkennen:
Es tut dem Körper gut, wenn er entschlackt. Und es tut Geist und Seele gut, wenn sie im Verzicht eine Art Reinigung und Besinnung erfahren.
In diesen Vorgängen deute sich eine tiefe geistliche Erfahrung des Fastens an. Denn:
Der Verzicht übt uns ein, Abstand zu nehmen von dem, was unseren Alltag bestimmt und manchmal auch belastet. Indem wir verzichten, machen wir einen Schritt zurück. Wir treten für eine Zeit aus unserem Alltag heraus, besonders wenn wir das Fasten auch mit Zeiten der Stille und der inneren Einkehr verbinden.
Aus diesem Abstand könne man das eigene Leben anders betrachten. Lackner: "Erlebe ich den Abstand von den Ablenkungen des Alltags zunächst als Befreiung, so tut sich dabei auch ein Leerraum auf. Dieser Leerraum führt mich in die Konfrontation mit mir selbst. Ich werde auf das Wesentliche zurückgeworfen." Freilich:
Die Konfrontation mit mir selbst kann mich erschrecken. Denn wenn mir die Zerstreuungen genommen sind, dann werde ich wohl neben dem Guten auch mein eigenes Elend entdecken.
Der Salzburger Erzbischof zitiert den französischen Philosophen und Mathematiker Blaise Pascal: "Die Erkenntnis des eigenen Elends ohne die Erkenntnis Gottes führt zu Verzweiflung." Und dann mit eigenen Worten:
Gott sieht mich an. Er sieht mich, wie ich bin, und tut dies mit einem liebenden Blick. Gott liebt mich nicht, weil ich besonders gut bin, oder besser als die anderen, sondern weil ich sein Kind bin.
Im Bewusstsein, dass Gott jeden Menschen mit liebenden Augen betrachtet, kann könne man auch die je eigene Wahrheit annehmen, und sei sie noch so dunkel. So beginne und vollziehe sich die Umkehr, betont Lackner:
Gottes liebender Blick führt mir mein Dunkel vor Augen, doch ruft er mich zugleich davon weg zu ihm hin.
Quelle: kathpress