Bischof Scheuer
Ehrenamt für Kirche und Gesellschaft unerlässlich
Bischof Scheuer
Ehrenamt für Kirche und Gesellschaft unerlässlich
Eine Lanze für das Ehrenamt bricht der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seinem heurigen Hirtenbrief zur Fastenzeit. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr aufsplittet und die auseinanderdriftet, seien Ehrenamtliche "ein unverzichtbares Bindeglied und Botschafter zwischen unterschiedlichen, teils sehr gegensätzlichen Lebenswelten", schreibt Scheuer. Gesellschaft und Kirche lebten in vielen und weiten Bereichen vom Engagement von Menschen, die gemeinhin als "Freiwillige" bezeichnet werden.
Das Ehrenamt habe sich in den vergangenen Jahren hin zu einer "Kultur der Freiwilligkeit" entwickelt. Scheuer:
Freiwillige engagieren sich in der Kinder- und Jugendarbeit, pflegen den Kulturschatz ihres Landes, schützen und pflegen die Natur, retten und versorgen Unfall- und Katastrophenopfer, unterstützen und begleiten Asylwerber, organisieren Flohmärkte für Menschen in Not, besuchen alte und kranke Menschen, entlasten überlastete Angehörige und spenden das teuerste Gut unserer Ära, nämlich Zeit.
Sich ansprechen zu lassen, sich zu entscheiden und dann ohne Frage nach dem Profit einen Weg zu gehen - eine solche Haltung "hinterlässt oft heilige und heilende Spuren", schreibt der Bischof und weiter:
Ich möchte dafür danken, was Freiwillige und Ehrenamtliche im Dienst an Kirche und Zivilgesellschaft leisten, denn sie sind nicht einfach Lückenbüßer. Wir verdanken ihnen unschätzbare soziale, karitative und auch wirtschaftliche Werte.
Eine Kultur, "die alles verrechnen und auch alles bezahlen will, die den Umgang der Menschen miteinander in ein oft einengendes Korsett von Rechten und Pflichten zwingt", erfahre durch unzählige sich freiwillig engagierende Mitmenschen, "dass das Leben selbst ein unverdientes Geschenk ist". Im Ehrenamt gehe es deshalb auch "um die Achtung vor der Würde des Menschen, um Helfen, Teilen, Solidarität und Vergebung, um Gerechtigkeit und Ehrfurcht vor der Schöpfung, um Hoffnung auf Vollendung und Vertrauen in die Zukunft".
Grenzen des Ehrenamtes
Ehrenamtliches Engagement habe aber auch seine Grenzen, räumt der Bischof ein. Ehrenamtliche Tätigkeiten würden zunehmend anspruchsvoller. Deswegen bedürfe es einer klaren Beschreibung der Tätigkeit und des Aufgabenfeldes, einer Klärung zeitlicher Belastung und der Information über Rechte und Pflichten, mitunter auch einer angemessenen Vorbereitung und Qualifizierung für die Aufgabe. Manche Tätigkeiten bedürften jedenfalls eines professionellen Managements.
Daher könne es auch keinen Zweifel daran geben, "dass eine vitale und wache Kirche auf Menschen angewiesen ist, die hauptamtlich im kirchlichen Dienst stehen": als Priester, Diakone, Ordensfrauen und -männer, als Pfarr- und Pastoralassistenten, als Religionspädagogen und als Angestellte im kirchlichen Dienst. Diese seien von Berufs wegen "Ermöglicher", so Scheuer:
Sie ermöglichen Räume für Gottesbegegnung in den Feiern der Sakramente und Räume, um von Gott und Jesu Botschaft zu erfahren, sie ermöglichen Räume, die die Gemeinschaft unter den Menschen stärken, sie ermöglichen Räume für Empathie mit den Zu-kurz-Gekommenen und An-den-Rand-Gedrängten.
Es sei der gemeinschaftliche Grundauftrag von Kirche, "die Botschaft Jesu weiterzutragen, zu leben, den Menschen anzubieten und Gottesnähe erfahrbar zu machen", betont Scheuer. Diese gemeinsame Aufgabe finde in den unterschiedlichen Gaben, Charismen und Stärken ihren Ausdruck. Nachsatz:
Ein neidisches Schielen aufeinander und ein missgönnendes Vergleichen untereinander, aber auch der Streit darüber, welche Begabungen, Funktionen und Tätigkeiten für die Kirche und für die Gesellschaft wichtiger sind, führt zu nichts Gutem. Denn: Der Geist Gottes wirkt im Miteinander, nicht im Gegeneinander!
Eine entscheidende Frage für die Zukunft der Kirche werde es daher sein, "wie wir die Berufungen zum ehren- und hauptamtlichen Engagement gemeinsam heben können".
Quelle: kathpress