Caritas zieht erschreckende Bilanz nach acht Jahren Syrien-Krieg
Die Caritas Österreich macht auf die verheerenden Auswirkungen des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs in Syrien aufmerksam. Besonders betroffen seien die 1,75 Millionen Kinder, die derzeit nicht zur Schule gehen könnten. "Diese Kinder kennen nichts Anderes als Vertreibung und Flucht. Das ist eine Katastrophe", mahnte Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Freitag. Aktuell bräuchten mehr als 13 Millionen Menschen - davon 5,6 Millionen Kinder - humanitäre Hilfe, "um überhaupt überleben zu können", so Landau wörtlich. Seit Beginn des Konflikts habe die Caritas bereits mehr als 24 Millionen Euro an Hilfsgelder bereitgestellt. Die humanitäre Hilfe sei aber chronisch unterfinanziert und ein stabiler Frieden in weiter Ferne, kritisierte der Caritas-Präsident.
Die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen könnten, entspreche der Anzahl aller schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in Österreich insgesamt, erklärte Landau.
Daher haben wir als Caritas von Anfang an neben der klassischen Nothilfe, also der Versorgung mit Lebensmittel und medizinischer Betreuung, in der Hilfe vor Ort daraufgesetzt: Kindern zu ermöglichen, die Schule zu besuchen.
Ein Beispiel für das Engagement der Caritas Österreich für vom Konflikt betroffene Kinder sei das regionale Bildungsprogramm RHEP (Regional Holistic Education Programme). Das Programm ermögliche eine psychosoziale Unterstützung für Kinder, die durch Krieg und Leid oft schwer traumatisiert seien. "Therapeutische und psychologische Hilfe sind hier dringend notwendig", betonte der Caritas-Präsident.
Hilfe auch in Nachbarländern
Neben Hilfe im Bürgerkriegsland selbst ermögliche die Hilfsorganisation auch eine Unterstützung für Syrer, die in Nachbarländer, wie Libanon, Jordanien, aber auch Nordirak und Ägypten, fliehen mussten.
Mit der Gesamthilfe der Caritas Österreich im Libanon und in Jordanien, die u.a. von ORF-Nachbar in Not und der Agentur der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) mitfinanziert wird, sollen bisher mehr als 100.000 Menschen unterstützt worden sein. Die Mittel fließen laut Caritas in Bildung, Lebensmittel, Hygieneartikel sowie Küchenutensilien, in Winterkleidung, die Reparatur und Verbesserung von Unterkünften und in Mietzuschüsse.
Die Bilanz nach acht Jahren Bürgerkrieg sei erschreckend, meinte Landau, denn der Krieg habe "Grauen und Zerstörung hinterlassen." Seit den Protesten gegen die Regierung Bashar Al Assad's und dem darauffolgenden Ausbruch des Krieges im März 2011 wurden 560.000 Menschen getötet. 6,2 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht, 5,6 Millionen Menschen sind in die Nachbarländer geflohen.
Aktuell gebe es zwar durch den Vormarsch der Regierung eine verbesserte Sicherheitslage in einigen Teilen Syriens. Die Rückkehr der geflüchteten Menschen werde darum auf Druck der Nachbarländer Syriens immer stärker diskutiert. Syrien befinde sich laut Landau aber "noch immer im Krieg, und eine sichere Rückkehr ist laut UNHCR noch nicht gewährleistet. Zugleich haben die Menschen in den Aufnahmeländern wenig Perspektiven und müssen unter prekären Umständen leben", meinte der Caritas-Präsident.
Ein dauerhafter Friede in Syrien sei noch nicht möglich, da "verschiedene Machtinteressen im Mittelpunkt stehen, und das Leid der Zivilbevölkerung kaum zählt", erklärte Landau. Klar sei, dass das Ziel von Rückkehr und Wiederaufbau nur erreicht werden könne, wenn es eine Unterstützung aller gebe. "Als Caritas Österreich werden wir weiterhin unseren Beitrag in der Hilfe vor Ort in einem umfassenden Sinn leisten", versprach Landau.
(Informationen unter: www.caritas.at/syrien)
Quelle: kathpress