Orden und Sozialakademie erklären die christliche Soziallehre
Mit einer neuen Video-Reihe wollen die Katholische Sozialakademie Österreich (ksoe) und die heimischen Ordensgemeinschaften die christliche Soziallehre einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Die sechs Prinzipien Personalität, Gemeinwohl, Solidarität, Subsidiarität, Nachhaltigkeit und Option für die Armen werden in jeweils dreiminütigen Videos von ksoe-Direktorin Magdalena Holztrattner erklärt, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag.
Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, bezeichnet in der Aussendung die christliche Soziallehre mit ihren sechs Prinzipen als "Faustregel der Verantwortung". Heute würden von manchen die Grundlagen des Sozialstaates oder die allgemeine Gültigkeit der Menschenrechte in Frage gestellt. Der christlichen Soziallehre gehe es hingegen um ein gutes Leben für alle, ohne Ausgrenzung und Gewalt.
"Die christliche Soziallehre ist nicht Kochrezept, sondern wie ein Kompass", so ksoe-Direktorin Holztrattner: "Ein Kompass gibt die Richtung vor, beschreibt aber nicht, welche Schritte uns zum Ziel führen. Er hilft uns beim Orientieren, wenn wir nicht weiterwissen, erfordert aber dennoch, unseren Weg selbst zu planen." Es gelte zu reflektieren, "welche sozialen Strukturen eine Gesellschaft braucht, damit alle Menschen gut in ihr leben können".
Bischof Werner Freistetter würdigte in einer Aussendung die neue Medieninitiative. "Mit diesem innovativen Bildungsangebot vermittelt die Katholische Sozialakademie Österreichs die Katholische Soziallehre auf zeitgemäße Art und Weise." Die heimischen Bischöfe seien dankbar für diese neue Initiative, so Freistetter, der in der Bischofskonferenz der zuständige Referatsbischof für die Katholische Sozialakademie ist.
Als Einrichtung der Bischofskonferenz sei die Sozialakademie seit nunmehr 60 Jahren für die Vermittlung, Erforschung und Umsetzung der Soziallehre der Kirche tätig und leiste mit dieser Bildungsinnovation einmal mehr einen "zentralen Beitrag zur Sozialverkündigung der Kirche und zur sozialen Gewissensbildung in der Gesellschaft", so der Bischof.
Grundlegende christliche Prinzipien
Das Prinzip der Personalität besagt, dass die Würde des Menschen als Person unantastbar ist. Sie ist nicht verdient, kann nicht verhandelt oder verkauft werden. Das Gemeinwohlprinzip hat das Wohlergehen der ganzen Gemeinschaft zum Ziel, das über das Befinden einzelner Menschen hinausgeht. Das erstrebte größtmögliche Glück der Einzelnen hat damit seine Begrenzung im Gemeinwohl.
Weil alles mit allem verbunden ist, sind alle füreinander verantwortlich. - Das meint das Solidaritätsprinzip. Der Mensch ist ein Beziehungswesen und darauf angewiesen, sich in der Beziehung zu einem Gegenüber zu entfalten und zu wachsen. Sich solidarisieren bedeutet demnach, sich bewusst in die Lage anderer, ja auch Fremder zu versetzen. Letztlich geht es darum, sich der gemeinsamen Menschheitsfamilie zu erinnern, weil alle auf dem gleichen Planeten Erde leben und voneinander abhängig und für einander verantwortlich sind.
Wo Individuen bzw. kleinere soziale Einheiten ihre Angelegenheiten selbst bewerkstelligen können, darf die übergeordnete Einheit (etwa der Staat) Hilfe nur anbieten. Wo die Kräfte der kleineren Einheit nicht reichen, ist es Aufgabe der größeren Einheit, unterstützend einzugreifen. - Das besagt das Subsidiaritätsprinzip.
Das Prinzip der Nachhaltigkeit fragt danach, ob der heutige Wohlstand auf Kosten der sozialen und ökologischen Existenzbedingungen anderer Menschen bzw. auch folgender Generationen aufgebaut ist.
Das Prinzip der Option für die Armen ist wie eine Sehhilfe, die den Blick dafür schärft, ob eine Gesellschaft gerecht gestaltet ist oder einseitige Interessen einer kleinen Gruppe fördert. Man erkennt strukturelle Schieflagen oder Ungerechtigkeiten relativ leicht, wenn man durch die Brille derjenigen sieht, die arm, benachteiligt und von gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen sind. Die Gerechtigkeit einer Gesellschaft zeigt sich also daran, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.
Quelle: kathpress