Katholische Frauenbewegung zum 8. März: "Machtfrage stellen"
Maßnahmen, "um unterschiedlichen Ausprägungen von Machtmissbrauch wirkungsvoll entgegentreten zu können", hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) anlässlich des Weltfrauentages (8. März) gefordert. Es gelte "die Machtfrage zu stellen" und durch strukturelle Veränderungen in Kirche und Gesellschaft Missbrauch zu verhindern, erklärte kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner in einer Aussendung am Donnerstag. In der Kirche sei der Kampf um Gleichberechtigung, wie auch die aktuelle Debatte um sexuellen Missbrauch offenlege, "mehr als ein Gebot der Stunde".
Pernsteiner betrachtet Übergriffe durch Kirchenvertreter primär als Machtmissbrauch, und dieser wiederum sei "primär ein strukturelles Problem". In der Kirche brauche es deshalb "Reformen in der Amtsstruktur, die das bestehende Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, Klerus und Laien aufheben, dazu eine radikale Wende in der Sexualmoral". Konkret plädierte Pernsteiner für die Öffnung aller Weiheämter für Frauen, um einem "den Missbrauch begünstigenden Klerikalismus" entgegenzutreten. Geeigneten Männern wie Frauen seien alle Ämter zugänglich zu machen. Die erforderliche Trennung von Weihe- und Leitungsamt in der Kirche solle "Macht verteilen helfen", so die kfbö-Vorsitzende weiter. "Geistliche Macht", die im Weihesakrament verliehen wird, dürfe nicht im Sinne von "beherrschen" verstanden werden, sondern im Sinne von "ermächtigen".
Überall, wo Menschen Gerechtigkeit und Chancengleichheit verwehrt würden, "hierarchische statt partizipative Ordnungen" wirksam seien, drohe Machtmissbrauch, wies Pernsteiner hin. "Frauen haben das über lange Jahrhunderte leidvoll erfahren." Dies verlange genaues Hinsehen, die Entwicklung neuer Perspektiven und deren konsequente Umsetzung. Macht als Spielraum dafür, Interessen durchzusetzen, müsse nach den Worten der kfbö-Vorsitzenden generell im Dienst der Menschenwürde und der Förderung von Gerechtigkeit und Gemeinwohl stehen.
Die Missbrauchsdebatte habe zuletzt einen Anstoß zur vertieften Reflexion gegeben: Die katholische Frauenbewegung Österreichs teile mit einer Reihe von Fachleuten wie etwa den Jesuiten Klaus Mertes und Ansgar Wucherpfennig die Analyse, dass es eine neue strukturelle Ordnung in der Kirche brauche, die auch die Öffnung aller Weiheämter für Frauen umfasse. Es gehe darum, die Glaubwürdigkeit der Kirche aufrechtzuerhalten und wiederherzustellen, wo nötig. "Wir wollen Kirche gestalten, gemeinsam mit Männern, in geteilter Macht", hielt Pernsteiner fest.
Teilhabe in Gesellschaft insgesamt
Gleiches gelte für die Gesellschaft insgesamt: Das bedeute Engagement in Fragen der Wirtschafts-, Finanz-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Einsatz für eine geschlechtergerechte Verteilung von Ressourcen und Teilhabechancen. Pernsteiner:
Es geht uns darum, Spielräume zu schaffen und dafür zu nutzen, die Interessen von Frauen und Männern als aufeinander bezogene Gemeinschaft abzugleichen und durchzusetzen.
"Frauen stärken" sei ein Grundsatz der Bildungs- wie spirituellen Arbeit der Katholischen Frauenbewegung. Im Herbst startet die kfbö unter dem Motto "einmischen/aufmischen/mitmischen" einen zweijährigen Themenschwerpunkt rund um Partizipation und Demokratie.
Quelle: kathpress