Wien: Dompfarrer Faber enthüllt Stein-Installation in St. Stephan
Dompfarrer Toni Faber hat am Montagabend die Fastenzeits-Installation im Wiener Stephansdom enthüllt. Die raumgreifende, haptische Installation, die sich über das gesamte Mittelschiff ausbreitet und unter dem Motto "Sky of Stones" steht, besteht aus 1.332 schwebenden Steinen, die einem Asteroidengürtel gleich über den Köpfen der Besucher schweben. Das Kunstwerk des Linzers Peter Baldinger kann als eine Referenz an die Vielzahl der Vorkommen des Steinsymbols in der Heiligen Schrift ebenso gelesen werden wie als solche an den Steinigungstod des Dompatrons und Erzmärtyrers Stephanus. "'Steine' ist deshalb ein Thema, das nicht zufällig gewählt wurde", so Faber.
Installations-Verantwortlicher Baldinger verwies im Gespräch mit der Zeitung "Die Presse" (Mittwoch) auf das Ambivalente des Steins zwischen Schutz (Grundstein) und Bedrohung (Steinigung). Dies habe ihn fasziniert. Dass diese Steine nicht wie Sandsteine aussehen, denen sie der umgebenden Domarchitektur folgend eigentlich nachempfunden seiend, sondern in der farbigen Beleuchtung von einigen als Luftballons empfunden würden, sei zwar nachteilig, aber man habe sich dennoch zur lichttechnischen Steigerung der Dramatik entschlossen: So leuchten die Steine in der Fastenzeit violett, zu Ostern golden und bis Pfingsten rot.
Baldinger und Freunde haben in monatelanger Arbeit die Steine aus Zeitungspapier geballt und mit Seidenpapier umspannt. Die Zahl 1.332 ergibt sich aus einem religionsmystischen Zahlenspiel: Drei mal vier mal 111 lautet die hier aufgestellte Rechnung, bestehend aus der göttlichen Zahl, der irdischen Zahl und der Breite des Doms, 111 Fuß.
Während der Fastenzeit gibt es im Stephansdom auch eine zweite spektakuläre Installation des Künstlers Peter Baldinger. Diese war in ähnlicher Form bereits vor fünf Jahren zu sehen. Es handelt sich um den "Echo Curtain", einem aus 612 spiegelnden Edelstahlplättchen gefertigten Fastentuch, das vor das barocke Hauptaltarbild gespannt ist. Die Plättchen geben ein verzerrtes Spiegelbild des Kirchenraums wieder, "auf diese Art und Weise lebt das Kunstwerk", so Baldinger.
Durch die unterschiedliche Prägung der Platten wird in der Reflexion sichtbar, was sie schützen sollen - Kreuz Christi bzw. Opfer Christi für die Menschen. Aus der Ferne ist nämlich deutlich die Kreuzigung Christi zu erkennen, erst beim Näherkommen löst sich das Bild auf.
In dem jetzt durch Baldinger stark veränderten Kirchenraum von St. Stephan eröffnet Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend, 18 Uhr, mit einem, Pontifikalgottesdienst die Fastenzeit. Für die musikalische Gestaltung sind Domkapellmeister Markus Landerer, das Vokalensemble St. Stephan und Domorganist Konstantin Reymaier verantwortlich. Zu hören sind Aschermittwochsmotetten von Gregorio Allegri, Gioachino Rossini, Johann Simon Kreuzpointner, Peter Planyavsky und Johann Sebastian Bach.
Quelle: kathpress