Kirche macht solidarischen Lebensstil schmackhaft
Die katholische Kirche lädt in der Fastenzeit dazu ein, den eigenen Lebensstil zu überdenken, sich in manchem etwas zurückzunehmen und den Verzicht mit konkreter Solidarität zu verbinden. Zahlreiche österreichweite Aktionen bieten in der Zeit bis zum Osterfest Hilfen zu positiven Veränderungen in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Mobilität. Vertreten sind dabei Angebote für alle Altersgruppen, wobei Charity-Aktionen mit Prominenten und Gewinnspiele als spezielle Motivationen dienen.
Die bekannteste und wohl auch längst bestehende Fastenaktion Österreichs ist die "Aktion Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung Österreich (kfbö) mit dem "Benefizsuppenessen" als zentralem Element. Der Erlös der Veranstaltungen unter dem Motto "Teilen spendet Zukunft", die von ehrenamtlichen Helferinnen vor allem in den Pfarren getragen werden, kommt Frauen-Hilfsprojekten in Afrika, Asien und Lateinamerika zugute. Offizieller "Familienfasttag" ist heuer der 11. März. Die kfbö lädt an diesem Tag zum "Benefizsuppenessen" in die Technische Universität Wien ein. Eröffnet wird die Veranstaltung um 17.30 Uhr durch TU-Vizerektorin Anna Steiger, kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner und Bischof Werner Freistetter.
Im laufenden Jahr widmet die "Aktion Familienfasttag" die Einnahmen besonders Hilfsprojekten in Tansania. Konkret unterstützt die kfbö etwa die Organisation "Women Development for Science and Technology Association" (WODSTA). Seit 2012 fördert sie erneuerbare Energien und energiesparende Technologien aus lokalen Ressourcen. Frauen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie werden ausgebildet, Energiesparöfen aus Zement und Lehmziegel sowie Biogasanlagen und Solartrockner zum Gemüsetrocknen herzustellen. Die Frauen tragen damit nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern erarbeiten sich dadurch auch ein Stück Unabhängigkeit. (Infos: www.teilen.at).
Um die Ernährung geht es auch beim "Fleischfasten", das in der Steiermark besondere Tradition hat: Der jährliche Fleischkonsum der Österreicher - er liegt bei rund 70 Kilogramm pro Kopf - ist nicht nachhaltig, so der Ausgangspunkt für 15 Einrichtungen der Diözese Graz-Seckau mit ihrer Initiative "Gerecht leben - Fleisch fasten". Weniger, dafür bewusster Fleisch genießen, sei ein "positiver Beitrag zur Gesundheit, der Welternährung, der nachhaltigen Landwirtschaft und dem Klima- und Tierschutz", heißt es auf der Website der Aktion. (Infos: https://fleischfasten.graz-seckau.at)
Unterstützt wird die Aktion u.a. von Caritas-Präsident Michael Landau, der in einem Statement auf der Website der Aktion den oft zu Lasten ärmerer Länder gehenden übermäßigen Ressourcenverbrauch in den westlichen Ländern kritisierte. An die Teilnehmer appellierte er:
Wir können etwas verändern, indem wir im Alltag bewusst handeln und die Folgen unseres Tun bedenken. Auch das kann ein Motiv sein, in der Fastenzeit weitgehend auf Fleisch zu verzichten.
Auto-Alternativen ausprobieren
Ständig wachsenden Zuspruch verzeichnet die "Aktion Autofasten". Wer sich beteiligt - im Vorjahr waren es bundesweit über 17.500 Personen - bemüht sich um umwelt- und gesundheitsfreundliche Alternativen zum Auto, verkehrt also mit "Öffis", per Fahrrad, zu Fuß, in Fahrgemeinschaften oder speziell bei Schülern mit dem Scooter. Es sei dies ein Beitrag "das eigene Mobilitätsverhalten in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten, um auch den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu erhalten", sagen die Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche, die hinter der Aktion stehen.
Lust auf den Autoverzicht macht ein buntes Begleitprogramm mit Gewinnspielen, Fachvorträgen, Äpfel- und Folderverteilungen an Pendler und Autofahrer sowie "mobilen Sprechstunden" mit Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. In Innsbruck setzen sich am 8. März Poeten bei einem "Poetry Slam" unter dem Motto "Darf's ein bisschen weniger Auto sein?" mit der Thematik auseinander.
Wer sich auf der Aktionshomepage anmeldet, erhält Zugang zu einem "Mobilitätskalender" für den Eintrag eingesparter Autokilometer inklusive einem Rechner für CO2-Einsparungen. Als spezielles Zuckerl können Autofaster für die Aktionsdauer eine kostenlose Rechtschutz-, Haftpflicht- und Unfallversicherung abschließen. Unter den Teilnehmern werden zudem Preise wie etwa Kurzurlaube verlost.
Auch bekannte Vertreter aus Kirche und Sport unterstützen die Aktion, unter ihnen Bischof Wilhelm Krautwaschl, Superintendent Wolfgang Rehner oder der Extremsportler Christoph Strasser. Für Krautwaschl ist Autofasten wichtig, "um sich bewusster mit den Fragen rund um Mobilität auseinanderzusetzen, wie denn Mobilität heute in Verantwortung für das Ganze der Welt sinnvoll gelebt werden kann". (Infos: www.autofasten.at)
Mehr gute Gewohnheiten, weniger schlechte
"Aktion plusminus" heißt die Fasteninitiative des Katholischen Familienverbandes (KFÖ), mit dem die bewährte "Aktion Verzicht" unter neuem Namen weitergeführt wird. Es geht um ein "plus" an guten Gewohnheiten und Verhaltensweisen, um ein "minus" beim Konsum von Alkohol, Süßigkeiten oder anderen Konsumgütern. Ziel sei, "ein besseres Gespür für sich selbst und die eigene Lebensweise zu entwickeln", erklärte KFÖ-Präsident Alfred Trendl vorab. Familien soll zudem das gemeinsame Erleben der Fastenzeit ermöglicht werden.
Konkret gibt es bei der "Aktion plusminus" einen aufgezeichneten Fastenstrauch mit Pickerlzettel im Postkartenformat. Jedes Familienmitglied überlegt sich ein Konsumgut, auf das es in der Fastenzeit ganz oder teilweise verzichten will, und beklebt damit den vorerst kahlen Strauch der Karte. Bis Ostern soll der Strauch dann aufblühen, so die Idee dahinter. Jugendlichen wird eine plusminus-Motivation über das Smartphone geboten: Die kostenlose "Boomerang App" erlaubt das Einladen von Freunden zu Fastenvorsätzen. (Infos: www.aktionplusminus.net).
Durch Fasten helfen
175.000 Fastenwürfel aus Papier werden in diesen Tagen in den Pfarren der Diözese St. Pölten verteilt: Gläubige sollen im Lebensstil reduzieren und das Ersparnis Notleidenden spenden, so der zentrale Gedanke der seit 1963 durchgeführten Fastenaktion, die sich heuer mit Spendengütesiegel präsentiert. Die gefüllten Würfel werden vor Ostern wieder eingesammelt, der Erlös kommt knapp 40 kirchlichen Hilfsprojekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Österreich zugute. Unterstützt wird mit der Fastenaktion heuer das indische Straßenmädchen-Heim "Don Bosco Prem Seva Sadan". Hier finden derzeit 60 Mädchen im Alter von sechs bis 20 Jahren ein Zuhause. (Infos: www.fastenaktion.at).
Quelle: kathpress