Erzbischof Lopez wird neuer Papstbotschafter in Österreich
Papst Franziskus hat den spanischen Vatikandiplomaten Erzbischof Pedro Lopez Quintana zum neuen Apostolischen Nuntius für Österreich ernannt. Das gaben der Vatikan und die Nuntiatur in Wien am Montag bekannt. Der 65-jährige Lopez war zuletzt seit 2014 päpstlicher Botschafter in Litauen, Estland und Lettland. Als Nuntius in den baltischen Staaten war er dort einer der Nachfolger des bisherigen Papstbotschafters in Wien, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen (75), der Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand getreten ist.
Stichwort: Apostolischer Nuntius |
Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich Botschafter bei einem Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen regeln. Seit dem 17. Jahrhundert stehen Apostolische Nuntien für gewöhnlich im Rang eines Titularerzbischofs. Der Nuntius wird dabei vom Papst in sein Gastland nicht als Botschafter des Vatikanstaats, sondern des Heiligen Stuhls entsandt, dem weltweit als Völkerrechtssubjekt anerkannten Leitungsorgan der katholischen Weltkirche. Er ist den Botschaftern weltlicher Mächte gleichgestellt, genießt wie diese diplomatische Immunität und Ex-Territorialität seines Amtssitzes. Wie alle Diplomaten muss er durch Überreichung eines Beglaubigungsschreibens an das jeweilige Staatsoberhaupt akkreditiert werden. Pflegt ein Gesandter des Papstes nur den Kontakt zu den kirchlichen Institutionen und Personen in einem Land, so heißt er Apostolischer Delegat. In Österreich und vielen anderen Ländern ist der Papstbotschafter auch Doyen des Diplomatischen Corps. In dieser Ehrenfunktion spricht er bei offiziellen Anlässen - in Wien etwa beim traditionellen Diplomaten-Neujahrsempfang des Bundespräsidenten - als Vertreter der in einem Land akkreditierten Diplomaten und vertritt insbesondere die Interessen der kleineren Staaten. Dieses Ehrenrecht eines Nuntius geht auf den langen Streit der Staaten darüber zurück, wem der erste Platz einzuräumen sei. Man löste dies durch das "Wiener Abkommen", in dem man dem Vertreter des Papstes dieses Vorrecht einräumte. Bei Verhandlungen mit staatlichen Stellen ist der Nuntius laut dem Kirchenrecht gehalten, die Ortsbischöfe um Rat zu fragen und über den Verhandlungsverlauf zu informieren. Zu seinen innerkirchlichen Aufgaben gehört es, den Vatikan über die Lage der Ortskirche zu informieren und die Bischöfe des Landes zu unterstützen. Zudem soll er auf gute Kontakte zu anderen Kirchen und Religionen hinwirken und sich für Frieden und das weltweite Gemeinwohl einsetzen. Wichtige Rolle bei BischofsbesetzungenEine zentrale innerkirchliche Rolle kommt dem Nuntius bei der Ermittlung von Kandidaten für das Bischofsamt zu. Er muss Informationen über geeignete Kandidaten einholen und bei einer anstehenden Ernennung durch den Papst in Rom einen Dreiervorschlag vorlegen. Zusammen mit seinem eigenem Votum teilt der Nuntius dem Heiligen Stuhl mit, was der Metropolit und die einzelnen Diözesanbischöfe der Kirchenprovinz (zu der die zu besetzende Diözese gehört) vorschlagen, ebenso hat er das Votum des Vorsitzenden der Bischofskonferenz einzuholen. Darüber hinaus werden auch die Meinungen der Mitglieder des jeweiligen Domkapitels und - nach Auswahl durch den Apostolischen Nuntius - auch die von Welt- und Ordenspriestern sowie von Laien einzeln und geheim eingeholt. Die Nuntiatur in Wien begründete Papst Clemens VII. im Jahr 1529, als er Erzbischof Vincenzo Pimpinella zu seinem Vertreter am Wiener Hof von Ferdinand I. ernannte. Der spanische Vatikandiplomat Erzbischof Pedro Lopez Quintana ist der 14. Apostolische Nuntius in der Republik Österreich bzw. - die Nuntien am Kaiserhof in Wien eingerechnet - der 89. Nachfolger von Erzbischof Pimpinella. |
Sehr erfreut über die Ernennung des neuen Nuntius ist Kardinal Christoph Schönborn. Er sei "dankbar, dass relativ schnell" die Nachfolge für Erzbischof Zurbriggen vom Papst entschieden worden sei, erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einer ersten Reaktion gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress".
"Von seinen bisherigen Aufgaben her ist zu erwarten, dass der neue Vertreter des Papstes in Österreich einen weiten Blick und reiche Erfahrung hat", sagte Kardinal Schönborn unter Verweis auf das bisherige Wirken von Erzbischof Lopez in Indien, Kanada, den baltischen Ländern und im vatikanischen Staatssekretariat. "Namens der Bischofskonferenz freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Erzbischof Lopez", schloss der Kardinal.
Nuntius und Stellvertreter des Vatikan-"Innenministers"
Pedro Lopez Quintana stammt aus dem nordspanischen Barbastro, wo er am 27. Juli 1953 geboren wurde. Nach der Priesterweihe am 15. Juni 1980 promovierte er in Kirchenrecht und trat 1984 in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein.
Lopez war zunächst als Mitarbeiter an den päpstlichen Vertretungen in Madagaskar, Philippinen und Indien sowie in der römischen Kurie tätig. Ab 1998 war er Assessor der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten des vatikanischen Staatssekretariats. In dieser Funktion wirkte er knapp fünf Jahre lang als Stellvertreter der damaligen Substituten (vatikanischen "Innenminister") Kardinal Giovanni Battista Re bzw. Kardinal Leonardo Sandri.
Von Johannes Paul II. zum Bischof geweiht
Ende 2002 wurde Pedro Lopez Quintana von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Titularerzbischof von Agropoli ernannt und wenige Wochen später zum Apostolischen Nuntius in Indien und Nepal. Die Bischofsweihe spendete Johannes Paul II. persönlich am 6. Jänner 2003 im Petersdom. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ernannte Lopez 2009 zum Nuntius in Kanada. Nach einer kurzen Rückkehr in das vatikanische Staatssekretariat im Jahr 2013 wirkte Lopez seit dem Frühjahr 2014 als Nuntius in Litauen, Estland und Lettland.
Erzbischof Lopez spricht fünf Sprachen, darunter auch Deutsch. Wann genau der neue Nuntius in Wien eintreffen wird, ist noch offen. Nach dem Abschied von Erzbischof Zurbriggen als Nuntius führt seit 1. Dezember 2018 Nuntiaturrat George Panamthundil als Geschäftsträger interimistisch die Apostolische Nuntiatur in Wien. Nach erfolgter Akkreditierung wird der neue Nuntius als Doyen den Ehrenvorrang im Diplomatischen Corps in Österreich innehaben.
Quelle: kathpress