Studientag der Ordensfrauen: Wie tickt Jugend?
"Die Jugend heute ist nicht besser oder schlechter als Generationen vor ihr. Sie ist anders", meinte die Jugendforscherin Beate Großegger bei ihrem Vortrag zum Thema "Jugendarbeit der Frauenorden als Herausforderung" im Rahmen eines Studientages der Ordensoberinnen. Dabei konnten sich Verantwortliche in Frauenorden über die Entwicklung der österreichischen Bevölkerung mit speziellem Blick auf die Jugend informieren, wie die Ordensgemeinschaften heute mitteilten. Diese Tagung fand von 26. bis 27. Februar in Vöcklabruck statt.
Die Jungendforscherin riet dazu, sich genau damit zu beschäftigen, was Jugend heute unter Religion verstehe: "Heute wachsen junge Menschen selbstverständlich in interreligiösen Gesellschaften auf." Großegger sehe die Gesellschaft im Wandel, die gerade auch die Jugend verändere. Normen und Werte werden von der Erwachsenengesellschaft als Entwicklungsnormen an die Jugendlichen direkt herangetragen. Deshalb rät die Jugendforscherin den Ordensfrauen:
Wichtig ist es, sich zu positionieren. Die sozialen Bruchkanten werden schärfer und die Gesellschaft zerfällt mehr und mehr in Gewinner und Verlierer.
Es gehe darum, an der Sicherung der Zukunft der Jugend mitzuwirken und der "sozialen Exklusion" entgegenzuwirken. Orden hätten dabei eine besondere Rolle, wenn sich der Sozialstaat als immer brüchiger erweise. Es gehe darum, "exklusionsgefährdete Jugendliche als Zielgruppe der kirchlichen Jugendarbeit zu sehen". Für solche Leute Angebote schaffen wäre Aufgabe der Orden.
Bild der Ordensfrauen
Woran denken Junge, wenn sie an Ordensfrauen denken? "Ordenskleidung und Habit, Jungfräulichkeit und sexuelle Enthaltsamkeit, strenger Glaube und Disziplin, Klosterleben und Klostergemeinschaft, Verzicht auf ein eigenes Leben, moralisches Handeln und Filme sowie TV-Serien. Da muss sich etwas tun." Das heißt für die Orden, das "verstaubte Image" abzulegen, mehr Flexibilität zu entwickeln, projektbezogen zu arbeiten und Dinge zu tun, "die mit einem Nutzen verbunden sind". Gerade exklusionsgefährdete Kinder und Jugendliche korrelieren gut mit dem Image der Ordensfrauen. Engagementbereite junge Menschen können gut angesprochen werden. 10 Prozent der Jugendlichen wollen etwas bewegen und "das bestehende Image der Kirche als Herausforderung annehmen."
Aktuelle Zahlen und Prognosen
Aus profundem Mund hörten die Ordensfrauen vom Bereichsleiter für Analysen und Prognosen der Statistik Austria Alexander Hanika die aktuellen Zahlen und Einschätzungen: "Die Zahl der Schülerinnen und Schüler bis 13 Jahre nimmt österreichweit zu. Die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahre bleiben bis 2024 etwa gleich und dann wird die Zahl wieder stark steigen. Die 18- bis 29-Jährigen sind derzeit auf dem Höchststand." Hanika rechnet damit, "dass Ordensschulen und Bildungseinrichtungen der Kirche weiter guten Zulauf haben werden".
Hanika sieht auch einen Wandel in der Religionszugehörigkeit:
Der Katholikenanteil ist von 1952 bis 2018 von 89 Prozent auf 58 Prozent gesunken. Die Katholikenanzahl wird weiter sinken bis 2046, etwa auf weniger als die Hälfte der Bevölkerung.
Der muslimische Bevölkerungsanteil werde von derzeit 8 Prozent auf ca. 12-21 Prozent steigen, die Konfessionslosen steigen von derzeit 16 Prozent auf 22-29 Prozent.
Im Vorfeld der Studientagung der Ordensfrauen tagte am 26. Februar 2019 die gemeinsame Leitung der Ordensgemeinschaften Österreich mit dem Vorstand der Männerorden und dem Präsidium der Frauenorden. Es wurden gemeinsam Punkte beraten wie die aktuelle Missbrauchsdebatte, die neue gemeinsame Struktur und Statuten einer gemeinsamen österreichischen Ordenskonferenz ab Herbst 2019 und die Evaluierung der Bereiche Kommunikation und Medien sowie des Ordens-Begegnungszentrums Quo Vadis am Stephansplatz.
Quelle: kathpress