
SOS-Kinderdorf begeht 70-Jahr-Jubiläum
SOS-Kinderdorf feiert 2019 sein 70-jähriges Bestehen. Eine Gruppe um Hermann Gmeiner - ein tiefgläubiger Katholik - gründete in Innsbruck 1949 den Verein "Societas Socialis", welcher später in den Verein SOS-Kinderdorf umgewandelt wurde. Das erste SOS-Kinderdorf baute man noch im Gründungsjahr in der Tiroler Gemeinde Imst. Schon zehn Jahre später gab es in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien insgesamt 20 SOS-Kinderdörfer. In den 1960er-Jahren verbreitet sich die SOS-Kinderdorf-Idee auch außerhalb von Europa in Asien und Lateinamerika.
Im Jubiläumsjahr 2019 ist SOS-Kinderdorf in 135 Ländern vertreten. 572 SOS-Kinderdörfer existieren zur Zeit, 2.000 weitere Kinderdorf-Projekte und Programme laufen. Laut eigenen Angaben gibt man somit weltweit 90.000 jungen Menschen ein Zuhause, rund 500.000 profitieren von Programmen zur Stabilisierung und Stärkung von Familien.
2018 wurden in Österreich in 14 SOS-Kinderdörfern mehr als 1.800 Kinder und Jugendliche in Familien und Wohngruppen betreut. Knapp 1.300 junge Menschen unterstützte SOS-Kinderdorf mobil und durch die Begleitung von Pflegefamilien.
Rund 2.500 Kinder kamen zudem zu Beratung, Diagnostik und Therapie in die Ambulatorien von SOS-Kinderdorf in Wien und Klagenfurt. Nicht zu vergessen: die mehr als 80.000 Telefon- und Chatberatungen und über eine Million Besucher der Website von "Rat auf Draht", einer anonymen und kostenlosen 24-Stunden-Hotline für Kinder und Jugendliche in Österreich, die SOS-Kinderdorf als Träger übernommen hat.
Gleichen Rechte und Chancen für alle Kinder
Neben der Ursprungsaufgabe, Kindern ein Zuhause zu geben, stehe SOS-Kinderdorf heute vor ganz neuen Herausforderungen, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf Österreich, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. In Österreich leben 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, viele davon in Familien, die immer stärker unter Druck geraten. Die Folgen seien Überforderung, Erziehungsprobleme, Vernachlässigung, Verwahrlosung oder Gewalt in der Familie. "Diese belastende Spirale zu durchbrechen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch Auftrag für uns als SOS-Kinderdorf", betonte Moser:
Diese Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, ihnen und ihren Eltern wieder Halt und Stabilität zu geben als Basis für ein liebevolles Zuhause ist unsere tägliche Aufgabe in Österreich und 135 Ländern der Welt.
SOS-Kinderdorf trete für die gleichen Rechte und Chancen aller Kinder ein. "Das ist nicht nur eine Frage der Kinderrechte, sondern der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts", so Moser. Sich für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche einzusetzen, "die Stimme für sie zu erheben und ihnen eine Stimme zu geben, liegt tief in den Genen der Organisation".
Wie die APA berichtete, kritisierte Moser bei der Pressekonferenz auch scharf die Pläne der Bundesregierung zur Umgestaltung der Mindestsicherung. "Damit schafft man Armut an den Rändern", sagte Moser: "Aus der Mindestsicherung fallen jetzt die Leute heraus, die diese am nötigsten hätten." Außerdem: Die 300 in den SOS-Kinderdörfern aufgenommenen Flüchtlingskinder seien offenbar für die türkis-blaue Regierung nur "halbe Kinder", da sie von "Bildung und Ausbildung ausgeschlossenen sind". Beteuerungen der Regierung, dass in Österreich kein Kind zurückgelassen werde, bezeichnete Moser als "Sonntagsreden".
Quelle: kathpress