Kardinal Tagle geißelt Missbrauchsvertuschung und Täterschutz
Missbrauchsvertuschung und Täterschutz in der katholischen Kirche hat Manilas Erzbischof Kardinal Antonio Tagle verurteilt. "Das Fehlen von Antworten auf das Leid der Opfer, bis hin zu ihrer Zurückweisung und der Vertuschung des Skandals zum Schutz der Vergewaltiger und der Institution hat unser Volk gebrochen", sagte der 62-Jährige am Donnerstag im Vatikan. Tagle hielt den ersten Redebeitrag des von Papst Franziskus einberufenen weltweiten Bischofstreffens zum Kinderschutz. Am ersten Tag ging es in der vatikanischen Synodenaula um das Thema "Verantwortung". Zuvor kamen per Videoaufzeichnung auch Opfer von Missbrauch aus Europa, Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika zu Wort.
"Wie können wir unseren Glauben an Gott bezeugen, wenn wir unsere Augen verschließen angesichts all der durch Missbrauch verursachten Wunden?", fragte Kardinal Tagle anschließend vor den versammelten Konferenzteilnehmern. Es sei nötig, den "ärmlichen Umgang mit diesen Verbrechen" und eigene Fehler einzugestehen. Auch Bischöfe hätten durch diese Fehler dazu beigetragen, Menschen zu verwunden.
Tagle forderte zur Übernahme persönlicher Verantwortung auf. "Wir müssen uns verpflichten, alles in unserer Macht stehende zu tun, damit Minderjährige und verletzliche Erwachsene sicher sind", so der Kardinal, der auch Präsident des Caritas-Weltdachverbandes "Caritas Internationalis" ist.
Um die Krise zu überwinden und die Wunden der Opfer sowie auch der Kirche zu heilen, sind laut Tagle besonders Gerechtigkeit und die Bitte um Vergebung wichtig. "Wir als Kirche sollten weiterhin an der Seite derer gehen, die so tief von Missbrauch verletzt wurden, indem wir Vertrauen bilden, unbedingte Liebe aufbieten und immer wieder um Vergebung bitten", so Tagle. Die Bischöfe müssten sich bewusst sein, dass sie diese Vergebung nicht verdienten, sondern sie nur als "Geschenk und Gnade" im Heilungsprozess empfangen könnten.
Die Kirche müsse den Menschen nahe sein, ihre Wunden teilen und Mitgefühl zeigen, sowie Angst vor eigenem Schmerz und Verletzlichkeit ablegen. Es sei wichtig, dass die Kirche sich neben den Opfern auch um die Täter kümmere und diesen helfe, "der Wahrheit ins Gesicht zu sehen", sagte Tagle.
Quelle: kathpress