Innsbruck: Ottfried Fischer präsentierte Film über Otto Neururer
"Otto Neururer - Hoffnungsvolle Finsternis" lautet der Titel eines neuen Kinofilms über den von den Nazis im KZ Buchenwald brutal ermordeten und 1996 seliggesprochenen Tiroler Priester. Die weltweit erste öffentliche Aufführung ist zwar erst für Anfang Oktober geplant, das Projekt wurde aber bereits jetzt in Innsbruck vorgestellt. Der bayerische Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer, der im Film als Darsteller und erstmals als Koproduzent mitwirkt, zeigte sich dabei von der Person Neururers beeindruckt. "Wir müssen die Finger in die Wunden legen, denn Vergangenheitsbewältigung muss enden bei einem 'Nie wieder'", so der bayrische Schauspieler bei einem Pressetermin am Dienstag.
Der Film aktualisiert die dramatische Lebensgeschichte Otto Neururers (1882-1940): Weil der damalige Pfarrer in Götzens (Tirol) einer jungen Frau von einer Eheschließung mit einem aus der Kirche ausgetretenen und geschiedenen Nationalsozialisten abriet, wurde Neururer am 15. Dezember 1938 von der Gestapo verhaftet und zunächst in das Gefängnis nach Innsbruck, dann am 3. März 1939 in das KZ Dachau und am 26. September in das KZ Buchenwald gebracht. Dort wurde er für verbotenen Glaubensunterricht brutal bestraft: Man hängte Neururer nackt und kopfüber an den Füßen auf, 36 Stunden dauerte sein qualvoller Todeskampf.
Mit diesen Ereignissen werden im Kinofilm 70 Jahre später Heinz Fitz, ein alternder Schauspieler und früheres Lebensborn-Kind, die jugendliche Straftäterin Sofia und der an Parkinson erkrankte Pfarrer Anton - dargestellt vom selbst unter dieser Krankheit leidenden Ottfried Fischer - konfrontiert, als sie sich auf die Suche nach den Spuren des 1996 von Papst Johannes Paul II. Seliggesprochenen machen.
Vaterunser "ein sagenhaftes Gebet"
Wichtig sei, dass Künstler diese Geschichten erzählen, sie müssten dafür brennen, betonte Fischer bei der Pressekonferenz. Den Satz "Ich kann es nicht mehr hören" dürfe man nicht zulassen, unterstrich Fischer. Filme wie "Otto Neururer - Hoffnungsvolle Finsternis" seien wichtig, deshalb müsse man sie machen. Die Rolle des Pfarrers Anton war eine große Anstrengung für den 65-jährigen Schauspieler, war es doch die erste Tätigkeit nach einem viereinhalbmonatigen Krankenhausaufenthalt. Doch er habe diesen Film unbedingt machen wollen.
In einer Sequenz des Films betet Fischer das Vaterunser. "Ich schaffte es, die negative Kraft des Krankseins, die verlorengegangen ist, in diese Betszene zu übertragen. Das Vaterunser ist außerdem ein sagenhaftes Gebet, das viel selber macht", so Fischer. "Der Film und die Dreharbeiten haben mir persönlich geholfen, dass ich mich gesundheitlich wieder wohler gefühlt habe." Augenzwinkernd meinte Fischer, Neururer hätte auch beim Zustandekommen dieses Films ein kleines Wunder gewirkt, Papst Franziskus könne den Tiroler schon heiligsprechen.
Prominente Schirmherrschaft
Die Schirmherrschaft über das Projekt haben der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, die evangelische Alt-Superintendentin Luise Müller, der Tiroler Alt-Landeshauptmann Herwig Van Staa und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Tirol, Günter Lieder, übernommen.
Ganze 15 Jahre lang - von 1917 bis 1932 - lebte Otto Neururer während seiner Tätigkeiten als Stadtpfarrkooperator von St. Jakob und Religionslehrer im sogenannten "Kooperatorenhaus", dem heutigen Bischofshaus am Domplatz in Innsbruck. "Ich bin alleine schon dadurch beschenkt, durch die Nähe zur ehemaligen Wohnstätte von Neururer", sagte Bischof Glettler. Neururer sei eine "Lichtgestalt" gewesen, die schon früh erkannt habe, dass mit dem System etwas nicht stimmt. Glettler:
Otto Neururer war ein Sehender in einer Zeit der Verblendung. Ich hoffe, dass viele den Film sehen und das in einer Zeit, wo wir uns viel vorgaukeln lassen.
Alt-Superintendentin Müller begründete ihre Zusage zur Schirmherrschaft so:
Ich musste keine Sekunde nachdenken, hier spielt katholisch oder evangelisch keine Rolle. Es ist unverzichtbar, dass wir nicht vergessen.
Kultusgemeinde-Präsident Lieder sagte: "Wie sich Otto Neururer exponiert hat, davor ziehe ich den Hut. Der Film ist ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen." Und Alt-Landeshauptmann van Staa meinte:
Unrecht kann man nicht beseitigen, aber bewusst machen. Ein Film gegen das Vergessen.
Konsequenz im gewaltfreien Widerstand
Regisseur Hermann Weiskopf fasziniert an der Gestalt Otto Neururers, "dass ein Mensch trotz seiner körperlichen Zerbrechlichkeit" - Neururer war von schwacher Gesundheit - "so stark sein kann". Dazu kommen seine Konsequenz im gewaltfreien Widerstand und seine Standfestigkeit in der Ablehnung der NS-Ideologie. Weiskopf hält den Film persönlich für einen "kleinen Film, aber mit großem Potenzial".
Die Hauptfigur wird im Film vom Osttiroler Lukas Zolger gespielt. Karl Merkatz, ist in der Rolle des Brixener Fürstbischofs Josef Altenweisel zu sehen.
Der Film wurde von der Diözese Innsbruck, der Republik Österreich, dem Land Tirol, zahlreichen Gemeinden, öffentlichen Institutionen und privaten Geldgebern finanziert. Besonders hob Weiskopf die Mitwirkung von Ottfried Fischer als Schauspieler und Co-Produzent hervor: "Fischer ist ein großer Künstler mit einer besonderen Sensibilität."
Anfang April wird der Film beim renommierten "Louisiana International Film Festival" als Wettbewerbsbeitrag zu sehen sein. Weitere Festivalauftritte sind geplant. In Vorbereitung ist eine Präsentation des Films im Vatikan. Die weltweit erste öffentliche Aufführung ist am 4. Oktober 2019 in Innsbruck. Danach startet eine zehnwöchige Premierentour durch Österreich. "Otto Neururer" wird nach aktuellem Stand - österreichweit in rund 60 Kinos zu sehen sein.
Quelle: kathpress