Tipps der frühchristlichen Wüstenmönche für heute
Seit vielen Jahren beschäftigt sich P. Bernhard Eckerstorfer vom Stift Kremsmünster mit den Wüstenmönchen, die im 4. und 5. Jahrhundert in Ägypten lebten. In der Ö1-Sendungen "Gedanken für den Tag" und in den "Morgengedanken" in den ORF-Regionalradios hat er die Texte bzw. Weisheiten dieser ersten Mönche der Kirche für ein breites Publikum aufbereitet. Eine Auswahl dieser Sendungen der vergangenen Jahre hat der Ordensmann in seinem neuen Buch "Kleine Schule des Loslassens. Mit den Weisheiten der Wüstenväter durch den Tag" zusammengestellt. Präsentiert wurde es dieser Tage im Stift Kremsmünster.
Abt Ambros Ebhart wies in seiner Begrüßung vor 120 Gästen darauf hin, "dass uns die Wüstenväter mit ihren kurzen prägnanten Weisheiten in eine Schule des Lebens im Alltag schicken". P. Eckerstorfer sagte in seinen Ausführungen: "Die Wüstenväter brannten für Gott und deshalb zogen sie auch Menschen an. Doch schlechte menschliche Neigungen waren ihnen nicht fremd und sie zeigen uns einen Weg mit ihnen umzugehen." Während seiner jahrelangen Beschäftigung mit den Wüstenvätern habe er zudem auch deren Humor schätzen gelernt.
Von der Aktualität der Texte zeigte sich auch Brunhilde Steger vom Tyrolia-Verlag beeindruckt, denn der rechte Umgang mit den eigenen Leidenschaften oder die Schwierigkeiten mit Tod und Sterben hätten nach wie vor große Lebensrelevanz. Dabei stellte sie mit Freude fest, dass das Büchlein mit seinen kurzen Erzählungen ein guter Begleiter im Alltag und speziell in der Fastenzeit sei.
Die "Gedanken für den Tag" und die "Morgengedanken" sollten die Hörerinnen und Hörer zum Nachdenken anregen, "wie ein Dominostein, der umfällt und alles verändert", so die ORF-Journalistin Brigitte Krautgartner. Sie unterstrich, wie wichtig der Geschichten-Charakter der Sendungen sei, um auch kirchen- bzw. religionskritische Hörer zu erreichen. "Die Geschichten erzählen von Menschen oder von Vergangenem, man wird dabei nicht belehrt, man kann sie akzeptieren. Darin steckt auch das ungeheure Potenzial der Texte, da sie über das rein Religiöse hinausgehen", so die Journalistin.
Unter den Besuchern der Buchpräsentation war auch der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern, der spontan das Wort ergriff. Er dankte P. Bernhard für sein literarisches Schaffen, das den Frieden, die Verbindung mit Gott, das Gebet, die Betrachtung, den Dialog und die Bildung in den Mittelpunkt stelle. Die Einzigartigkeit der Wüstenväter liegt laut Bischof Aichern in ihrer Lebensform, durch die sie tief in sich hineinblickten und deshalb Weisheiten für alle sprechen konnten. Aichern: "Mich begleiteten die Weisheiten der frühen Mönche ein Leben lang. Gerade als Abt und dann als Bischof schaute ich öfter in ein Buch mit Sprüchen der Wüstenväter, zeitweise habe ich davon gelebt."
Eine neue Reihe von Radiosendungen von P. Bernhard über die Wüstenväter bringt der ORF in den Regionalradios diese Woche bis einschließlich Samstag in den "Morgengedanken" jeweils um 5.40 Uhr.
(Bernhard Eckerstorfer: Kleine Schule des Loslassens. Mit den Weisheiten der Wüstenväter durch den Tag. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2019)
Quelle: kathpress