Österreichische Solidaritätsaktion geht weiter
Die gemeinsame Solidaritätsaktion der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), Christian Solidarity International-Österreich (CSI) und der Initiative Christlicher Orient (ICO) für die Christen in der nordirakischen Ninive-Ebene geht weiter. Zu Weihnachten wurden für die 250 ärmsten Familien in der Kleinstadt Telskof und dem benachbarten Ort Baqofa umfangreiche Hilfspakete mit Lebensmitteln, Süßigkeiten für die Kinder und Saatgut finanziert. Nun setzen die Organisationen einen Schwerpunkt bei Kindern, Studenten und Behinderten.
Auf Ersuchen der chaldäischen Pfarre von Telskof wird ein Kleinbus angeschafft, damit die älteren Schüler und Studenten eine Transportmöglichkeit nach Mosul besitzen. Weiterführende Schulen bzw. die Möglichkeit für den Besuch einer Universität gibt es - in einer vernünftigen Nähe - nur in Mosul. "Bildung ist uns ein ganz wesentliches Anliegen", so AKV-Präsident Helmut Kukacka. Wenn die Eltern wissen, dass es für ihre Kinder entsprechende Bildungsmöglichkeiten vor Ort gibt, dann würden sie viel eher in ihrer Heimat bleiben. Und genau darum geht es den Organisationen: Die christlichen Familien, die 2014 vom IS vertrieben wurden und 2017 wieder in ihre Heimatstädte und -Dörfer zurückkehrten, sollen dort eine Zukunftsperspektive haben.
Eine besonders benachteiligte Gruppe sind dabei Menschen mit Behinderung. Deshalb wird der angeschaffte Bus auch so ausgestattet sein, dass er für Behindertentransporte eingesetzt werden kann, erläuterte CSI-Generalsekretär Elmar Kuhn am Freitag gegenüber "Kathpress". Für Menschen mit Behinderung, Kinder wie Erwachsene, gibt es in der chaldäischen Pfarre in Telskof regelmäßige Aktivitäten, der Transport sei bisher aber für viele ein großes Problem gewesen, informierte Pfarrer Salar Bodagh die Hilfsorganisationen. Für die Zukunft plant der Pfarrer auch ein eigenes Behindertenzentrum.
Insgesamt bereits mehr als 550.000 Euro haben die AKV, CSI, ICO sowie die Kardinal-König-Stiftung und die Diözese Linz bisher gemeinsam aufbringen können, um die Rückkehr von irakischen Christen in die Ninive-Ebene bzw. deren Verbleib dort zu unterstützen, so ICO-Generalsekretärin Romana Kugler. Die Gesamtaktion firmiert unter der Bezeichnung "Aktion Heimkehr". Ein Großteil des Geldes wurde bereits investiert, einige Projekte sind noch nicht abgeschlossen.
In der Kleinstadt Telskof und der benachbarten Ortschaft Baqofa haben AKV, ICO und CSI mitgeholfen, die Wasser- und Stromversorgung wieder in Gang zu bringen und Familien bei der Instandsetzung ihrer Häuser unterstützt. Weiters wurden ein großes Gemeinschaftszentrum für die chaldäische Kirche und eine "Food-Factory" aufgebaut, in der lokale Produkte zu örtlich üblichen Lebensmitteln verarbeitet und dann verkauft werden. Weiters wurde ein Sozial- und Kommunikationszentrum gebaut, das ein kleines Cafe enthält. die drei Organisationen finanzierten zudem auch eine "Ice Factory". In dem kleinen Unternehmen wird Kühleis für die lokalen Märkte hergestellt. Mit den kleinen Projekten konnten bisher bereits mehr als 30 Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Zudem wurden beim Bau des Gemeinde- und des Sozialzentrums für einen längeren Zeitraum mehr als 40 Arbeiter beschäftigt und lokale Bauunternehmen gestärkt.
Telskof war wie viele weitere christliche Siedlungen in der Ninive-Ebene vom IS zerstört bzw. verwüstet worden. Kein einziges Haus wurde dabei laut Auskunft des Pfarrers vom IS verschont. In Telskof lebten vor der Vertreibung durch den IS rund 1.200 Familien (ca. 6.000 Personen), allesamt chaldäische Christen. Etwa 650 Familien davon sind zurückgekehrt. Dazu kommen weitere 300 Familien aus anderen Dörfern ringsum bzw. aus Mossul, die in ihre Heimat aus Sicherheitsgründen, oder weil ihre Häuser vollkommen zerstört sind, nicht zurückkehren können, und die sich in Telskof niedergelassen haben.
Eine Kirche für Baqofa
Die Diözese Linz hat sich bereits im Frühjahr 2018 mit 100.000 Euro in die "Aktion Heimkehr" eingebracht, die für den Bau eines Gemeindezentrums in der Stadt Karakosch im südlichen Teil der Ninive-Ebene verwendet wurden. Dieses ist bereits fertiggestellt.
Die Kardinal-König-Stiftung hat sich in einem eigenen Projekt dem Bau einer neuen Kirche in Baqofa angenommen. Die alte Kirche war im Zuge der Kampfhandlungen zwischen Kurden und den IS-Terroristen so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr weiterverwendet werden kann. In Baqofa lebten vor dem Krieg rund 75 Familien (350 Personen), 41 kehrten zurück. Es gehe bei allen Projekten auch darum, die Identität der Menschen als Christen zu stärken, so Pfarrer Bodagh.
Die Initialzündung für die "Aktion Heimkehr" war ein Lokalaugenschein des Linzer Bischofs Manfred Scheuer im Februar 2017 im Nordirak, wo er als Präsident der Kardinal-König-Stiftung gemeinsam mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Sako vom IS befreite Dörfer und Städte besuchte.
Spenden für die "Aktion Heimkehr": Spendenkonto CSI/AKV, Kennwort "Christen in Not", BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101.
Quelle: kathpress