"Donnerstags in schwarz"
Kirchenkampagne gegen Gewalt an Frauen
"Donnerstags in schwarz"
Kirchenkampagne gegen Gewalt an Frauen
Weil der Valentinstag am 14. Februar heuer auf einen Donnerstag fällt, verbindet der Weltkirchenrat diesen Tag mit seiner Kampagne "Donnerstags in schwarz", die gegen Vergewaltigung und Gewalt mobilisieren will. Die Kampagne entstand aus der "Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen" (1988-1998). Auch der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) macht beim Valentinstag im Zeichen der Kampagne "Donnerstags in schwarz" mit. Bei der ÖRKÖ-Vorstandssitzung am Mittwoch im Wiener serbisch-orthodoxen Bischofshaus präsentierten sich die Mitglieder des Gremiums alle in Schwarz und steckten den "Donnerstags in schwarz"-Button mit der Aufschrift "Unterwegs zu einer Welt ohne Vergewaltigung und Gewalt" an, hieß es in einer Pressemitteilung.
Das Wort "Liebe" gehe für viel zu viele Menschen mit Missbrauch und Gewalt einher, so der Ausgangspunkt des Weltkirchenrates, der am Valentinstag als "Tag der Liebe" besonders darauf aufmerksam machen will. Die "Donnerstags in schwarz"-Kampagne zeige, dass gläubige Menschen ihre Stimme gegen sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt erheben müssten. Diese Gewalt geschehe häufig im Versteckten, "die Opfer bleiben oft still, aus Angst vor Stigmatisierung und weiterer Gewalt", erklärt der Weltkirchenrat dazu. Es liege in der Verantwortung aller, sich gegen Gewalt auszusprechen und sicherzustellen, "dass Frauen und Männer, Burschen und Mädchen vor Vergewaltigung und Gewalt allgemein in ihrem Zuhause, in der Schule, am Arbeitsplatz und in den Straßen in Sicherheit sind".
Die Kampagne sei einfach, aber tiefgründig: "Tragen Sie am Donnerstag schwarze Kleidung. Stecken Sie einen Button an, um zu zeigen, dass Sie Teil einer globalen Bewegung sind, die sich gegen Haltungen und Handlungen auflehnt, die Vergewaltigung und Gewalt dulden. Zollen Sie Frauen Respekt, die gegenüber Ungerechtigkeit und Gewalt Widerstand leisten."
Inspiriert wurde die Kampagne von Frauengruppen wie den argentinischen "Müttern der Plaza de Mayo", die jeden Donnerstag vor dem Präsidentenpalast in Buenos Aires protestieren und Auskunft darüber fordern, was mit ihren Kindern in der Zeit der Militärdiktatur geschehen waren. Jedoch auch im Heiligen Land, in Ruanda nach dem Völkermord oder in Bosnien während der jugoslawischen Nachfolgekriege gab und gibt es Gruppen schwarz gekleideter Frauen, die damit ihr Nein zur Gewalt und ihre Entschlossenheit zum Widerstand gegen alle Formen von geschlechtsbezogener Gewalt - einschließlich der Nutzung von Vergewaltigung als Kriegswaffe - zum Ausdruck brachten.
Die Aktion unter dem Motto "Liebe heilt und verletzt nicht" war bereits am 31. Jänner gestartet mit Reflexionen über die - oft auch bei Hochzeitsgottesdiensten gelesene - Bibelstelle aus dem Kapitel 13 des ersten Korintherbriefes des Apostels Paulus ("Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles"). Beschrieben werde darin einerseits "das unendlich Schöne der Liebe und die Kraft und Macht, die sie hat", erklärte Nicole Ashwood, Referentin des Weltkirchenrats-Programms "Gerechte Gemeinschaften für Frauen und Männer". Problematisch sei jedoch, dass Formulierungen wie "Liebe erträgt alles" von Frauen immer wieder auch so gedeutet würden, als müssten sie Gewalt in einer Ehe oder Beziehung hinnehmen.
Mary Ann Swenson, stellvertretende Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrates und methodistische Bischöfin der kalifornischen Region Hollywood, bezeichnete zuletzt das Tragen von schwarzer Kleidung an Donnerstagen und das Weitergeben von Geschichten über den Widerstand und die Widerstandskraft von Frauen als wichtigen Teil des Kampfes gegen eine Kultur, die Vergewaltigungen und Gewalt zulasse: "Es ist ein Schritt auf unserem Pilgerweg hin zu Frieden und Gerechtigkeit." Sie sei überzeugt, dass auch Haltungen und Einstellungen in christlichen Kirchen in der Vergangenheit zu dem Problem beigetragen hätten. Sie hätten es geduldet, dass einige Menschen "die Bibel dazu nutzten, Frauen wie ihr Eigentum zu behandeln".
Quelle: kathpress