Immer weniger Naturwissenschafter glauben an Gott
Laut dem Wiener Theologen und Mediziner Johannes Huber glauben immer weniger Naturwissenschafter an Gott. "Die, die sich als Naturwissenschafter zu Gott bekennen, die werden in Zukunft fast einen Minderheitenschutz bekommen, so werden sie polemisiert", sagte Huber gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" am Sonntag. Er plädiert dagegen für eine Gleichstellung von Glaube und Naturwissenschaft. Sein im November 2018 erschienenes Buch "Woher wir kommen. Wer wir sind. Wohin wir gehen: Die Erforschung der Ewigkeit" sieht er deshalb nicht als Plädoyer für Gott, sondern für die Toleranz.
Huber fordert in dem Interview dennoch die Toleranz seitens der Naturwissenschaften für den Glauben ein. "Wenn wir uns in weltanschaulichen Fragen für etwas entscheiden, das nicht beweisbar ist, dann soll das nicht lächerlich gemacht werden." Den "Wissensgockeln", die glauben, alles erklären zu können, empfiehlt er deshalb, ein bisschen bescheidener zu sein.
Nicht gelten lässt der Theologe auch den Gebrauch Gott als Lückenbüßer für Unerklärliches.
Wir dürfen die Naturwissenschaft und die schwarzen Löcher nicht dafür benutzen, um zu sagen: Hier siedeln wir den lieben Gott an.
Dass es in der Naturwissenschaft allerdings viele Dinge gebe, "die wir in unserem Kopf nicht begreifen, obwohl wir sie mathematisch beweisen können", könne nicht geleugnet werden.
Die Kirche sieht er angesichts dieser Herausforderung vor die Aufgabe gestellt, "das Evangelium so zu verkünden, dass die Menschen es verstehen und dass es auch in die Moderne transportiert werden kann". Kritisch nimmt Huber die Tedenz in der Kirche wahr, aus Angst vor Ironisierung die großen Wahrheitskomplexe der Auferstehung oder der Seele nicht mehr anzusprechen.
Stattdessen münzt man das Christentum in Charity, Caritas oder Solidarität um. Das ist natürlich auch wichtig, aber das ist nicht das Zentrum des Christentums.
Hoffnungsvoll blickt Huber auf die Entwicklung des Menschen an sich in den kommenden Jahrhunderten. Er rechnet mit einer Zunahme der Emapthiefähigkeit, die sich etwa unter Jugendlichen schon heute bemerkbar mache. "Junge Menschen wollen gar nicht mehr besitzen, die möchten teilen." Gezeigt habe sich das etwa im Jahr 2015, als tausende Flüchtlinge nach Österreich kamen. Da sei ein sehr großer Willkommensgruß zu sehen gewesen.
Einen großen Teil seines Buches widmet der Mediziner der Verweiblichung des Mannes durch Umwelt-Östrogene.
Die Männer sind nicht mehr das, was sie früher waren. Die fangen an, Kinder zu wickeln, was ja was Gutes ist.
Der Mediziner teilt die Einschätzung vieler Experten, die Fortpflanzung der Zukunft werde die künstliche Befruchtung sein. Das könne man nicht vom Tisch fegen.
Der 72-jährige Theologe und Gynäkologe war von 1973 bis 1983 persönlicher Sekretär von Kardinal Franz König. Er leitete die Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am AKH und ist in einer Praxis in Wien tätig. Huber ist Autor zahlreicher Bücher, darunter "Der holistische Mensche". Zuletzt ist 2018 im "edition a"-Verlag das 298 Seiten umfassende Buch "Woher wir kommen. Wer wir sind. Wohin wir gehen: Die Erforschung der Ewigkeit" erschienen. Es ist im Buchhandel für 24,90 Euro erhältlich.
Quelle: kathpress