Papst in Arabien
Dialogerklärung verurteilt Missbrauch der Religion
Papst in Arabien
Dialogerklärung verurteilt Missbrauch der Religion
Der Papst und der Großimam von al-Azhar haben am Montagabend in Abu Dhabi vor einem internationalem Forum von 500 religiösen Führern aus Christentum, Islam, Judentum und anderen Religionen eine historische "Erklärung der Brüderlichkeit" (Document on Fraternity) unterzeichnet, die zu Frieden zwischen Nationen, Religionen und Rassen aufruft. Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Weltkirche, und Scheich Ahmad al-Tayyeb, Großimam und Ehrenvorsitzender der angesehensten Lehranstalt des sunnitischen Islam, gingen in feierlicher Atmosphäre Hand in Hand zu der Unterzeichnungzeremonie. Sie wollten damit die angestrebte interreligiöse Brüderlichkeit symbolisieren.
Das Dokument versichert, dass Al-Azhar und der Vatikan zusammenarbeiten, um religiös verbrämten Extremismus zu bekämpfen: "Gott will nicht, dass sein Name dazu benutzt wird, Terror gegen Menschen auszuüben", heißt es. Unter Berufung auf alle "Opfer von Kriegen, Verfolgung und Ungerechtigkeit" wird vor einem "dritten Weltkrieg, der stückweise geführt wird", gewarnt. Zum Terrorismus heißt es weiter: "Wir erklären entschieden, dass Religionen niemals Krieg, hasserfüllte Verhaltensweisen, Feindseligkeit und Extremismus anstacheln dürfen, und auch nicht zu Gewalt oder Blutvergießen."
Das Dokument ruft zur Solidarität zwischen allen Menschen und zur Wahrung der Menschenrechte auf. Die Rolle der Religionen zur Schaffung von Frieden auf der Welt wird betont:
Mit diesem Dokument verpflichten wir uns selbst, und wir bitten die Drahtzieher der internationalen Politik und Wirtschaft, sich ernsthaft zur Förderung einer Kultur der Toleranz, des Zusammenlebens und Friedens einzusetzen.
Die fünfseitige Erklärung wirbt für Dialog zwischen Kulturen und Religionen, gegenseitigen Respekt sowie Hilfe für Menschen in Not unabhängig von ihrer Herkunft und Religion. Das Dokument fordert Schutz von Kultusorten wie Kirchen, Tempeln und Moscheen. Es hält fest, dass Gott alle Menschen gleich geschaffen habe.
Franziskus und Al-Tayyeb fordern gleiche Rechte für alle Bürger eines Landes, Religions- sowie Meinungsfreiheit. Besonders erwähnen sie auch den Schutz der Rechte von Kindern und alten Menschen. Zudem müsse auch das Recht von Frauen auf Bildung, Arbeit und Ausübung politischer Ämter anerkannt werden. In ihrer Erklärung verurteilen Papst und Großimam zudem ausdrücklich sexuelle Ausbeutung. Ebenso richten sie sich gegen Individualismus und Materialismus.
Sie zeigen sich zudem besorgt über eine Missachtung universeller Werte. "Wir verurteilen sämtliche Praktiken, die das Leben bedrohen, wie Genozid, terroristische Akte, Zwangsvertreibung, Organhandel, Abtreibung, Euthanasie und Politik, die all dies unterstützt", so das Dokument.
Das katholische Kirchenoberhaupt und der emeritierte langjährige Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität unterzeichneten das Dokument am Abend unter Applaus zum Ende eines zweitägigen interreligiösen Treffens zum Thema "Menschliche Brüderlichkeit" in Abu Dhabi. Franziskus war am Sonntagabend angereist. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel.
Quelle: kathpress