Van der Bellen: Jerusalemer Hospiz "ein kleines Stück Österreich"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat zum Auftakt seines Israel- und Palästina-Besuchs am Samstag das Österreichische Hospiz (Österreichisches Pilgerhospiz zur Heiligen Familie) in der Altstadt von Jerusalem besucht. Es gebe "keinen stimmigeren Ort als dieses kleine Stück Österreich, um meine Reise, die mich in den kommenden Tagen neben Jerusalem auch nach Tel Aviv und Ramallah führen wird, zu beginnen", sagte er in einer Ansprache.
Das Pilgerhospiz zur Heiligen Familie sei "ein Haus der Superlative". Denn es sei nicht eines von vielen Gästehäusern Jerusalems, "nein, es ist das älteste christliche Gästehaus der Heiligen Stadt". Vom Dach des Hospizes aus genieße man "einen wunderbaren Blick" auf ganz Jerusalem, der "kaum jemand kalt lässt". Im Wiener Kaffeehaus des Österreichischen Hospizes werde "der beste Apfelstrudel Jerusalems serviert".
Der Bundespräsident bezeichnete Jerusalem als Mikrokosmos und Stadt, die "Juden, Christen und Muslimen heilig ist". König David habe die Stadt zur Hauptstadt seines Reiches gemacht, den Christen sei Jerusalem heilig, weil Jesus hier gewirkt habe, den Muslimen wiederum, weil von hier der Prophet Mohammed vom Felsen auf dem Tempelberg in den Himmel aufgestiegen sei. "Es ist eine offene Frage, ob es uns gelingen kann, trotz all unserer Unterschiede in Religion, Herkunft etc. zu einem friedlichen Zusammenleben zu finden. Es wäre doch etwas Wunderbares, wenn es gerade hier in Jerusalem, dem Ort, der drei Weltreligionen heilig ist, gelänge, Frieden zu schaffen", sagte Van der Bellen und dankte abschließend Hospizrektor Markus Bugnyar und Ko-Leiterin Sr. Bernadette Schwarz für "die allerbeste und über viele Jahre erprobte Führung, die man sich nur vorstellen kann".
Das "Österreichische Pilgerhospiz zur Heiligen Familie" liegt an der Via Dolorosa. Bis 1917 war das Hospiz Schwerpunkt der österreichischen Präsenz im Orient. Es diente auch als Residenz des österreichischen Konsuls in Jerusalem.
Das Grundstück wurde 1855 nach einem Besuch von Erzherzog Ferdinand Maximilian - später Kaiser Maximilian von Mexiko - erworben. Acht Jahre später (1863) konnte der großzügig dimensionierte Neubau eingeweiht werden. Kaiser Franz Joseph besuchte 1869 das Hospiz auf seiner Reise zur Eröffnung des Suezkanals. Der Kaiser wohnte damals in dem kirchlichen Haus. In der Kapelle, dem Herzstück des Hospizes, findet sich die berühmte Darstellung Franz Josephs als König von Jerusalem. Wie seine Vorgänger trug der österreichische Monarch diesen Ehrentitel.
Im Ersten Weltkrieg konfiszierten die Briten nach der Einnahme von Jerusalem (1917) das Gebäude. Es wurde in ein Waisenhaus für einheimische Kinder umgewidmet, aber im Sommer 1919 wieder zurückgegeben. Einen Höhepunkt seiner Wirksamkeit erlangte das Haus, als in der Zwischenkriegszeit der damalige Rektor, Franz Fellinger, zum Generalvikar und Weihbischof des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem aufstieg.
1939 wurde das Haus von den Briten als "Deutsches Eigentum" beschlagnahmt, 1948 wurde das Hospiz von den Jordaniern als Lazarett und Krankenhaus für die arabische Bevölkerung eingerichtet.
1985 gab Israel den Gebäudekomplex wieder seinem österreichischen kirchlichen Eigentümer zurück. Es ist heute eine Stiftung der katholischen Kirche in Österreich mit dem jeweiligen Wiener Erzbischof - aktuell Kardinal Christoph Schönborn - als Protektor. Rektor ist der Eisenstädter Diözesanpriester Markus Bugnyar. (Infos: www.austrianhospice.com)
Quelle: kathpress