Waldhäusl-Erlass: Ordensmann P. Helm appelliert an Mikl-Leitner
Völlig überraschend hat der niederösterreichische FP-Landesrat Gottfried Waldhäusl am Donnerstag verkündet, dass jene Burschen, die zuvor aus der umstrittenen Asylunterkunft Drasenhofen gekommen waren, auch die Caritas-Einrichtung St. Gabriel in Maria Enzersdorf verlassen müssen. Schon am 10. Jänner mussten mehrere Burschen umziehen. Der psychische Zustand der Burschen sei dementsprechend schlecht, berichtet der "Kurier" am Samstag. "Zwei der jungen Männer erlitten einen psychischen Zusammenbruch, und einer, der am 10. Jänner umzog, hatte Selbstmordgedanken geäußert", so ein Mitglied des Teams von "Fairness Asyl".
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner stellte sich, zumindest bis jetzt, auf die Seite Waldhäusls. Aus ihrem Büro hieß es laut "Kurier" zur Causa: "Entscheidend ist, dass die Jugendlichen rechtskonform und nach den gesetzlichen Vorgaben versorgt werden. Wo das stattfindet, liegt im Ermessen des Landesrates." Ordensmann P. Franz Helm SVD von St. Gabriel - die Ordensgemeinschaft der SVD (Societas Verbi Divini) ist auch Eigentümer des Caritasheims - versucht allerdings, Mikl-Leitner zum Einlenken zu bewegen.
Waldhäusl hatte mitgeteilt, dass wegen der von der Caritas verrechneten Kosten von 100.000 Euro für ein Monat für die Betreuung von zehn Jugendlichen kein Vertrag mit der NGO zustande komme. Die Caritas wies diese Darstellung zurück. Man habe 94.000 Euro für 16 Jugendliche verrechnet, der Großteil Sachkosten wie Miete und Personalkosten.
Im "Kurier"-Interview äußerte sich P. Helm geschockt über "die Bombe", die Waldhäusl platzen ließ:
Es ist ein Wahnsinn, was man diesen Menschen antut. Wir sind einfach nur entsetzt. Wir haben gestern auch einen Gottesdienst gehabt, wo wir für die Burschen und Betreuer gebetet haben.
Helm berichtete, dass in einem Nachbarschafts-Jour-fix deutlich geworden sei, dass "verschiedene Auffassungen, wie Sicherheit gewährleistet werden kann", existierten: "Das Sicherheitskonzept von Herrn Waldhäusl war ja schon in Drasenhofen sichtbar: Die gehören weggesperrt bzw. bewacht. Leider springen da auch die Bürgermeister vor Ort auf. Die stellen zusammen mit der Asylbehörde die Forderung, dass die Jugendlichen, wenn sie das Haus verlassen, bewacht gehören. Und das ist nicht tragbar. Es ist gegen die Menschenrechte, so mit den Jugendlichen umzugehen. Und das kann die Caritas nie vertraglich zusagen, weil sie dann etwas Ungesetzliches zusagen würde."
"Ganz fies" ist laut Pater Helm die Polemik, der Caritas gehe es nur ums Geld: "Jetzt platzt man raus mit so einer Summe, bei der sich die Bevölkerung schreckt. 94.000 Euro für 16 Burschen ist zwar weniger als vom Landesrat kolportiert, aber dennoch viel Geld. Man hat schon vergessen, dass das Konzept Waldhäusl in Drasenhofen 8.500 Euro pro Nase gekostet hätte und dass dort eine sozialpädagogische und psychologische Betreuung, die die Jugendlichen benötigen nicht gewährleistet war. Es ging ums wegsperren und bewachen."
Er könne zwar nicht sagen, ob die Bevölkerung rund um St. Gabriel Angst habe, wie erklärt werde, aber er könne von der Ordens- und Mitarbeiter-Gemeinschaft St. Gabriel sprechen, so Franz Helm: "Wir leben hier praktisch Tür an Tür mit den Jugendlichen. Und da hat niemand Angst. Wir haben eine über 80-jährige Schwester, die geht Tag für Tag rüber ins Flüchtlingsheim und besucht die Menschen dort. Ich weiß auch, dass sich die Montessori-Schule, die sich auf unserem Gelände nur 100 Meter vom Caritas-Heim entfernt befindet, mit den Flüchtlingen solidarisiert hat. Jeden Sonntag stehen um 17 Uhr Menschen vor St. Gabriel und drücken aus, dass sie für die Aufnahme von Flüchtlingen sind, weil diese Unterstützung brauchen."
Orden unterstützt Caritas
Auch der Orden der SVD unterstütze die Caritas bei ihrer Aufgabe, berichtete Helm: "Es ist schon auch so, dass wir teilweise die finanzielle Last, die für die Caritas und auch für uns entsteht, mittragen. Aber natürlich ist das auch nicht grenzenlos möglich."
Er habe jetzt an Landeshauptfrau Mikl-Leitner geschrieben, so Helm. Im Juni - damals war wegen eines Tötungsdelikts eines psychisch kranken Flüchtlings die Sperre von Caritashauses St. Gabriel im Raum gestanden - habe die Landeschefin nämlich Zusagen zum Erhalt von St. Gabriel gegeben: "Wir haben, als wie im Juni 2018 die Petition '#aufstehen' zum Erhalt des Caritashauses St. Gabriel übergeben haben, eine Zusage von der Frau Landeshauptfrau gehört, dass 50 Flüchtlinge in St. Gabriel bleiben werden. Die Caritas hat ein Konzept ausgearbeitet und im September eingereicht. Bis jetzt wurde das nicht entschieden, gibt es keinen Vertrag und es leben nur noch neun Flüchtlinge hier. Ich habe die Frau Landeshauptfrau in meinem Schreiben nun an dieses Versprechen erinnert." Seit September habe sich weder jemand vom Büro der Landeshauptfrau noch vom Büro Waldhäusl gemeldet.
Bei ihm sei der Eindruck entstanden, dass eine starke Abhängigkeit der ÖVP von der FPÖ bestehe, so Helm:
Man fragt sich wirklich in Niederösterreich: Wer regiert eigentlich. Ist das die FPÖ oder die ÖVP? Und ähnlich im Bund: Ist es Kickl oder ist es Kurz?
Quelle: kathpress