Weltjugendtag - Eine Bilanz
Landgewinn für den Papst in Panama
Weltjugendtag - Eine Bilanz
Landgewinn für den Papst in Panama
Mit einem festlichen Gottesdienst mit Papst Franziskus ist in Panama der Weltjugendtag zu Ende gegangen. Hundertausende - bei weitem nicht nur Jugendliche - kamen aus ganz Zentralamerika und der übrigen Welt auf einem Feld östlich der Hauptstadt Panama City zusammen, wo demnächst ein Neubauviertel entstehen soll. In den Mittelpunkt seiner Predigt am Sonntag rückte Franziskus Gedanken des Aufbruchs - Mut zum Träumen und Glauben an das konkrete Wirken Gottes. In einer für die katholische Kirche schwierigen Zeit suchte er in Panama Landgewinn.
Über der unübersehbaren Menge auf dem "Campo San Juan Pablo II" wehen am Sonntag Fahnen aus allen Kontinenten, vor allem aber aus Zentral- und Südamerika. Javier Ramos und seine Frau Maria Celia, ein junges Ärztepaar aus Nicaragua, erzählen, in diesen Tagen seien bei Protesten zu Hause auch Freunde verhaftet worden. "Wir müssen viel beten, damit die Situation sich ändert", sagen sie. Auch Bischöfe aus Nicaragua waren beim Weltjugendtag. Sie gehören zu den Kritikern des Regimes von Daniel Ortega.
Der Papst spricht über die Antrittspredigt Jesu, der "den Armen eine frohe Botschaft und den Gefangenen die Entlassung" ankündigt. Für Pilger aus Krisenstaaten wie Venezuela, Honduras und Nicaragua muss es einen besonderen Klang haben, wenn Franziskus betont, dass diese Verheißung sich "jetzt" ereignen soll. Auch vom biblischen "Gnadenjahr" ist die Rede, einem umfassenden Schuldenerlass. Hinter der Altarbühne ragen in der Ferne die Geschäfts- und Bankentürme der Finanzmetropole auf. Der höchste Wolkenkratzer, auf der Punta Pacifica, einer dem Meer abgerungenen künstlichen Insel, stammt von der Firma Trump.
Neuer Boden für die Kirche: Papst Franziskus steht durch den seit einem Jahr verstärkt andauernden Missbrauchsskandal unter Druck. Wie sehr ihm die Krise persönlich zusetzt, deutete sich an, als er bei einer Messe mit Klerikern und Ordensleuten am Samstag mehrfach von "Hoffnungsmüdigkeit" sprach. Die Kirche sei "durch ihre Sünde verwundet" und habe den Schrei der Opfer nicht gehört - die Anspielung reichte, um das Thema Missbrauch ins Gedächtnis zu rufen.
Bei einem privaten Mittagessen mit Weltjugendtagsgästen bezeichnete Franziskus den Missbrauch als "schreckliches Verbrechen". Die US-Amerikanerin Brenda Noriega gab die Begegnung so wieder, der Papst erwarte von den Katholiken in den USA, an erster Stelle zu beten und die Gemeinschaft zu stärken. Dass Gebet und Gemeinschaft vor politischem Aktionismus geht, scheint eine verbreitete Ansicht unter den kirchentreuen jungen Katholiken in Panama.
Franziskus platzierte seit seiner Ankunft am Mittwoch eigene Themen: Politiker und Wirtschaftsvertreter mahnte er beim offiziellen Empfang am Donnerstag, jeglicher Korruption abzuschwören und der neuen Generationen mehr Mitgestaltung ihrer eigenen Zukunft einzuräumen, nicht zuletzt mit Blick auf die krasse soziale Ungleichheit. Den Bischöfen Zentralamerikas riet er, auf den "Herzschlag des Volkes" zu hören und eine heilsame Unruhe zuzulassen.
Bei einem Besuch in einer Jugendhaftanstalt am Freitag kritisierte er eine Gesellschaft, die geradezu obsessiv andere als böse etikettiert und einsperrt, um sich selbst auf der Seite der Guten zu fühlen.
In zwei großen Veranstaltungen an der Cinta Costera, der Küstenpromenade Panamas mit ihren glitzernden Hochhausfassaden, rief Franziskus Zehntausende Jugendliche aus aller Welt auf, für eine Kultur der Begegnung zu arbeiten und populistischen Tendenzen von Spaltung und Ausgrenzung zu widerstehen. Konformismus nannte er eine der am meisten verbreiteten Drogen unserer Zeit.
Lange galt als zweifelhaft, ob das kleine Panama das große Katholikentreffen würde stemmen können. Am Ende äußerten sich lokale und ausländische Beobachter so anerkennend wie überrascht über den geschmeidigen Verlauf. Seit dem Amerikagipfel 2015 richtete Panama nicht mehr ein solches Großereignis aus, und Staatspräsident Juan Carlos Varela wollte drei Jahre nach dem Skandal um die "Panama Papers" sein Land denkbar positiv präsentieren.
Panama und die katholische Kirche können derzeit beide eine Auffrischung ihres Images gebrauchen. Für Panama steht die Reputation bei der OSZE als transparenter und korrekter Finanzplatz auf dem Spiel. Franziskus hat im Februar ein weltweites Bischofstreffen zum Missbrauchskandal vor sich. Panama will wachsen, die Kirche muss heilen.
Quelle: Kathpress