
"Ehe für alle"
Studientag am 29. Jänner im Priesterseminar Linz
"Ehe für alle"
Studientag am 29. Jänner im Priesterseminar Linz
Dem auch innerkirchlich kontrovers diskutierten Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften und deren Rechtsstatus ist ein Studientag am 29. Jänner im Priesterseminar Linz gewidmet. Unter dem Titel "Frauenpaare, Männerpaare. Die Folgen einer staatlichen 'Ehe für alle'" werden dabei anlässlich der mit Jahresbeginn 2019 geänderten Gesetzeslage in Österreich rechtliche und vor allem seelsorgliche Fragestellungen diskutiert. Es informieren die Linzer Juristin und Lebensberaterin Michaela Fattinger-Hackl sowie Martina Kreidler-Kos, die in der Diözese Osnabrück (Deutschland) für Ehe- und Familienpastoral verantwortlich ist.
Inhaltlich verantwortlich ist Franz Harant, Leiter der "Regenbogenpastoral Österreich" und Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz. Gegenüber der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen verwies er auf den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der wiederholt eine Diskussion über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare angeregt hat. Die Kirche dürfe Homosexualität "nicht immer nur unter dem Aspekt schwerer Sünde behandeln" und müsse nun auf die staatliche "Ehe für alle" reagieren, so sehr sich diese auch vom Eheverständnis der Kirche unterscheide, sagte er am Mittwoch dem Internetportal katholisch.de in Bonn.
Nach den Worten von Franz Harant gilt es zu würdigen, dass der Wunsch, "in Liebe, Treue und Verantwortung zu leben", jetzt auch für gleichgeschlechtlich Liebende in Österreich möglich ist. "Natürlich wollen die Menschen feiern, dass sie 'Ja' zueinander sagen", so seine Erfahrung als Seelsorger auch von schwulen und lesbischen Paaren. "Die Sehnsucht, bejaht zu werden, steckt in uns allen drinnen."
Wenn es um die Würdigung einer verlässlichen Lebensform geht, ist es für Harant durchaus möglich, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. "Letztlich geht der Segen von Gott aus", argumentierte er gegenüber den Kirchenzeitungen. Die Kirche müsse "da noch viel erfinderischer werden", wie man das gestalten kann. "Ich sehe darin keine Konkurrenz zur sakramentalen Ehe", so Harant. "Das unterscheiden die Leute sehr gut für sich."
Der Linzer Theologe ortet in der katholischen Kirche einen Perspektivwechsel bei der Bewertung jener Paare, die dem Ideal der sakramentalen Ehe nicht gänzlich entsprechen. Als Impuls dazu sieht Harant das Papstschreiben "Amoris laetitia", und er erinnert an ein Wort des Präsidenten der Caritas internationalis, Kardinal Louis Antonio Tagle: " Die Familien sind nicht dazu da, der Kirche zu gefallen, sondern die Kirche ist für die Familien da." Auch Papst Franziskus erweise allen, die im "ganz normalen Chaos der Liebe" versuchten, verantwortet und gut vor Gott zu leben, großes Vertrauen, betonte Harant. "Dieses Vertrauen gilt es, strukturell zu sichern und Perspektiven zu entwickeln, die es erfahrbar machen." Beim Studientag werden dazu pastorale Praxisbeispiele aus Deutschland und der Schweiz, aber auch aus Österreich vorgestellt.
Anmeldungen zur Tagung am 29. Jänner sind im Linzer "Institut Pastorale Fortbildung" unter Tel. 0732/771205-8108 möglich.
Quelle: Kathpress