Abtei Mehrerau: P. Vinzenz Wohlwend zum Abt geweiht
Der neue Abt von Wettingen-Mehrerau, P. Vinzenz Wohlwend, hat seine Abtweihe empfangen. Zisterzienser-Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori nahm die Abtbenediktion am Mittwochnachmittag bei einem Festgottesdienst in der Mehrerauer Abteikirche vor. Wohlwend war Mitte September vom Klosterkonvent zum Nachfolger von Abt Anselm van der Linde gewählt und am 23. November durch Papst Franziskus in dieser Funktion bestätigt worden. Der 49-jährige Wohlwend ist der 54. Abt der Mehrerau. Der Zisterzienserabtei am Bodensee gehören derzeit insgesamt 27 Mönche an. Als Abt von Wettingen-Mehrerau ist Wohlwend auch Abtpräses der der "Mehrerauer Kongregation", einem Zusammenschluss mehrerer selbstständiger Klöster des Zisterzienserordens, sowie Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.
Stichwort: Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau |
In der Stiftskirche der Vorarlberger Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau hat am Mittwoch der neue Abt P. Vinzenz Wohlwend seine Abtbenediktion empfangen. Der Abtei gehören neben Wohlwend und Prior P. Henrik Damjanovic derzeit weitere 25 Mönche an. Als Abtpräses steht Wohlwend außerdem an der Spitze der "Mehrerauer Kongregation" (Congregatio Augiensis), einem Zusammenschluss mehrerer selbstständiger Klöster des Zisterzienserordens. In seiner Eigenschaft als Abt einer Territorialabtei ist Vinzenz Wohlwend zudem Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Der Name der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau ist Ausdruck einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Bezügen zum Bodenseeraum: Am Beginn stand 1227 die Gründung eines Zisterzienserklosters in Wettingen im Schweizer Kanton Aargau. Das Ordensleben im damaligen Kloster mit Namen "Maris Stella" ("Meeresstern") begann mit einem Abt sowie zwölf Zisterziensermönchen aus dem Kloster Salem am Bodensee. Eine Zäsur brachte der 28. Jänner 1841. Durch das Erstarken liberaler Kräfte im Kanton Aargau kam es zu einer Welle von Klosteraufhebungen, der auch Wettingen zum Opfer fiel. Die vertriebenen Mönche entschlossen sich nach kurzen Aufenthalten in Buonas und Werthenstein dazu, nach Vorarlberg auszuwandern, wo sie am 8. Juni 1854 die Reste der 1806 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau durch Kauf erwerben konnten. Von da an begann ein neuerlicher Aufschwung der Abtei. Gleich im ersten Jahr wurde eine Lateinschule eröffnet, aus der später das "Collegium Bernardi" mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwuchs. Da die Barockkirche der Benediktiner 1808 abgebrochen worden war, errichteten die Zisterzienser ein neuromanisches Gotteshaus. Weil der Konvent immer größer wurde, konnten in der Folge von der Mehrerau aus ehemalige Zisterzienserabteien wieder erworben und besiedelt werden: 1888 Marienstatt im Westerwald (Deutschland), 1898 Sittich in Krain (Slowenien), 1939 Hauterive in Fribourg (Schweiz). 1919 erwarb das Kloster die auf der deutschen Seite des Bodensees gelegene Wallfahrtskirche Birnau sowie das benachbarte Schloss Maurach und errichtete dort ein Priorat. 1920 übernahm das Kloster Mehrerau die Führung der landwirtschaftlichen Fachschule für Vorarlberg. 1923 wurde das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Außerdem betrieb das Kloster eine Tischlerei für Möbel- und Innenausbau. Ein der Versorgung des Klosters dienender land- und forstwirtschaftlicher Betrieb ist heute verpachtet. Kongregation gehören 21 Klöster anDie Mehrerau als Kongregation geht zurück auf die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation, gegründet 1623 in Salem. Dem Zusammenschluss gehören insgesamt 21 selbstständige männliche bzw. weibliche Zisterzienserklöster in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien an. Geleitet wird die Kongregation vom Kongregationskapitel und vom jeweiligen Abt von Wettingen-Mehrerau als Abtpräses. Die Mehrerauer Kongregation heutiger Prägung entstand 1891, als die Männerabteien Wettingen-Mehrerau und Marienstatt sowie die ihnen unterstellten Frauenklöster mit Zustimmung des Generalkapitels eine eigene Kongregation bildeten. Ihre Statuten wurden vom Apostolischen Stuhl 1923 erstmals bestätigt. (Infos: www.mehrerau.at) |
Gott habe P. Wohlwend mit der Wahl zum Abt vor eine neue Herausforderung gestellt, trete allerdings auch als Mutmacher auf, der seine Nähe zusichere, sagte der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs in seiner Predigt bei der Feier. Er ermutigte den Abt, "dass Du im hören auf Gottes Stimme das Vertrauen verinnerlichen kannst, dass der Herr immer an Deiner Seite steht". Dieses Vertrauen sei wie ein "lebensspendendes Grundwasser" für die Seele. Ähnlich wie Josua in der Bibel sage Gott auch dem neuen Abt zu: "Fürchte dich nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit Dir überall, wo Du unterwegs bist."
Als Abt müsse P. Wohlwend eine "dienende Grundhaltung" einnehmen, um nicht "über andere zu herrschen anstatt sie barmherzig zu begleiten; zu befehlen anstatt zu helfen; mehr zu tadeln und zurechtzuweisen als zu lieben; anderen gefallen zu mögen anstatt sich selbstlos in den Dienst Gottes, der Gemeinschaft und der Menschen zu stellen", sagte Elbs unter Verweis auf die Ordensregel des heiligen Augustinus. Sich in den Dienst anderer zu stellen, sei ein Wagnis, räumte der Bischof ein. Dazu brauche es Mut und Überwindung, "denn es ist in der Tat nicht einfach, sich eine Stufe tiefer zu stellen als alle anderen, oder ganz bewusst darauf zu verzichten, die Muskeln spielen zu lassen, obwohl man selber eigentlich der Stärkere wäre".
Der Mut zum Dienen müsse schließlich in den Mut zur Tat münden. Die Tat aber sei notwendige Konsequenz des Hörens, sagte Elbs mit Blick auf Wohlwends Wahlspruch "Höre, erwäge, erfülle in der Tat". Die Voraussetzung einer Tat oder einer Entscheidung sei, auf andere zu hören. Gehorsam könne nur der verlangen, der selber Hörender ist.
Als "eminent wichtig" betonte der Feldkircher Bischof auch den Dialog: "Heute ist der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet. Wenn wir in Zukunft Frieden wollen, braucht es Empathie, Respekt und das Gespräch miteinander." Deshalb solle der Abt auch die Meinung der jüngeren und älteren Brüder einholen. Diese hätten eine je eigene Perspektive, die eine tiefere Erkenntnis ermöglichten.
Elbs ermutigte den neuen Abt außerdem, an die Ränder zu gehen. "Das beginnt schon innerhalb der Klostermauern in der Sorge um die kranken und alten Brüder oder indem man auf den Bruder schaut, der ein Außenseiter ist und sich vielleicht schwer tut, Anschluss zu finden." Die Menschen am Rande seien das Zentrum der Sendung Jesu - das dürfe die Kirche nie vergessen, so der Bischof: "Wenn wir den Armen und Entrechteten begegnen, begegnen wir Christus."
Abt bittet um Gebet
Wohlwend selbst bedankte sich am Ende des Gottesdienstes bei seiner Familie, seiner Gemeinschaft und allen Freundinnen und Freunden der Abtei für das Vertrauen, die Unterstützung und vor allem für die Gebete: "Ich bitte euch alle, mich mit euren Gebeten weiterhin zu begleiten."
An der Abtbenediktion nahmen neben dem Mehrerauer Altabt P. Kassian Lauterer und dem Vorsitzenden der Superiorenkonferenz, em. Abt Christian Haidinger, u.a. die Bischöfe Franz Lackner (Salzburg), Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Markus Büchel (Sankt Gallen), Felix Gmür (Basel) und der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern teil. Auch die Äbte Maximilian Heim (Heiligenkreuz), Raimund Schreier (Wilten), Urban Federer (Einsiedeln), Tutilo Burger (Beuron), Janez Novak (Sticna) und Emanuel Rutz (St. Otmarsberg) sowie die Äbtissinnen Hildegard Brem (Mariastern Gwiggen), Hedwig Pauer (Marienfeld), Gertrud Pesch (Oberschönenfeld) waren nach Vorarlberg gekommen. Von politischer Seite nahm u.a. Landeshauptmann Markus Wallner an dem Gottesdienst teil.
P. Vinzenz (Rudolf) Wohlwend wurde am 15. Oktober 1969 in Grabs in der Schweiz geboren. Er besuchte in Schaan in Liechtenstein die Volksschule und anschließend das Gymnasium der Zisterzienser in Mehrerau, wo er 1989 maturierte. 1989/90 studierte er in Salzburg Theologie, 1990 begann er das Noviziat in der Zisterzienserabtei Mehrerau, wo er ein Jahr später die zeitliche Profess ablegte. Sein Theologiestudium setzte Wohlwend von 1991 bis 1995 in Einsiedeln (Schweiz) fort. 1994 legte er die feierliche Profess ab. Den letzten Abschnitt des Theologiestudiums und das Pastoralpraktikum absolvierte er bis 1997 in Benediktbeuern (Deutschland).
Am 19. September 1998 wurde Wohlwend zum Priester geweiht. Von 1997 bis 2009 wirkte er als Erzieher am Collegium Bernardi der Mehrerau, seit 1999 war er auch Religionslehrer. 2009 wurde P. Wohlwend Prior und Novizenmeister. Seit 1. Juli 2018 ist er Vorsitzender der Regionalkonferenz der Superioren in Vorarlberg. Schon vor seiner Wahl zum Abt war Wohlwend nach dem Rücktritt Anselm van der Lindes von Papst Franziskus mit 1. August zum Administrator von Mehrerau ernannt worden.
Vinzenz Wohlwend ist in seiner Eigenschaft als Abt einer Territorialabtei Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz, wo er in der Katechetischen Kommission mitwirkt und gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn für die Ordensgemeinschaften zuständig. Zudem steht er als Abtpräses an der Spitze der Mehrerauer Zisterzienserkongregation. Dem Zusammenschluss gehören insgesamt 21 eigenständige männliche bzw. weibliche Zisterzienserklöster in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien an.
Quelle: kathpress