Bischof Schwarz: Miteinander statt übereinander reden
"Es muss heute darum gehen, miteinander und nicht übereinander zu sprechen": das hat der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz in seiner auf der Diözesanwebsite veröffentlichten Silvesterpredigt betont. In einer auch im persönlichen Leben "übermedialisierten Welt" mit einer "aufgeheizten Empörungskultur" gelte dies mehr denn je, nahm der Bischof am Montag im St. Pöltner Dom indirekt Bezug auf die jüngsten Konflikte hinsichtlich seiner im Sommer beendeten Amtszeit in der Diözese Gurk-Klagenfurt.
Wegen von der interimistischen Kärntner Kirchenführung erhobenen Vorwürfen wird der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ab Mitte Jänner als päpstlicher Beauftragter diese Vorwürfe prüfen und sich ein Bild über die katholische Kirche in Kärnten machen.
Sein Jahreswechsel sei heuer "geprägt vom Nachdenken darüber, was es bedeutet, wenn man angegriffen wird, wenn sich Freunde gegen einen wenden, wenn Fassungslosigkeit statt Vertrauen und Sprachlosigkeit und Vorwürfe statt dem offenen und vertrauten Gespräch plötzlich vorherrschen", so Schwarz. Mit weniger Medienbeteiligung erleben dies viele Menschen im persönlichen Umfeld oder im Beruf. "Daran nicht zu zerbrechen, sondern wachsen, oder weiter vertrauen, ist eine Herausforderung", erklärte der Bischof. "Gerade wenn das eigentlich Vertraute keinen Halt mehr gibt", brauche es Menschen, die "gemeinsam durchstehen" und "zusammenhalten".
"Bei so einem persönlichen Jahresrückblick geht es auch um Vergebung", setzte der Bischof wörtlich fort - "darum, zu vergeben, und auch darum, dass einem vergeben wird. Dass das, was unser Leben an Auswirkungen hat, den absichtlichen und den unabsichtlichen, auch schmerzen kann." Mit Jesus Christus im Blick gelte es "nicht zu verbittern und hart zu werden, sondern verständnisvoll und liebevoll, auch wenn eigentlich Gefühle der Ablehnung, Zorn und Wut vorherrschen".
"Brauchen eine Zeit des Nachdenkens"
Als Beispiel für "Herausforderungen und Aufregungen" im vergangenen Jahr nannte Bischof Schwarz den Einsatz für den Schutz des Lebens an dessen Beginn und Ende sowie Lebensbejahung auch angesichts von Gewalt, Armut und Krankheit oder schlimmen Ereignissen, von misslingenden Projekten und scheiternden Beziehungen. "Wir bringen hier mit dem, was wir hier feiern, in das oft schwer zu durchschauende Knäuel unserer Gefühle, Gedanken und Motivationen, aber auch in unsere Enttäuschungen und Verletzungen eine innere Ausrichtung, dass das Leben gelingen kann", wandte sich Schwarz an die Gläubigen.
Wir brauchen eine Zeit des Nachdenkens, dass wir uns selbst besser kennenlernen, um ein gutes Leben zu führen.
Der Bischof wies darauf hin, dass Menschen "empathische Wesen" sind - ohne persönlichen Kontakt, ohne persönliches Gespräch, ohne ein konkretes "Du" würden Mitgefühl, Mit-Leid und die vom Schöpfer in die Herzen eingeschriebene Menschlichkeit nicht funktionieren. "Der Bildschirm, das Papier, das Handy berühren uns nicht, nur der konkrete Mensch, die Umarmung, das gesprochenen Wort. Das hat sich unser Gott schon gut ausgedacht", sagte Schwarz. "Wir nehmen die Verwundung unserer Seele mit und hoffen, dass die Narbe nicht allzu sehr blutet, wenn ein neues Jahr beginnt und die Erinnerung an Vergangenes uns plötzlich überkommt."
Für die Zukunft legte Bischof Schwarz den Gläubigen drei Empfehlungen ans Herz, die Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2019 dargelegt habe: Frieden mit sich selbst, Frieden mit anderen und Frieden mit der Schöpfung.
Quelle: kathpress