Lackner will als Visitator in Gurk "Brücke nach Rom sein"
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner will als Apostolischer Visitator für die Diözese Gurk-Klagenfurt "ein Sprachrohr nach Rom sein". Das betonte er am Heiligen Abend in einem Interview während der "Licht ins Dunkel"-TV-Sendung des ORF-Landesstudios Salzburg. Derweil bitte er "alle die beteiligt sind, dass wir dem Weihnachtsfrieden eine Chance geben, auch wenn es in brüchiger Umgebung ist". Der Salzburger Erzbischof hatte zuvor bereits angekündigt, das er seinen Dienst als Visitator Mitte Jänner beginnen werde.
Ihm sei vom Papst "eine große Last auf die Schultern gelegt worden", sagte Lackner. Seine erste Aufgabe als Visitator in der Kärntner Diözese sei "zu hören, wie es den Menschen und Verantwortlichen in der Kirche dort geht". Er wolle "ein Sprachrohr nach Rom sein für diese Menschen", wisse allerdings auch, "Wahrheit muss errungen werden", fügte der Erzbischof hinzu:
Wahrheit fällt uns nicht in den Schoß. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, auch vor allem eine Brücke nach Rom zu sein.
In am 24. Dezember veröffentlichten Weihnachtsinterviews thematisierten auch Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Wilhelm Krautwaschl die Krise in der Diözese Gurk. Der Wiener Erzbischof äußerte sich im "Standard", der Grazer Diözesanbischof gegenüber der "Austria Presse Agentur" (APA).
Schönborn sagte, er stelle zum jetzigen Zeitpunkt keine Beurteilung zur Lage in Kärnten an.
Ich kenne manche Vorwürfe, kenne aber auch den Befund des Wirtschaftsprüfers, der sagt, dass nichts passiert ist, was das Bistum wesentlich beeinträchtigt hätte oder ungesetzlich gewesen wäre. Ich habe also kein Gesamtbild. Daher steht mir ein Urteil gar nicht zu.
Schönborn erinnerte an die kirchenrechtliche Situation:
Als Bischof von Wien und Kardinal habe ich auch keinerlei Autorität, über einen anderen Bischof oder eine andere Diözese zu richten. Das zuständige Gremium ist die Bischofskongregation in Rom.
Der Wiener Erzbischof sieht positiv, dass die vom kanadischen Kurienkardinal Marc Ouellet geleitete Bischofskongregation jetzt aktiv wird: "Es ist gut, dass diese sich mittels einer Visitation ein umfassendes und unparteiisches Bild macht und dann die daraus folgenden Entscheidungen trifft."
Zu den Vorwürfen, die Bischofskonferenz hätte seit 2008 über vieles Bescheid gewusst, aber nicht gehandelt, stellte der Kardinal klar, dass "man die Kompetenz der Bischofskonferenz nicht überschätzen" dürfe:
Sie ist ein Koordinations-, aber kein Kontrollgremium. Sie kann in eine einzelne Diözese nicht hinein regieren. Sie kann keine Bischöfe suspendieren oder Prüfungen durchführen.
Was ein Nachbarbischof tun könne, sei ausschließlich das Erteilen von "brüderlichen Ratschlägen". Die Aufsichtsbehörde sitze hingegen in Rom. Sie sei durch den Nuntius "über besondere Vorkommnisse" zu informieren. Nachsatz des Kardinals:
Im Übrigen kann jeder nach Rom schreiben, wenn er meint, dass Rom handeln müsse - nicht nur Bischöfe, sondern auch der Generalvikar oder das Domkapitel. Sie sind ja mittendrin und wissen am besten Bescheid.
Bischof Krautwaschl sagte, jede Diözese stehe als Ortskirche im Gefüge der Weltkirche, "und das wird auch beim Stichwort Diözese Gurk-Klagenfurt bewusst". Die Probleme, die in Gurk derzeit behandelt würden, hätten zwar "nichts mit uns zu tun, aber es ist Kirche". Durch die Causa werde sichtbar, "was Paulus schreibt: Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit".
Quelle: kathpress