Ordensspitäler: "Es gibt nichts Unethischeres als Vergeudung"
Es gibt nichts Unethischeres als Vergeudung. Die knappen Ressourcen müssen so eingesetzt werden, dass sie möglichst vielen Menschen zugutekommen.
Das betonte Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe im "Standard"-Interview (Wochenendausgabe). Zur Vinzenz-Gruppe zählen mehrere Wiener Ordensspitäler wie der Göttliche Heiland, das St.-Josef- und das Herz-Jesu-Krankenhaus, das Orthopädische Spital Speising sowie das Ordensklinikum Linz und die Krankenhäuser der Barmherzigen Schwestern. In Summe kommt die Gruppe auf rund 750 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt 8.000 Personen. 2017 wurden 435.643 Patienten ambulant und 193.171 stationär behandelt.
Die Vinzenz-Gruppe sei ein Exot im Gesundheitssektor, "weil wir wie ein Konzern aufgebaut sind", so Heinisch. Der Eigentümer sei eine gemeinnützige private Stiftung, die 2010 von den Barmherzigen Schwestern gegründet wurde. Heinisch:
Der Krankenhausbetrieb wurde einfach zu komplex. Die Vinzenz-Gruppe ist die Muttergesellschaft der einzelnen Krankenhausgesellschaften. Das ist sehr unüblich. Meistens sind die Krankenhäuser keine selbstständigen Unternehmen, sondern Standorte.
Die Struktur der Vinzenz-Gruppe gewährleiste, "dass die Entscheidungen immer vor Ort und damit dezentral getroffen werden, wo auch die Verantwortung liegt. Dadurch sind wir sehr schnell, manche sagen zu schnell." Vor Ort könne immer der Geschäftsführer des Krankenhauses entscheiden. Natürlich gebe es Genehmigungsgrenzen, aber wesentliche Fragen wie die Besetzung von Primarärzten treffe das lokale Team. Heinisch: "Dadurch sind wir sehr effizient und können uns die hohen Investitionen leisten."
Zur Frage, wie das jeweilige Charisma der Orden, die einst die Krankenhäuser gründeten und führten, weiter gelebt werden könne, meinte Heinisch:
Es gibt noch ein paar Ordensschwestern, die im Krankenhaus operativ mitarbeiten - aber das wird sich aufhören.
Was bleibe, seien die christlichen Prinzipien, die sich in der Ethikarbeit niederschlagen: "Wir stoßen in einem Krankenhaus schnell an Grenzen, an denen man umsichtig entscheiden muss. Wenn ein Patient beispielsweise sterbenskrank ist, stellt sich die Frage, welche Therapien man ihm noch zumuten kann." Das könne ein einzelner Mensch nicht allein entscheiden. Im Ethikbeirat würden die heikelsten Fälle reflektiert.
Zur generellen Frage, ob die Spitäler in Österreich zu wenig aufeinander abgestimmt sind, räumte Heinich ein, dass es noch Potenzial gebe. Vor allem in der Stadt müssten die Krankenhäuser Schwerpunkte setzen. Nicht jedes Krankenhaus solle alles abdecken. Das sei nicht effizient, und gehe zulasten der Expertise.
Auf Weihnachten angesprochen antwortete Heinisch:
Bei uns gehen Geschäftsführer, Pflegedirektor und andere Personen am 24. Dezember durch die Stationen, wünschen Glück und singen oder lesen den Patienten etwas vor. In Ordenshäusern gibt es Feste und Bräuche. Das spürt man auch. Die Schwestern beten jeden Tag für die Patienten.
Quelle: kathpress