Sternsinger-Projekt schützt philippinische Kinder vor Gewalt
Die 85.000 Sternsingerkinder, die zwischen Neujahr und Dreikönig österreichweit von Tür zu Tür ziehen, unterstützen mit ihren ersungenen Spenden Alterskollegen aus den Philippinen: Das Kinderschutz-Programm "Child alert" ist eines der 500 weltweiten Partnerprojekte der Dreikönigsaktion und wird heuer besonders beworben. Zwei Aktivisten der in der Stadt Davao tätigen Organisation besuchten auf Einladung des Hilfswerks der Katholischen Jungschar in den vergangenen Tagen Österreich und berichteten im Interview mit "Kathpress", wie ihr Einsatz benachteiligten Kindern und ihren Familien Zukunftsperspektiven vermittelt.
In den Städten Mindanaos - der zweitgrößten Insel der Philippinen - sind die Lebensbedingungen für Kinder schwierig, verdeutlichte Bernardo Mondragon (60), Gründer und Leiter von "Child alert". "Die Familienhäuser sind meist kleine Hütten, in denen in einem einzigen Raum an die sieben Personen zusammenleben. Besonders wenn die Eltern Probleme haben, ihre Kinder zu ernähren, ist die Stimmung gereizt. Es gibt oft Streit, Gegenstände fliegen, und Kinder werden oft schon wegen kleiner Fehler geschlagen." Immer wieder werden Kinder aus den ärmeren Familien zu Zeugen oder selbst Betroffenen von Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch.
Eine Folge ist, dass schon viele Achtjährige ihre freie Zeit eher auf der Straße statt zuhause verbringen und manche einfach "abhauen". Die Straße bringt jedoch neben der Freiheit auch ganz neue Probleme mit sich, verdeutlichte Mondragon: "Auch hier gibt es Gewalt, zudem auch große Unsicherheit durch kriminelle Jugendbanden, Drogenmissbrauch, Kinderarbeit und Kinderprostitution, und öfters kommen die Kinder in Konflikt mit dem Gesetz." Viele andere Kinder müssen bereits früh als Müllsammler, Verkäufer oder Lastenträger mithelfen, das karge Familieneinkommen aufzubessern. Zeit für Schule und Lernen bleibt dann kaum mehr - weshalb viele die Schule irgendwann abbrechen und sich dabei Chancen auf gute Jobs oder auch den Weg aus der Armut verbauen.
Alternativen vorzeigen
Um dem allen vorzubeugen, wurde 2005 die Kinderschutz-Organisation "Child alert" gegründet. Deren Sozialarbeiter besuchen in fünf Stadtvierteln der Inselhauptstadt Davao City die Familien und laden zu monatlichen Treffen ein. Das hier Gelernte können die Kinder für ihr ganzes Leben brauchen: "Sie steigern ihr Selbstbewusstsein und ihren Selbstwert, erfahren über ihre Rechte, erhalten Hilfen um sich selbst zu schützen und um bei Streitigkeiten nicht gewalttätig zu werden. Zudem ermutigen wir die Kinder mit Erfolg, ihre Schule weiterzumachen und abzuschließen", erklärte Projektleiter Mondragon.
Obwohl das Projekt von bloß drei Vollzeit-Mitarbeitern organisiert wird, geht das Angebot dank der Einbindung von hunderten Ehrenamtlichen weit über die Monatstreffen hinaus: Ebenso werden Jugendliche in Kursen zu "Peer Educators" ausgebildet und sprechen in Folge ihre Freunde an, laden zu den Workshops ein und vermitteln auch selbst die zentralen Botschaften. Mit Straßentheaterstücken auf belebten Plätzen oder Märkten werden Kinderrechte thematisiert und gewaltfreie Lösungen für Konflikte vorgeschlagen, zudem entsendet das Projekt Kinder und Jugendliche in die Gemeindevertretung des Bezirks, um dort dem Kinderschutz politisch die Stimme zu verleihen.
Auch die Eltern werden in das Programm eingebunden - mit eigenen Elternkursen. "Die Eltern, die bei uns mitmachen, werden beispielgebend für andere, beraten andere Familien und sorgen in ihrem Umfeld durch erhöhte Aufmerksamkeit dafür, dass es nicht zu Gewalt an Kindern kommt. Schritt für Schritt gelingt es uns dadurch, das gesellschaftliche Bewusstsein zu verwandeln", berichtete Mondragon. Um die ökonomische Situation der Familien zu verbessern, erhalten Eltern Schulungen in einkommensschaffenden Maßnahmen. Mit dem Verkauf selbst hergestellter Speisen, Putzmittel, Waschpulver oder Schmuck können sie das Familieneinkommen aufbessern, wovon die ganze Familie profitiert.
17 Millionen Euro pro Jahr
Die Philippinen sind das Schwerpunktland der kommenden Sternsingeraktion in den rund 3.000 katholischen Pfarren Österreichs. Mit den um den Jahresbeginn 2019 von Caspar, Melchior und Balthasar eingehobenen Spenden werden insgesamt 500 Projekte in 20 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas unterstützt. Auf jeweils unterschiedliche Weise geht es dabei stets darum, armutsbetroffenen Menschen "Hilfe zur Selbsthilfe" zu ermöglichen.
Für den kompetenten Einsatz der Spendengelder - im Vorjahr machten sie 17,5 Millionen Euro aus, seit Beginn der Aktion 1954 sogar über 425 Millionen Euro - sorgt das Hilfswerk "Dreikönigsaktion" der Katholischen Jungschar. Die Finanzen werden jährlich von unabhängigen Wirtschaftsprüfern kontrolliert, zudem garantiert das "Spendengütesiegel" Transparenz und objektive Sicherheit bei der Spendenabwicklung. Ein von allen Sternsingergruppen mitgeführter Ausweis lässt für den einzelnen Spender leicht erkennen, dass die Kinder im Auftrag der Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar unterwegs sind. (Infos: www.sternsingen.at)
Quelle: kathpress