Lackner sieht EU als "Kostbarkeit, die es zu hüten gilt"
"Die EU ist eine Kostbarkeit, die es zu hüten gilt": Das betonte Erzbischof Franz Lackner am Donnerstag bei eines Gesprächsabends zum Thema "Zukunft Europas gestalten" in Salzburg. Jede Kritik an der Union müsse somit die konstruktive Weiterentwicklung dieses Projektes zum Ziel haben. Bei der Frage, welche Rolle christliche Werte in der EU spielen, ortete der Erzbischof strukturelle Defizite: Es fehle eine verbindliche gemeinsame Rückbindung auf eine "absolute Entscheidungsinstanz", um sich in moralischen und gesellschaftlichen Fragestellungen zu positionieren, erklärte Lackner laut einer Aussendung der Erzdiözese Salzburg.
Mit Lackner diskutierten im Salzburger Erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und der Generalsekretär im Europäischen Ausschuss für Regionen, Christian Gsodam; EU-Kenner und "Salzburger Nachrichten"-Chefredakteur Manfred Perterer leitete das Gespräch anlässlich des österreichischen EU-Ratsvorsitzes.
Die Menschenrechte hätten das Potenzial, die Werte-Lücke zu füllen, meinte Rabl-Stadler. Sie stellten ein gemeinsames europäisches Fundament dar, das in jüdisch-christlichen Wurzeln gründe. Dass auch auf der künstlerischen Bühne zur Diskussion über eben diese Werte angeregt werde, machte die Kulturmanagerin am Beispiel von Wolfgang Amadeus Mozarts "La clemenza di Tito" fest: "Hier stellen sich Fragen nach Vergebung, nach Milde - die Auseinandersetzung mit genau diesen Themen holt das Publikum aus ihrer Alltäglichkeit", und konfrontiere zudem mit der Frage nach Sein und Werden, erläuterte Rabl-Stadler. Aktuell forderten die Themen Turbokapitalismus und Fluchtbewegungen zur Auseinandersetzung mit europäischen Wertehaltungen heraus.
Verdienste um Friedenssicherung
Als Fundus und "Zubringer von Werten" fungiere auch die Kunst, ihre Protagonisten sollten noch mehr an aktuellen politischen Diskursen teilnehmen, regte Rabl-Stadler an. Die Gründungsgeschichte der Salzburger Festspiele zeige, wie auch der Kunstbetrieb in brisanten Zeiten bewusste Zeichen des Friedens gesetzt habe.
Generalsekretär Gsodam strich genau diesen anhaltenden Frieden in ihrem Einflussbereich als bedeutsame Leistung der europäischen Union hervor. Es hätten sich seit ihrer Gründung ein friedlicher Austausch und eine gemeinsame Gesprächskultur etabliert. Die EU sei als Reaktion auf "das ständige Kollabieren" des Alten Kontinents gegründet worden, erinnerte Gsodam. Die EU müsse sich in dieses Friedens stets neu versichern und die damit verbundenen Werte weiterentwickeln.
Der Vertreter Österreichs in Brüssel wehrte sich gegen eine Geringschätzung der Verdienste der EU als Wirtschaftsbündnis. Denn, so Gsodam: "Die Wirtschaft sichert die Lebensgrundlage der Menschen." Interessensgemeinschaft zu sein schließe Wertehaltungen nicht aus. Man kann seinen Interessen auch wertebewusst nachgehen", war sich der Generalsekretär sicher.
Quelle: kathpress