Tagung: Religionsunterricht "pluralitätsfähig" weiterentwickeln
Für eine Weiterentwicklung des heimischen Angebots an Religionsunterricht haben sich Expertinnen und Experten bei einer Tagung an der Universität Innsbruck ausgesprochen. Dabei gelte es, die bestehende "Bekenntnisorientierung" des konfessionellen Religionsunterrichts nicht etwa aufzugeben, sondern als "Stärke, die Authentizität und Transparenz ermöglicht" beizubehalten und zugleich "Mut zu Neuem" zu zeigen, um den Religionsunterricht wirklich "pluralitätsfähig" zu machen. So lautete das Fazit der Teilnehmer der Tagung "Bekenntnisgebundenheit des Religionsunterrichts als Potential?", die am 6./7. Dezember an der Universität Innsbruck stattfand. Ausgerichtet wurde die internationale Tagung von den Instituten Praktische Theologie, Islamische Theologie und Religionspädagogik.
Der Innsbrucker Theologe Prof. Roman Siebenrock wandte sich in seinem Vortrag gegen einen konfessionalistisch verengten Bekenntnisbegriff und hob demgegenüber den diakonischen Charakter hervor. Die Theologie kenne mit dem Begriff der "Kenosis" die Vorstellung der Selbstentäußerung Gottes bei der Menschwerdung in Jesus Christus. Durch diese Vorstellung Kenosis gebe das Christentum dem Anderen und auch der Religion des Anderen und seinen Wertvorstellungen Raum. Dies gelte es auch im Religionsunterricht umzusetzen.
Der islamische Theologe Abdullah Takim betonte indes, dass sich "Dialogfähigkeit und Bekenntnisgebundenheit nicht ausschließen" würden. Religion habe vielmehr die Aufgabe, "nicht nur ideologiekritisch nach außen" zu wirken, sondern auch selbstkritisch nach innen "und den Dialog mit anderen Religionen und Wissenschaften zu suchen". Einblicke in die Praxis eines dialogisch-religionsbezogenen Religionsunterrichts bot der Essener Religionspädagoge Thorsten Knauth.
Die Freiburger Religionspädagogin Mirjam Schambeck appellierte abschließend eindringlich, den Religionsunterricht orientiert an den Fragen und Themen von Kindern und Jugendlichen weiterzuentwickeln. Kooperationsmodelle böten dabei die Chance, "produktiv mit Heterogenität" umzugehen. Der Erfolg solcher Kooperationsmodelle im Religionsunterricht würde jedoch davon abhängen, wie "mit Minderheiten und Machtansprüchen im Rahmen der Zusammenarbeit" umgegangen wird, so Schambeck.
Quelle: kathpress