Wien: Päpstliche Auszeichnung für Herwig Hösel
Prof. Herwig Hösele ist am Freitagnachmittag mit dem päpstlichen Gregorius-Orden ausgezeichnet worden. Kardinal Christoph Schönborn überreichte dem Publizisten und früheren steirischen Politiker sowie Bundesratspräsidenten die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Wiener Erzbischöflichen Palais. Am Festakt nahmen u.a. der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari als Laudator, die frühere Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (auch Trägerin des Gregorius-Ordens) sowie die ehemaligen Nationalratspräsidenten Heinrich Neisser und Werner Fasslabend teil.
Es sei eine "mission impossible", "wollte man versuchen, in der knappen hier verfügbaren Zeit das Wesen und Wirken von Herwig Hösele angemessen zu würdigen", sagte Bischof Kapellari in seiner Laudatio über den Geehrten. Die kirchliche Auszeichnung stehe für Höseles "ganzes bisheriges Wirken", betonte der Laudator, der auf wichtige Stationen im Leben des steirischen Politikers verwies. Hösele sei "der katholischen Kirche in respektvoller, aber auch kritischer Solidarität verbunden" und verberge nicht die "Anfechtungen seines christlichen Glauben". Gleichzeitig sei er davon "überzeugt, dass eine Verdrängung der Kirche aus dem öffentlichen Raum ein Schaden für die Gesellschaft im Ganzen wäre".
Ausdrücklich würdigte der frühere Grazer Bischof Höseles Engagement bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im kirchlichen Bereich: Dieser habe "gemeinsam mit den Mitgliedern der von Waltraud Klasnic geleiteten Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft und -kommission das Leid unzähliger Opfer und das schrecklich Abgründige in den Tätern zur Kenntnis bekommen und er hat die Koordinierung und die Medienarbeit für diese Kommission übernommen. Dafür ist ihm, den Mitgliedern der Kommission und Frau Waltraud Klasnic auch heute tief empfunden zu danken."
In seinen Dankesworten erinnerte Hösele an das Diktum des deutschen Staatsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde, wonach der freiheitlich säkulare Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht schaffen könne. Für diese Voraussetzungen sei das "Wirken engagierter Christen und der Kirche trotz ihrer Fehler unverzichtbar". Sie sorgten dafür, dass "der Grundwasserspiegel der Nächstenliebe nicht versiegt und auch nicht verunreinigt wird", sagte Hösele. "Österreich braucht daher weiterhin eine katholische Volkskirche, die in die Gesellschaft hinein wirkt." Der am 17.7.1953 geborene Hösele war enger Mitarbeiter der steirischen Landeshauptleute Josef Krainer (1980-1996) und Waltraud Klasnic(1996-2005) sowie Mitglied bzw. Präsident des Bundesrates (2000-2005). Heute ist er hauptberuflich Generalsekretär des Zukunftsfonds der Republik Österreich. Zudem ist er in zahlreichen ehrenamtlich Funktionen tätig, so u.a. als Koordinator der hochkarätigen Dialogreihe "Geist & Gegenwart" oder im Aufsichtsrat des Spitals der Grazer Elisabethinen. Seit 2010 wirkt Hösele als Koordinator der von Waltraud Klasnic geleitetet Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft. Seit 1970 ist er publizistisch und journalistisch vor allem in den Bereichen Demokratie und Zeitgeschichte tätig. 2002 wurde ihm der Titel Professor verliehen.
Der päpstliche Gregorius-Orden ist nach Papst Gregor dem Großen (Pontifex von 590 bis 604) benannt und wurde von Papst Gregor XVI. im 19. Jahrhundert gestiftet. Es handelt sich um den vierthöchsten Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche. Er wird vom Papst verliehen, seit 1993 auch an Frauen.
Quelle: kathpress