Sternsinger-Projektpartner: Klimawandel bedroht unsere Existenz
In zahlreichen Gebieten der Welt ist der Klimawandel längst zur Existenzfrage geworden: Das haben philippinische Projektpartner der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar Österreichs am Mittwoch in Wien im Interview mit "Kathpress" anschaulich dargelegt. "Auf Mindanao gab es vor 20 Jahren noch keine Taifune. Jetzt treffen sie auch uns - zwischen 22 und 28 Mal übers ganze Jahr verteilt, und vernichten die Ernte ebenso wie die Dürreperioden und Überschwemmungen, die deutlich zugenommen haben", erklärte Geonathan Barro. Die von ihm geleitete NGO "Agro-Eco" ist eines jener Projekte, die von den "ersungenen" Spenden der österreichischen Sternsingerkinder unterstützt werden.
Die Leidtragende der Klimaveränderungen und ihrer Folgen sind auf Mindanao besonders die Kleinbauern, von denen über 70 Prozent in Armut leben. Dass die Bewohner von Mindanaos auch viel häufiger als in anderen Landesteilen unter- oder mangelernährt sind, scheint paradox: Die südlichste Inselgruppe von Philippinen - mit knapp 100.000 Quadratkilometern etwas größer als Österreich - gilt schließlich als besonders guter Boden für die Landwirtschaft. "80 Prozent des fruchtbaren Landes ist jedoch in der Hand von internationalen Konzernen, die hier Bananen, Ananas oder Ölpalmen für den Export erzeugen. Die Bauern haben in der Regel weniger als einen Hektar Land selbst zur Verfügung", schilderte Barro. Dazu kommt oft die Abhängigkeit von Konzernen und Banken. Viele der jüngeren Landwirte sehen keine Zukunft mehr und gehen in die Städte, wo die Sozialprobleme immer schlimmer werden.
Die seit 1991 bestehende Agro-Eco widmet sich ganz den besonders bedrängten Kleinbauern, zeigt ihnen den Bio-Landbau als Weg aus der Armut und trägt damit zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei. Mit Finanzierung aus Sternsinger-Geldern werden in den Dörfern Trainings zu Bio-Landwirtschaft veranstaltet, um mit dieser die Reisversorgung zu sichern, zudem betreibt die NGO Modellfarmen zur Erforschung klimaresistenter Reissorten und zur Verbreitung des Saatgutes. Landwirte werden bei der Gründung eigener Vereinigungen unterstützt - mittlerweile gibt es über 300 von ihnen in ganz Philippinen - und beim Definieren und Erreichen eigener Ziele begleitet, nach dem Konzept "Bauern für Bauern". Um den Taifunen entgegenzuwirken, setzt man verstärkt auf in der Erde wachsende Früchte wie etwa Casava oder Kartoffel.
Mehr Einnahmen durch Bio-Landbau
Warum gerade die Bio-Landwirtschaft so erfolgversprechend ist, erklärte Diego de la Cruz, ein 58-jähriger Reis- und Bananenbauer und Gründungsmitglied der örtlichen Vereinigung von Biobauern in der Provinz Agusan del Sur. Wie er gegenüber "Kathpress" berichtete, habe der Umstieg auf Bio-Landbau und auf alte, traditionelle Reissorten den Beteiligten viel gebracht. "Wir verdienen mehr, da die Ausgaben weniger wurden. Wir brauchen kein Saatgut mehr zu kaufen, da wir es selbst verwalten, haben über die Jahre die Bodenqualität deutlich verbessert und brauchen keinen chemischen Dünger", so de la Cruz.
Die Vereinigung betreibe gemeinsames Marketing und führe eigene Bioläden in den Städten, wodurch man nun kein Geld mehr an Mittelsmänner und Verkäufer verliere. Gemeinsam könne man zudem besser gegen Fälle von Landraub durch Großgrundbesitzer und Konzerne auftreten.
Papst löste Umdenken aus
Das Konzept geht auf: Agro-Eco mit seinen zwölf Mitarbeitern ist mittlerweile auf ganz Mindanao sowie auch in zentralen und nördlichen Regionen der Philippinen tätig und hat vor Ort wesentlich zur Besserung der Ernährungssituation beigetragen. 60 Bauern sind als Ehrenamtliche in den Dörfern unterwegs, teilen ihr Wissen und leisten einen Großteil der Überzeugungsarbeit vor Ort. "Wir erreichen damit die Betroffenen viel eher als die Regierung, die Schulungen zu Bio-Landbau vor allem in Hotels und Universitäten veranstaltet", berichtete Barro.
Ebenso wie die Organisation einst von zwei Bischöfen gegründet wurde, gebe es auch heute noch Rückendeckung aus der Kirche, mittlerweile jedoch von allerhöchste Ebene: "Die Umweltenzyklika 'Laudato si' hat viele zum Umdenken gebracht. Früher ist die biologische Landwirtschaft von vielen in der Bevölkerung, in der Politik und teils auch von Priestern ausgelacht worden", erklärte Geonathan Barro.
Dass sich nun auch der Papst entschieden für sie ausgesprochen hat, überzeugte viele. Für unsere Arbeit ist das eine enorme Hilfe.
(Infos: www.sternsingen.at)
Quelle: kathpress