Neue Kulturgüter-Referentin: Ordensleben begreifbar machen
Ordensleben aus Vergangenheit und Gegenwart sichtbar und begreifbar machen: Darum besonders geht es Karin Mayer, der neuen Leiterin des Kulturreferats bei den Ordensgemeinschaften Österreich. Die 45-jährige Kunsthistorikerin übernahm am 1. Oktober die Agenden ihrer Vorgängerin Helga Penz, will dabei jedoch auch neue Akzente setzen, wie sie am Donnerstag im Interview mit "Kathpress" am Rand der Herbsttagung der Orden erklärte. Angesichts einer rücklaufenden Entwicklung vieler Gemeinschaften sei auch die Sicherung des Erbes wichtig.
Klöster hätten als "Rückzugsorte für Stille und zum Durchschnaufen" ein Angebot, das in der Gesellschaft immer mehr gefragt sei, betonte Mayer. "Das von vielen gesuchte Achtsamkeitstraining bekommt man hier gratis." Im geschichtlichen Blick zurück hätten Ordensgemeinschaften mit ihren Schulen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen jedoch auch viel zum "sozialen Halt" beigetragen. Diese Werke würden heute zunehmend in andere Trägerschaft übergehen. Dass dabei das Wissen um die Gründung und das "Charisma" nicht verloren gehe, bezeichnete die Expertin als ihr vorrangiges Anliegen.
"Das Kulturerbe ist keine Last, sondern ein Reichtum für die Zukunft, das es für die nächsten Generationen zu erhalten gilt", so die Überzeugung der Kunsthistorikerin. Weder gehe es dabei vorrangig um ökonomische Werte noch um ein "Horten" von Gegenständen, sondern um die gezielte Sammlung für die Vermittlung. Sie selbst spreche von einer "Ordensgeschichte to go", erklärte Mayer:
Ich rege die Gemeinschaften dazu an, ein Paket dinglicher Zeugnisse zu erstellen, anhand von denen man die Ordensgeschichte erklärbar machen kann.
Wertvoll in dieser Hinsicht könne etwa der abgebetete Rosenkranz einer Ordensschwester sein, oder der Wecker einer verstorbenen Äbtissin, der noch rechtzeitig vor dem Morgengebet auf 4.30 Uhr gestellt ist.
Anhand solcher Zeugnisse kann man Ordensleben gut beschreiben und auch für Jugendliche Brücken zur heutigen Zeit schlagen, um sich hineinzuversetzen, wie dieses Leben im Kloster und der Alltag darin aussieht.
Mit gleicher Intention sammelte Mayer u.a. auch Brettspiele von Ordensfrauen, die teils von ihnen selbst gebastelt waren und im Kloster gespielt wurden.
Die Dokumentation des kulturellen Erbes bezeichnete die Kunstexpertin als "Pflicht", wobei die Devise jedoch nicht sei, alles retten zu müssen, sondern die richtige Auswahl zu treffen. Das von ihr geleitete Kulturgüter-Referat der Orden sei dafür eine Service- und Beratungsstelle und in dieser Hinsicht in Europa einzigartig - "wohl deshalb, weil es nirgendwo eine vergleichbare Geschichte der alten Klöster gibt wie in Österreich", wie Mayer erklärte. Zugute kommen ihr für die Aufgabe bestehende Netzwerke, wirkte sie doch zuvor am Kunstreferat und im Konservatorat der Diözese Linz. Der Austausch mit den Fachkollegen aus den Diözesen gehe jetzt weiter - nun mit dem Bestreben, den Beitrag der Ordensgemeinschaften einzubringen und sichtbar zu machen.
Die aus Wels stammende Mayer studierte Kunstgeschichte und absolvierte die Ausbildung zur Restauratorin und für Kulturmanagement. Vor ihrer Tätigkeit bei den Ordensgemeinschaften - wo sie bereits vor knapp zwei Jahren ein mehrjähriges Projekt für die Kulturerbe-Sicherung startete - war Mayer zudem auch als Restauratorin am Kunsthistorischen Museum in Wien tätig und arbeitete selbständig im Kunst- und Kulturbereich.
Das Referat für Kulturgüter ist eine Einrichtung der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Im Referat werden u.a. auch sämtliche Ordenszeitschriften Österreichs gesammelt, verzeichnet und jedes Jahr in die Bibliothek der Erzabtei St. Peter in Salzburg gebracht, wo sie im Online-Katalog erschlossen werden. Zudem ist das Referat auch jedes Jahr Veranstalter (oder Ko-Veranstalter) zahlreicher Fachtagungen.
(Infos: http://kulturgueter.kath-orden.at bzw. www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress