NGOs: Sozialkürzungen entziehen Kindern Existenzgrundlage
Das NGO-Netzwerk Armutskonferenz zeigt sich besorgt angesichts der prekären Situation vieler Kinder, die in Haushalten mit niedrigem Einkommen aufwachsen. Bereits jetzt reichten die Mindestsätze in der Mindestsicherung nur zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs. Weitere Kürzungen würden Familien mit Kindern die Existenzgrundlage entziehen und "bringen damit auch die Zukunftsperspektiven der Kinder ernstlich in Gefahr", hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Dies stehe dem Ziel der UN-Kinderrechtskonvention und folglich auch eine "Vererbung" von Armut über Generationen zu vermeiden, diametral entgegen.
"Wenn nun die Existenzsicherung in der Mindestsicherung für Kinder und Familien samt Notstandshilfe gestrichen wird, wenn das Ganztagsschulsystem in Volksschulen gestoppt und Beratungsstellen gekürzt werden, dann wird das den Chancentod von Kindern erhöhen", hieß es in der Aussendung im Vorfeld des "Welttags der Kinderrechte" am 20. November weiter. Von der Politik forderte das NGO-Netzwerk, diese Pläne zu verwerfen und Unterstützungssysteme auszubauen. Laut Armutskonferenz leben über 80.000 Kinder in Familien mit Mindestsicherung, das sind 35 Prozent aller Bezieher.
Die Gefahr des sozialen Ausschlusses zeige sich in den geringeren Möglichkeiten Freunde einzuladen, Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen, erläuterte der Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk. Mindestsicherungs-Bezieher mit Kindern lebten außerdem häufiger in schlechten Wohnverhältnissen. Desolates Wohnen wirke sich aber besonders hemmend auf Bildungschancen und die Gesundheit der Kinder aus. "Wir müssen uns darum kümmern, die notwendigen Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen zu gewährleisten."
Die Armutskonferenz ist seit 1995 als Netzwerk von über 40 sozialen Organisationen - darunter Caritas und Diakonie -, sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen aktiv. Sie thematisiert Hintergründe und Ursachen, Daten und Fakten, Strategien und Maßnahmen gegen Armut und soziale Ausgrenzung in Österreich. Gemeinsam mit Armutsbetroffenen engagiert sie sich für eine Verbesserung deren Lebenssituation. Die in der Armutskonferenz zusammengeschlossenen sozialen Organisationen beraten, unterstützen und begleiten über 500.000 Menschen im Jahr.
Salesianer fordern Bildung auch für Flüchtlinge
Die ungleiche Verteilung von Bildungschancen in Österreich hat im Vorfeld des "Welttags der Kinderrechte" das "Don Bosco Flüchtlingswerk" kritisiert. Vor allem jugendliche Flüchtlinge litten durch ihre schlechte wirtschaftliche Lage, aufenthaltsrechtliche Beschränkungen und fehlende Kapazitäten häufig unter mangelnden Bildungschancen, sagte Geschäftsführer Michael Zikeli am Dienstag in einer Aussendung. Insofern sei Österreich noch weit vom Ziel entfernt, "allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungschancen zu bieten". Dabei bedeute Bildung Integration, Tagesstruktur und vor allem eine Zukunftsperspektive.
Konkret kritisierte die gemeinsame Initiative der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und "Jugend Eine Welt" die Aufhebung des "Lehrlingserlasses", der jungen Asylwerbern eine Lehre in Mangelberufen ermöglicht hatte. "Damit wird auch die Ausbildung von minderjährigen Flüchtlingen, die dauerhaft in Österreich bleiben, erschwert und Jugendliche zum Nichtstun gezwungen, solange das Asylverfahren läuft." Das Flüchtlingswerk forderte eine "faire Lösung", um den jungen Menschen eine echte Chance zu geben.
Quelle: kathpress