Bibelwerk und Bischofskonferenz rufen "Jahre der Bibel" aus
Mit der Initiative "Jahre der Bibel" möchten die österreichischen Bischöfe dazu ermuntern, sich neu mit der Bibel und ihrer Bedeutung für das je eigene Leben zu befassen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk initiiert und gemeinsam mit den Pastoralämtern der Diözesen durchgeführt. Es beginnt mit dem Ersten Adventsonntag (2. Dezember) und dauert bis 29. Juni 2021. Anlass ist die mit dem neuen Lektionar nun auch in der gottesdienstlichen Praxis angekommene revidierte Einheitsübersetzung der Bibel, die seit Winter 2016 vorliegt. Präsentiert wurde das Projekt im Rahmen einer Pressekonferenz u.a. mit dem österreichischen Bibel- sowie Liturgie-Bischof Anton Leichtfried und der Bibelwerk-Direktorin Elisabeth Birnbaum am Donnerstag in Wien.
Die "Jahre der Bibel" seien eine "Riesenchance, neu hinzuhören auf das Wort Gottes" und es "in das eigene Leben zu übersetzen", betonte Weihbischof Leichtfried. Die zentrale Übersetzungsleistung bestehe schließlich vor allem darin, den Text zu "verlebendigen". Daher sei jede Initiative unterstützenswert, die dazu motiviere, die biblischen Texte "neu zu lesen, neu zu hören, neu zu leben". Die Initiative heißt entsprechend auch mit vollem Titel: "Jahre der Bibel: 'BIBEL - Hören. Lesen. Leben'".
Die Österreichische Bischofskonferenz hatte im Rahmen ihrer jüngsten Herbstvollversammlung Anfang November eigens festgehalten, "dass zeitgleich mit der Einführung der neuen Lektionare ein österreichweiter biblischer Schwerpunkt gelegt werden soll und das Österreichische Katholische Bibelwerk in Absprache mit den diözesanen Pastoralämtern die erforderlichen Maßnahmen dafür treffen soll".
Die zuständige Direktorin des Bibelwerkes, Elisabeth Birnbaum, unterstrich bei der Pressekonferenz, das Ziel der Initiative bestehe darin, die Bibel als "Seele der Pastoral" neu sichtbar zu machen. Damit werde auch zwei gesamtkirchlich relevanten Jubiläen Rechnung getragen: dem 50-jährigen Bestehen der Katholischen Bibelföderation (CBF) am 16. April 2019 und dem 1.600. Todestag des Heiligen Hieronymus am 30. September 2020.
Es gehe bei den "Jahren der Bibel" nicht um bloße "Events" rund um die Bibel, sondern um eine "Nachhaltigkeit" bei der Ausrichtung des eigenen Lebens an der Bibel. Dazu wolle man nicht nur Veranstaltungen rund um die Bibel abhalten, sondern auch bereits bestehende Projekte zusammenführen, sichtbar machen und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wie Haupt- und Ehrenamtliche in Pfarren und Gemeinden ermutigen, die Bibel wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, so Birnbaum.
Seitens des ebenfalls unterstützenden Österreichischen Liturgischen Instituts (ÖLI) betonte Christoph Freilinger, dass gerade angesichts einer Zunahme von Wort-Gottes-Feiern in den Gemeinden eine neue Befassung mit der Bibel in der revidierten Einheitsübersetzung eine große Chance darstelle, Menschen neu für die Bibel zu begeistern. Wort-Gottes-Feiern sind eine eigene liturgische Gottesdienstform, die anders als eine Heilige Messe keine Eucharistiefeier vorsieht und denen auch Diakone oder eigens beauftragte Laien vorstehen können.
Eigene Projekt-Website
Gesammelt finden sich Veranstaltungstermine, Vorschläge für liturgische Feiern sowie Materialsammlungen rund um die "Jahre der Bibel" auf der eigens eingerichteten Website www.jahrederbibel.at. Höhepunkte der "Jahre der Bibel" sind demnach u.a. die eigens dem Thema "Bibel und Pastoral" gewidmete Österreichische Pastoraltagung im Jahr 2020, bibelpastorale Studientage zum Thema "Apostelgeschichte", eine "Bibellesenacht" sowie eine "Biblische Festwoche" vom 24. September bis 4. Oktober 2020. Bereits im ab dem nächsten Schuljahr sollen außerdem die Schulbibeln mit einem jugendgerechteren neuen Einführungs- bzw. Anhangteil versehen werden, teilte Birnbaum mit.
Bibelübersetzung: "würdevolle, gehobene Sprache"
Darüber hinaus würdigte die Bibelwerk-Direktorin bei der Pressekonferenz auch noch einmal eigens die Schönheit und die "würdevolle, gehobene Sprache" der 2016 eingeführten revidierten Einheitsübersetzung. Die Sprache der revidierten Einheitsübersetzung sei zwar "sperriger, aber auch schöner" als die bisherige. "Es ist eine 'gehobene Sprache', aber das Wort Gottes ist schließlich auch ein 'gehobenes Wort'", so Birnbaum. Die bei der Erstpublikation geschehenen Fehler seien inzwischen korrigiert und bereinigt worden, so dass nun auch eine wissenschaftlich korrekte Übersetzung vorliege.
Die Übersetzung sei gleichermaßen "konsequenter und mutiger" als die bisherige Einheitsübersetzung aus dem Jahr 1980. Mutiger sei sie u.a. im Blick auf die Erwähnung von Frauen in den Texten: "Frauen werden, wo sie im biblischen Text gemeint sind, auch sichtbar gemacht", so Birnbaum, etwa, wenn für das griechische "adelphoi" nicht nur die Übersetzung "Brüder", sondern - wo dies gemeint scheint - "Brüder und Schwestern" genutzt werde. Konsequenter sei die Übersetzung etwa im Blick auf den Gottesnamen "JHWH", der nun einheitlich mit "HERR" wiedergegeben werde, anstatt wie noch 1980 teilweise mit "Herr" und teilweise mit "Jahwe". Die revidierte Einheitsübersetzung sei somit nicht nur "auf dem neuesten Stand" der Wissenschaft, sondern auch näher an den Originalsprachen und verständlicher, so Birnbaum.
Quelle: Kathpress