NGO-Appell an Regierung: Agrarökologie fördern und Frauen stärken
Einen Appell an die österreichische Bundesregierung, alternative Ansätze zur agroindustriellen Landwirtschaft national sowie global zu stärken und dabei das Wissen und Potential von Frauen einzubinden, haben die internationale "Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung" (FIAN), die Aktion "Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) und das entwicklungspolitische "Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven" (WIDE) gerichtet. "Global betrachtet zeigt sich, die agroindustrielle Landwirtschaft ist nicht in der Lage, Hunger und Mangelernährung nachhaltig zu bekämpfen", so Melanie Oßberger, Referentin für Menschenrechte bei FIAN Österreich, am Mittwoch in einer Aussendung.
Die kfbö forderte in der Aussendung, Frauen als "Schlüsselakteurinnen" im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung anzuerkennen, ihre Rechte konsequent umzusetzen und ein explizites Recht auf angemessene Ernährung für Frauen festzuschreiben. Denn Frauen hätten in vielen Teilen der Welt aufgrund von Mehrfachdiskriminierungen nur einen eingeschränkten Zugang zu Nahrung, erläuterte Miriam Kienesberger, Referentin der Aktion "Familienfasttag".
Im Ernährungssystem spielten Frauen weltweit eine tragende Rolle, aber ihr Zugang zu gesunder Ernährung sei eingeschränkt, "weil patriarchale Machtstrukturen und Menschenrechtsverstöße durch Konzerne das Recht von Frauen auf Nahrung untergraben", so die NGOs in einer gemeinsamen Publikation unter dem Titel "Frauen als Protagonistinnen im Kampf gegen Mangel und Hunger". In vielen Gesellschaften hätten Frauen nur über Männer Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Technologie, Bildung und Krediten. Und die Dominanz von Großkonzernen verstärke ihre fehlende Autonomie. Dabei seien Frauen in erster Linie zuständig für die Ernährung ihrer Familien und weltweit vielfach auch Pionierinnen in der Entwicklung und Durchsetzung von landwirtschaftlichen Praktiken, die eine Alternative zur Agroindustrie darstellten.
Die kfbö unterstützt in diesem Zusammenhang die Organisation "La Colectiva" in El Salvador. Ziel des Projektes ist es, einen konkreten Beitrag zu Ernährungssouveränität zu leisten. "Frauen in El Salvador tragen viel zur landwirtschaftlichen Produktion bei, werden aber in der patriarchal geprägten Gesellschaft nur wenig anerkannt und gefördert", erläuterte "La Colectiva"-Mitarbeiterin Alina Menjivar. Konkret unterstützt die Organisation Kleinbäuerinnen dabei, sich mit ihrer Rolle und ihren Rechten auseinanderzusetzen, natürliche Ressourcen zu schützen und agrarökologisch zu wirtschaften.
In El Salvador haben Frauen nur zu 14 Prozent Anteil am Landbesitz und kaum Zugang zu Krediten. Die 80 Produzentinnen, die mit der Organisation zusammenarbeiten, befassen sich mit traditionellen, lokalen landwirtschaftlichen Methoden unter Nutzung organischer Mittel wie Insekten, Pflanzen und Mikro-Organismen und schaffen so ein nachhaltiges, agrarökologisches Produktionsmodell.
Die Publikation "Frauen als Protagonistinnen im Kampf gegen Mangel und Hunger" steht unter http://www.teilen.at/fft/de/aktuelles/article/2220.html zum Download bereit.
Quelle: kathpress