"Welttag der Armen": Die Kirche darf niemanden zurücklassen
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat im Vorfeld des kirchlichen "Welttags der Armen" (18. November) zum Einsatz für benachteiligte Menschen aufgerufen. "Wir müssen als Gesellschaft, aber auch als Kirche darauf achten, dass niemand zurückgelassen wird: Dass alle Kinder und Jugendlichen dieselben Chancen erhalten; dass Arbeitslosen ein Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ermöglicht wird; dass die alten Menschen gut versorgt werden; dass alle Menschen, die bei uns Schutz und Zuflucht finden, auch gut integriert werden", so der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Caritas-Agenden zuständige Bischof.
In seiner Predigt am Festtag des Heiligen Martin erklärte Elbs, der populäre Heilige aus der Römerzeit lasse auch heute wichtige Grundhaltungen aufleuchten: Er zeige, dass auch das scheinbar Kleine und Unbedeutende die Welt verändern könne. Im Sinne des Heiligen der Nächstenliebe zu handeln beginne bei "jedem Wort, das aufrichtet, und jeder Tat, die Brücken baut und Mauern abreißt" - konkret beispielsweise beim sozialen ehrenamtlichen Engagement, bei der Flüchtlingshilfe, bei einer Spende, die von Herzen komme, oder bei der Nachhilfe für Schüler mit Lernproblemen.
Besonders verwies Elbs auf den Schwerthieb, mit der Martin seinen Soldatenmantel für einen Bettler am Weg teilte. Diese Geste sei an sich "nichts Weltbewegendes" und keiner Zeitungsnotiz wert, habe aber dennoch Eingang in die Geschichtsbücher gefunden: Schließlich sei die Teilung ein wichtiges "Kennzeichen christlicher Alltagsspiritualität". Sie zeige, dass Solidarität im "Einswerden mit anderen Menschen, insbesondere Armen und Benachteiligten", bestehe.
Durch die "Martinstat" würden Strukturen ein Stück verändert und der "Kreislauf des Egoismus und Neides" unterbrochen. Das "Kampfinstrument" Schwert werde zum Zeichen der Mitmenschlichkeit, symbolhaft für jene Verwandlungen, die heute nötig seien: "Es braucht Taten und Handlungen, die das Negative ins Positive, Gewalt in Liebe, die Faust zur ausgestreckten Hand werden lassen", so der Bischof, der sich im Rahmen einer Firmung in der Vorarlberger Pfarre Röthis äußerte.
Guggenberger: Verantwortung für den Nächsten
Zum verstärkten Einsatz für Menschen in Not appellierte auch der Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger: Eigenverantwortung ende "nicht bei mir selbst und meinen Bedürfnissen", lebe der Mensch doch immer "im Austausch mit unserer Umwelt, aber auch in Abhängigkeit von unserer Mitwelt". Eine gute Zukunft sei nur durch Sorge für diese Bereiche möglich, so Guggenberger in einem auf der Website der Diözese Gurk-Klagenfurt (Dienstag) veröffentlichten Interview aus Anlass des "Welttags der Armen". Der Einsatz für Gerechtigkeit sei Friedensarbeit und gebe auch dem eigenen Herzen Frieden.
Besonders hob der Diözesanadministrator die Verantwortung der Pfarren hervor, deren Grundauftrag der "Dienst am Nächsten" sei. Grundgelegt sei dieser Auftrag im Glauben daran, "dass im hilfsbedürftigen Menschen Christus selbst zu sehen ist". Umgesetzt werde dies vor allem von der Caritas. Es sei jedoch Aufgabe aller, sich um ein von Solidarität und Mitgefühl geprägtes öffentliches Bewusstsein zu bemühen. Der Politik komme die Aufgabe zu, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Menschen nicht in Bedrängnis kommen müssten.
Die katholische Kirche begeht am jeweils vorletzten Sonntags im Kirchenjahr - heuer am 18. November - den internationalen "Welttag der Armen". Auf Anregung von Papst Franziskus sind dabei heuer zum zweiten Mal alle Christen aufgerufen, sich mit konkreten Taten für die Bekämpfung von Armut einzusetzen. In Österreich hat der Welttag eine besondere Bedeutung, fällt er doch mit dem Elisabeth-Sonntag der Caritas zusammen, an dem die Spendensammlung für Bedürftige in Österreich bereits lange Tradition hat.
Rund um den "Welttag der Armen" gibt es landesweit zahlreiche Initiativen, u.a. mit "Rundgängen der Not", Workshops und Kartenaktionen in Pfarren sowie Gottesdienste mit den diözesanen Caritas-Direktoren. Die Caritas veranstaltet am Freitag in Wien eine Pressekonferenz mit ihren aktuellen und ehemaligen Präsidenten. Im Wiener Stephansdom findet am Samstag um 16 Uhr eine Andacht und Segensfeier für Notleidende mit Kardinal Christoph Schönborn statt. Den Gottesdienst zum "Elisabeth-Sonntag" leitet tags darauf um 10.15 Uhr Caritas-Präsident Michael Landau.
Quelle: Kathpress