"Welttag der Armen": Zahlreiche kirchliche Initiativen in Österreich
Die katholische Kirche begeht am 18. November weltweit den im Vorjahr von Papst Franziskus eingeführten "Welttag der Armen". Der Papst bittet dabei, rund um den Welttag konkrete Taten zur Bekämpfung von Armut zu setzen. Österreichweit greifen erneut in allen Bundesländern Pfarren sowie kirchliche Gemeinschaften und Organisationen die Einladung auf. Der Welttag bekommt hierzulande noch einmal eine besondere Bedeutung, fällt er doch mit dem Elisabeth-Sonntag der Caritas zusammen, an dem die Spendensammlung für Bedürftige in Österreich bereits lange Tradtion hat.
Das persönliche Engagement jedes Einzelnen im Kampf gegen Armut haben im Vorfeld auch Caritas-Präsident Michael Landau und seine beiden Vorgänger Franz Küberl und Helmut Schüller eingefordert. "Wir dürfen uns der Empathiefähigkeit als Menschen nicht berauben lassen, denn nur gemeinsam können wir an einer guten Zukunft arbeiten." Statt darüber zu diskutieren, mit wie wenig armutsbetroffene Menschen auskommen sollen, "sollten wir lieber daran arbeiten, Armut in unserem Land - aber auch weltweit - zu beseitigen", zeigten sich Landau, Küberl und Schüller am Freitag in einer Aussendung einig.
Alleine in Österreich gelten 434.000 Menschen als manifest arm. 208.000 Frauen und Männer können ihre Wohnung im Winter nicht warm halten. 15.000 Menschen sind als wohnungslos registriert. Am kommenden Freitag lädt die Caritas anlässlich des "Welttags der Armen" zu einer Pressekonferenz mit Landau, Küberl und Schüller in Wien ein.
"Aufmerksamkeit und Würde geben"
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn forderte im Vorfeld dazu auf, armen Menschen bewusst Aufmerksamkeit und Würde zu geben. Es würden sich dazu auch in Österreich viele Pfarren, Ordensgemeinschaften und kirchliche Einrichtungen beteiligen, kündigte Schönborn am Freitag bei einer Pressekonferenz an.
So findet beispielsweise bereits am Samstag, 17. November, um 16 Uhr im Stephansdom eine Andacht und Segensfeier mit Bedürftigen statt, an dem auch Schönborn teilnehmen wird: "Im Anschluss daran sind diese Menschen unsere Gäste und es gibt ein gemeinsames Mahl in der Dompfarre und im Franziskanerkloster. Und am Sonntag werde ich diese Menschen zu einer Gratis-Vorführung des Wim Wenders-Films über Papst Franziskus in einem Kino begleiten." Ein Tag wie dieser könne die vielfältigen Ursachen von Armut nicht beheben, aber zumindest mehr Aufmerksamkeit für die Armen bewirken, so der Kardinal.
Kreative Hilfe
Treibende Kraft für viele Initiativen ist die in den Pfarren stark verwurzelte Caritas. Unter ihren Vorschlägen zur Gestaltung des Welttages findet sich etwa die Aufstellung eines Warenkorbes zur Sammlung haltbarer Lebensmittel und Hygieneartikel für Sozialmärkte oder Tafeln. "Rundgänge der Not" machen damit vertraut, wo Bettler vor dem Supermarkt schlafen oder wohin sich Alleinerziehende in Finanznöten wenden können. Unter dem Motto "Kunst für alle" sind Pfarren zudem eingeladen, Freikarten für Theater oder Konzerte zu organisieren und an Menschen in prekären Lebenssituationen zu verteilen.
In der Erzdiözese Wien hat die Caritas heuer eine Kartenaktion für Pfarren organisiert. Die Botschaft auf der Vorderseite "Armut und Hilfe haben viele Gesichter" will deutlich machen, dass nicht immer klar erkennbar ist, wer in einer Notsituation ist. Die Rückseite gibt Menschen die Möglichkeit, ihre Nöte oder ihre konkreten Hilfsangebote an die Pfarre bzw. die Caritas rückzumelden. Die Organisation bietet außerdem einen dreistündigen Workshop für Pfarren an. Ziel ist es, Projekte zu entwickeln, die zur eigenen Gemeinde passen. Die Caritas der Erzdiözese Salzburg lädt am 18. November um 9.30 Uhr zu einem Gottesdienst in die Pfarrkirche Herrnau, dem Caritas-Direktor Johannes Dines vorstehen wird.
Darüber hinaus regt die Caritas-Aktion #keksehelfen www.caritas.at/keksehelfen dazu an, in den nächsten Wochen Kekse zu backen und Freunden oder Kollegen gemeinsam mit einer Spendenbox anzubieten. In der Diözese St. Pölten werden am 18. November rund 40 Caritas-Mitarbeiter in Pfarren über ihre Arbeit in der Caritas und ihre ganz persönlichen Erfahrungen, die sie mit dem Thema Armut gemacht haben, sprechen. In rund 50 Pfarren der Diözese wird auch der sogenannte Caritas-Tee um 3,50 Euro zum Verkauf zu Gunsten der Caritas Inlandshilfe angeboten.
In der Diözese Graz-Seckau sind am kommenden Sonntag Pfarren, Klöster oder Caritaseinrichtungen Gastgeber für rund 800 bedürftige Menschen. Diese werden durch die Pfarren, die PfarrCaritas, die Sozialberatung und unterschiedliche Sozialeinrichtungen zum Kommen eingeladen.
Erstmals 2017 gefeiert
Der katholische "Welttag der Armen" wird Mitte November begangen, und zwar am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, zwei Wochen vor dem ersten Advent. Papst Franziskus führte ihn zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit 2016 ein. Erstmals wurde er 2017 gefeiert.
Der Gedenktag soll laut Franziskus das Thema Armut als "Herzensanliegen des Evangeliums" stärker in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen. Zur Erläuterung seiner Initiative schrieb er, es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange Arme vor den Türen der Christen lägen. Nach Ansicht des Papstes soll der Tag in erster Linie eine Gelegenheit für konkrete Taten und Begegnungen sein. Kirchengemeinden und Verbände sollten arme Menschen einladen und ihnen zuhören. Franziskus selbst wird am 18. November mit Flüchtlingen, Obdachlosen, Sozialhilfeempfängern und Alten im Petersdom eine Messe feiern. Anschließend isst er in der benachbarten Audienzhalle mit rund 3.000 Armen zu Mittag.
Quelle: Kathpress