Keine Aussöhnung mit Piusbrüdern als Akt der Barmherzigkeit
Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück hat seine Kritik an einer voreiligen Aussöhnung mit der traditionalistischen Piusbruderschaft erneuert: Eine "Aussöhnung unter pastoraler Devise der Barmherzigkeit" dürfe nicht die weiterhin bestehenden "fundamentalen Lehrdifferenzen" unterschlagen, mahnte der Dogmatiker im Gespräch mit "Kathpress". Zuletzt hatten sich die Spekulationen verdichtet, dass eine Einigung zwischen Vatikan und Piusbrüdern näher rücken könnte. Am Dienstag war bekannt geworden, dass katholische Ortsbischöfe den Priestern der Bruderschaft künftig Eheschließungsfeiern erlauben können, die dann auch von der katholischen Kirche als legal anerkannt werden.
Jan-Heiner Tück
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Tück zeigte sich skeptisch, ob der eingeschlagene Weg "unter der Ägide der Barmherzigkeit" der richtige sei: "Hier geht es um theologische Sachfragen, die die Kirche fundamental treffen und auch den Status der Kirche in der Öffentlichkeit betreffen." In Fragen des Dialogs mit dem Judentum, mit anderen Religionen und auch in der Frage der Religionsfreiheit dürfe man katholischerseits "keinen Deut abrücken von den Positionen des Konzils", mahnte der Theologe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) habe etwa in den Punkten Religionsfreiheit, Ökumene und bischöfliche Kollegialität "Öffnungssignale" ausgesendet und damit Weichenstellungen vorgenommen, "hinter die man nicht zurückgehen darf". Die Piusbruderschaft indes erkennt genau jene Lehrentscheidungen des Konzils bis heute nicht an.
Eine Annäherung, die diese theologischen Differenzen außer acht lasse, sei "absolut verfehlt" und würde jenen Kritikern des Papstes in die Hände spielen, die bereits jetzt von einer "Kirche des 'anything goes'" sprechen. Gefordert sieht der Theologe vor allem die Glaubenskongregation: "Es ist nun um so wichtiger, dass die Glaubenskongregation sauber arbeitet und notfalls den Papst vor überschießenden Barmherzigkeits-Umarmungen warnt".
Quelle: kathpress