Ökumene feiert Gottesdienst in syrischer Kirche
"Die Überwindung von Trennendem ist eine drängende Aufgabe aller Kirchen im 21. Jahrhundert." Das betonte der Chorepiskopos der syrisch-orthodoxen Kirche, Emanuel Aydin beim offiziellen Gottesdienst des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18.-25. Jänner) am Freitagabend in der syrisch-orthodoxen Kirche MorEprhem in Wien-Favoriten. Unterschiedliche Auffassungen hätten in der Vergangenheit der Kirche zu vielen Trennungen geführt. Er sei aber überzeugt, dass Luther nie eine Spaltung wollte, sondern vielmehr einen tiefen Wunsch nach Wiederbesinnung auf das Evangelium und Reform der Kirche im wahrsten Sinne hegte, zeigte sich Aydin in der Predigt unter Bezugnahme auf das 2017 stattfindende Reformationsjubiläum überzeugt.
Das internationale Leitthema der Weltgebetswoche ist heuer dem Reformationsjubiläum geschuldet und stammt aus dem Zweiten Korintherbrief: "Die Liebe Christi drängt uns". Die damit in Zusammenhang stehenden liturgischen Materialien wurden von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland vorbereitet. Die Spaltung vor 500 Jahren sei dem tiefen Wunsch nach Reformen in der Kirche geschuldet gewesen, so Aydin. Diese Trennung sei eine "schwarze Seite" in der Kirchengeschichte, gleichzeitig sei sie aber Herausforderung und Aufruf an die Kirchen, alle Missverständnisse zu beseitigen. "Es muss das Bestreben uns aller sein, die Trennung zu überwinden und näher zusammenzurücken".
Trotz der ganz realen Trennung habe man heute eine gute Ökumene, stellte Aydin fest. Insbesondere die Gesten und Handlungen, die von verschiedener Seite bereits im Vorfeld des Reformationsjubiläums gesetzt wurden, seien "erfreuliche Zeichen wachsender Einheit". In diesem Zusammenhang nannte er beispielsweise den gemeinsamen Gottesdienst des Lutherischen Weltbunds mit Papst Franziskus im schwedischen Lund im vergangenen Herbst.
Die Kirchen verbinde mehr als sie trenne und jeder Christ sei ein "echter Christ", egal ob er katholisch, protestantisch oder orthodox sei, zeigte sich Aydin überzeugt, sei es doch Jesus Christus, der alle zusammenhalte. Deswegen sei es die Pflicht aller Christen gemeinsam zu beten, zu arbeiten zu säen und zu ernten.
An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche Vertreter der christlichen Kirchen teil. So waren neben dem ÖRKÖ-Vorsitzenden, dem reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld, u.a. der evangelische Bischof Michael Bünker, der koptische Bischof Anba Gabriel, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic, der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Emanuel Nicolae Dura, die methodistische Pastorin Esther Handschin, der ehemalige methodistische Superintendent Lothar Pöll, Ivan Petkin von der bulgarisch-orthodoxen Kirche, Georgij Vostrel von der russisch- orthodoxen Kirche, der anglikanische Archdeacon Colin Williams und der katholische Dechant Johannes Neubauer anwesend.
Die Ursprünge der Weltgebetswoche gehen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land.
Informationen unter www.oekumene.at.
Quelle: kathpress