Synode: Presseamt kommt Kritikern entgegen
Vorausgegangen waren heftige Vorwürfe gegen das vatikanische Presseamt und das Synodensekretariat. So wurde insbesondere von Vertretern einer stärker konservativen Richtung kritisiert, dass sich sowohl im Zwischenbericht von 13. Oktober als auch in den bisher veröffentlichten Kommuniques zu den Sessionen ihre Wortmeldungen nicht exakt und nicht gemäß ihrer zahlenmäßigen Stärke gefunden hätten.
Die bisher veröffentlichen Kommuniques zu den Synoden-Sessionen hätten eine progressive Schlagseite gehabt. Es habe etwa die geäußerte Skepsis gegenüber dem Konzept der Gradualität und gegen die offen-einladende Diktion des Zwischenbericht gefehlt. Dass schließlich Donnerstagnachmittag alle Korrespondenten auch Zugang zu den Gesprächsprotokollen erhielten, wurde dann auch von einigen Beobachtern als Bemühen um eine Beruhigung der Lage gewertet.
Die Zusammenfassungen zählen 23 Seiten. Aus diesen Texten geht hervor, dass die in zehn Arbeitsgruppen aufgeteilten Synodenväter den am 13. Oktober von Kardinal Peter Erdö vorgestellten Zwischenbericht ("Relatio post disceptationem") heftig und kontrovers diskutierten.
Die Diskussionen führten zum Ergebnis, dass am Ende der Debatten in den Arbeitsgruppen - wobei dies unabhängig voneinander erfolgte - zahlreiche Änderungsvorschläge beschlossen wurden. In den "Circuli-Texten" heißt es, dass die geforderten Änderungen in einem komplexen Redaktionsverfahren in einen Abschlusstext der Synode einfließen müssten. Über den Text wird Samstagabend abgestimmt; das Veröffentlichungsdatum - voraussichtlich Mitte nächster Woche - steht noch nicht fest.
Mehr Zitate aus der überlieferten Kirchenlehre forderte etwa -laut Protokoll - der vom US-Kurienkardinal Raymond Leo Burke geleitete Sprachkreis "Anglicus A". Der Text brauche eine theologische und anthropologische Grundlegung. Die kirchliche Lehre vom menschlichen Leben, von Ehe und Familienleben müsse dargestellt werden.
"Wo beispielsweise die 'Relatio' offenbar nahelegt, dass Sex außerhalb der Ehe oder Zusammenleben ohne Trauschein erlaubt sind, haben wir versucht zu zeigen, warum ein solcher Weg nicht zu menschlicher Erfüllung führt", heißt es. Denn "wenn wir andeuten, dass bestimmte Lebensstile akzeptabel sind, dann könnten (...) besorgte Eltern leicht sagen: "Warum arbeiten wir so hart daran, unsere Söhne und Töchtern zu einem Leben nach der kirchlichen Lehre anzuhalten?"
Klar wandte sich die Burke-Gruppe gegen die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten. Das Mitgefühl der Kirche für Menschen in schwierigen Situationen dürfe bei den Gläubigen nicht zu Verwirrung führen.
Krisen vs. intakte Familien
Die italienischsprachige Gruppe "Italicus B" unter Leitung von Kardinal Angelo Bagnasco bemängelte, in dem Zwischenbericht sei zu viel von Krisensituationen und zu wenig von intakten christlichen Familien die Rede. "Wir können uns nicht erlauben, den Eindruck zu erwecken, als bleibe die christliche Familie in unserem synodalen Dialog unberücksichtigt", heißt es in dem Bericht.
Zudem beanstandete dieser Zirkel, der Zwischenbericht scheue sich, ein klares Urteil zu fällen über "diverse Angelegenheiten, die bereits Ausdruck der dominierenden Kultur sind". Diese Zurückhaltung sei mit der "prophetischen Rolle" der Kirche nicht vereinbar.
Noch deutlicher formulierte diese Anliegen die "Massafra-Gruppe", einer der weiteren italienischsprachigen italienischsprachige Zirkel. Er wurde vom Italo-Albaner Angelo Massafra geleitet. Das Abschlussdokument müsse ausdrücklich die kirchliche Lehre von Ehe, Familie und Sexualität bekräftigen und sich mit Blick auf "Situationen, die objektiv im Widerspruch zum Evangelium von der Familie stehen ohne Schwanken der Kategorien 'Sünde', 'Ehebruch' und 'Umkehr' bedienen", wurde gefordert.
Schönborn hatte Kritiker in seiner Gruppe
Überraschend ist, dass sich der von Kardinal Christoph Schönborn geleitete französischsprachige Zirkel "Gallicus B" mehrheitlich nicht für, sondern gegen den von Schönborn befürworteten Rückgriff auf das sogenannte "Konzept der Gradualität" ausgesprochen hat. Dieses Modell laufe Gefahr "von vornherein als Legitimierung irregulärer Lebenssituationen verstanden zu werden", heißt es in dem Protokoll.
Der Zirkel wandte sich ausdrücklich gegen die unter anderem von Schönborn selbst ins Spiel gebrachte Analogie zu den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über die Kirche im ökumenischen Dialog. Das Konzil hatte festgestellt, dass Kirche im Vollsinne nur die katholische Kirche sei, in anderen christlichen Gemeinschaften jedoch auch Elemente von Kirche vorhanden sein könnten. Der Vorschlag Schönborns und anderer war, solche Abstufungen auch mit Blick auf die Ehe anzuwenden.
Die spanischsprachigen Gruppe "Ibericus A" unter dem Vorsitz des mexikanischen Kardinals Francisco Robles Ortega forderte, die Textpassage über die Homosexuellen grundlegend zu verändern und wie folgt zu formulieren: "Die Geschlechtlichkeit, die uns als Menschheit als Männer und Frauen existieren lässt, ist ein nicht aufgebbarer Wert der christlichen Theologie und Anthropologie. (...) Auch Personen mit homosexuellen Neigungen brauchen Aufnahme und Begleitung, die ihnen hilft, im Glauben zu wachsen und den Plan Gottes für sie kennenzulernen."
Die Gruppe "Ibericus B" unter Leitung des Kardinals von Barcelona, Luis Martinez Sistach, betonte, dass der Zwischenbericht Erdös lediglich ein Arbeitspapier sei. Grundlegende theologische und kirchenrechtliche Fragen müssten bis zur nächsten Synode 2015 von Expertenkommissionen vertieft und verdeutlicht werden. "Wir finden, dass in dem Bericht die eingehende Behandlung wichtiger Themen wie Abtreibung, Anschläge auf das Leben, das verbreitete Phänomen der Adoption und die Gewissensentscheidungen der Eheleute fehlte, ebenso wie eine größere Klarheit über das Thema Homosexualität."
Quelle: kathpress