Franz Küberl zieht sich von Caritas-Spitze zurück
Franz Küberl wird nicht mehr für eine weitere Funktionsperiode als Caritas-Präsident kandidieren. Das hat die Caritas Österreich am Mittwoch bestätigt. Bei der am 13. November anstehenden Präsidentenwahl wird ein neuer Präsident gewählt. Küberl stand seit 1. Dezember 1995 an der Spitze der heimischen Caritas. "Ich bin dankbar dafür, dass ich 18 Jahre lang in der Funktion als Caritas-Präsident meinen Beitrag für ein menschlicheres Österreich leisten durfte", so der scheidende Caritas-Präsident in einer Stellungnahme. Küberl bleibt aber weiterhin Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau. Diese Funktion hat er seit 1994 inne. Küberl bleibt auch ORF-Stiftungsrat.
Bischöfe würdigen scheidenden Caritas-Präsidenten
Lob für das 18-jährige Wirken von Franz Küberl als österreichischer Caritas-Präsident kommt am Mittwoch von den heimischen Bischöfen. "Ohne Caritas wäre die Kirche nicht Kirche. Nächstenliebe und Gottesliebe gehören untrennbar zusammen und das hat Franz Küberl in den 18 Jahren seines Wirkens als Caritas-Präsident immer wieder überzeugend vermittelt." Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn im "Kathpress"-Gespräch den scheidenden Caritas-Präsidenten gewürdigt. Als "Gewissen des Landes" hat Caritas-Bischof Manfred Scheuer Franz Küberl bezeichnet.
Caritas-Themen seien oft schwierig und sperrig, gehe es doch um Menschen und Nöte am Rand der Gesellschaft. An Missstände zu erinnern sei deshalb oft unangenehmen. Küberl sei diesen Weg aber 18 Jahre konsequent und ausdauernd gegangen und habe "das Richtige gemacht", im Inland wie im internationalen Bereich, so Schönborn. "Auch wenn er damit einigen auf die Nerven gegangen ist." Aber: "Ein streichelweicher Caritas-Präsident wäre ein schlechter Caritas-Präsident."
Kardinal Schönborn würdigt Küberl
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Er - Schönborn - wolle Küberl persönlich für seinen Einsatz danken, "und auch Österreich darf ihm dafür dankbar sein", so der Kardinal. Dass die Caritas in Österreich so gut aufgestellt ist, liege an den vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter "und auch an ihrem sehr engagierten Präsidenten".
Für den Innsbrucker Bischof Scheuer hat Franz Küberl der Caritas und Kirche in Österreich ein "markantes menschliches Gesicht" gegeben. Er habe den Finger auf so manche Wunde gelegt und auf Probleme verwiesen, die man nur allzugerne ausblenden wolle. Küberl habe sich einerseits persönlich um die Nöte von Menschen gekümmert, zugleich sei er ein sehr politischer Mensch. Er habe ein großes Gespür dafür, was die Menschen bewegt und er habe zugleich Strukturen und Zusammenhänge erkannt und kritisch hinterfragt, so Scheuer. Der Innsbrucker Bischof ist in der Bischofskonferenz für die Caritas zuständig.
Küberl: "Frischer Wind" und "Neue Kraft" für die Caritas
"Frischen Wind" in die Caritas soll der neue Präsident bringen, der am 13. November gewählt wird. Das erhofft sich der scheidende Caritas-Präsident Franz Küberl. Im "Kathpress"-Gespräch am Mittwoch sagte Küberl, dass es nach 18 Jahren einfach Zeit sei, dass eine "neue Kraft" die Funktion des Präsidenten übernimmt. Er habe sich seinen Entschluss, nicht mehr für das Amt zu kandidieren, reiflich und lange überlegt, so Küberl "und es ist der richtige Schritt". Es gebe schließlich auch keine "Erbpacht" auf das Amt des Präsidenten. Küberl sprach von einem "Teilrückzug". Als steirischer Caritasdirektor wolle er noch rund drei Jahre weiter arbeiten, "wenn das auch der kommende neue Bischof so will".
Franz Küberl über seien Rückzug
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Die Caritas sei eine großartige Einrichtung mit großartigen Mitarbeitern, ehrenamtlichen wie hauptamtlichen, so Küberl. In besonderer Weise wolle er aber auch die vielen Spender erwähnen und die vielen Menschen, "die auch für uns beten". Alle gemeinsam würden wesentlich dazu beitragen, dass die Kirche zumindest ansatzweise dem Auftrag Jesu nachkommen könne, sich den Bedürftigen zuzuwenden und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Zu den größten Erfolgen in seiner Zeit als Caritas-Präsident zählte Küberl einmal mehr die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung und der Grundversorgung für Asylwerber. Ein "Trauerspiel" sei hingegen unverändert die staatliche Entwicklungshilfe. Große Sorgen bereite ihm auch die Obdachlosigkeit; es brauche mehr leistbaren Wohnraum. "Armut wird auch in Zukunft ein großes Thema bleiben", so Küberl. Ganz zentral sei deshalb auch der Bereich der Bildung, den nur über Bildung könne es den Menschen gelingen, Armut zu überwinden.
Erster Nicht-Gesitlicher als Caritas-Präsident
Küberl war der erste Nicht-Geistliche in der Funktion des Caritas-Präsidenten. Er wurde am 22. April 1953 in Graz geboren. Nach dem Pflichtschulabschluss besuchte er die Handelsschule. Seine berufliche Laufbahn begann er als Diözesansekretär der Katholischen Arbeiterjugend der Steiermark. 1976 wurde Küberl Bundessekretär der Katholischen Jugend Österreichs. In dieser Funktion war er von 1978 bis 1982 Obmann des Österreichischen Bundesjugendrings.
1982 kam Franz Küberl als Referent im Katholischen Bildungswerk zurück nach Graz. Von 1986 bis 1993 bekleidete er die Funktion des Generalsekretärs der Katholischen Aktion Steiermark. 1994 wurde Franz Küberl von Bischof Johann Weber zum Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau bestellt. Seit 1995 ist er gleichzeitig Präsident der Caritas Österreich. Küberl war der erste Nicht-Geistliche in der Funktion des Caritas-Präsidenten.
Im Jänner 2003 erlitt Küberl in einem Hotelzimmer in Freising eine Gehirnblutung und stürzte in Folge. Er wurde jedoch rechtzeitig gefunden und erholte sich nach einer Operation wieder. Küberl lebt in Graz, ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Er hoffe, dass sich die neue Regierung dem Kampf gegen die Armut nicht verschließe, so Küberl in einer Stellungnahme gegenüber dem Ö1-Morgenjournal am Mittwoch. "Armut ist ja leider immer unter uns und die Politik hat Angst vor der Armut, deshalb wird sie auch nicht bekämpft". Dass es in seiner Tätigkeit auch zu Kritik an der Caritas gekommen sei, stellte Küberl in dem Gespräch nicht in Abrede: "Als Caritas kann man nicht darauf achten, ob jemandem etwas gefällt. Wenn jemand in einer misslichen Situation ist, muss man ihn unterstützen. Gefallen werden wir erst im Himmel", so Küberl in Anspielung etwa auf die Unterstützung für die Flüchtlinge, die die Wiener Votivkirche besetzt hatten.
Mindestsicherung und Grundversorgung
Zu seinen größten Erfolgen zählt Küberl in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung und der Grundversorgung für Asylwerber, wobei er vor rund zehn Jahren mit dem damaligen Innenminister Ernst Strasser heftige - auch medial ausgetragene - Auseinandersetzungen führte.
Anlässlich der Tsunami-Katastrophe 2004 ermahnt Küberl die österreichische Bundesregierung streng, versprochene Hilfsgelder auch tatsächlich zu bezahlen. Im Dezember 2010 stand er mit Vertretern anderer Hilfsorganisationen mit 3.000 Holzkreuzen vor dem österreichischen Parlament und fordert mehr Entwicklungshilfegelder im Rahmen der Aktion "3.000 Kinderleben". Wesentlich war auch sein Mitwirken bei der Aktion "Nachbar in Not" im Kosovo, in Pakistan, im Sudan, in Haiti und nun für syrische Flüchtlinge.
Im Mai 2013 wurde Küberl von Bundespräsident Heinz Fischer mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Fischer begründete die Auszeichnung damals damit, dass Küberl "seit Jahrzehnten in Wort und Tat für Mitmenschlichkeit und das soziale Gewissen eintritt". Auch wenn nicht alle Vorschläge und Anliegen der Caritas politisch umgesetzt werden könnten, so müsse die Caritas hartnäckig sein und bleiben, weil sich Erfolge im Sozialbereich meist erst längerfristig zeigen, so Fischer damals.
Quelle: Kathpress