Dominikaner verabschieden sich aus Graz
Für ihr mehr als ein halbes Jahrtausend währendes Wirken in Graz hat Bischof Egon Kapellari den Dominikanern gedankt, die ihren Konvent in der der steirischen Landeshauptstadt auflösen. Mit einem Festgottesdienst wurde am Sonntag Abschied gefeiert - "mit großem Bedauern, aber ohne Verzagtheit", wie Kapellari in seiner Predigt sagte. Das Leben sei ein "Weg, der von Gott ausgeht und der in eine letzte Heimat bei Gott münden soll". Unterwegs gebe es immer wieder "verheißungsvolle Anfänge, aber auch ein wehtuendes Abschiednehmen", betonte der Bischof. Kapellari äußerte die Hoffnung, dass sich der Dominikanerorden wie zuletzt die Jesuiten nach längerer Abwesenheit wieder in Graz beheimatet, wenn "neue Berufungen dies ermöglichen".
An der Messfeier in der Grazer Münzgrabenkirche nahm auch Dominikaner-Provinzial P. Christophe Holzer teil. "Durch den Nachwuchsmangel im europäischen Raum kann der Orden nicht jede einzelne Niederlassung aufrecht erhalten", hatte er zur Entscheidung erklärt, den Grazer Konvent zu schließen.
Bischof Kapellari blickte auf die Präsenz des Predigerordens in Graz zurück. Seit ihren Anfängen im 13. Jahrhundert hätten die Dominikaner - wie auch die Franziskaner - vor allem in den Städten gewirkt, sich "dort dem sozialen Wandel gestellt und ihn entscheidend mitgeprägt". In den steirischen Städten habe es schon früh entweder ein Franziskaner- oder ein Dominikanerkloster gegeben, in Graz sogar beides zugleich. Die Grazer Dominikaner wirkten hier nacheinander bei der heutigen Stadtpfarrkirche in der Herrengasse, dann bei der Pfarrkirche St. Andrä und schließlich am Münzgraben; hier übernahmen sie - wie Kapellari erinnerte - 1807 das vormalige Kloster der Augustiner-Eremiten und dessen St. Annakirche, wo Jahre vorher der berühmte Abraham a Sancta Clara predigte.
1908 übernahm der Orden die Leitung der Münzgrabenpfarre, eine international angesehene Ordenshochschule wurde hier eingerichtet, nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten jeweils zwei Patres in der Grazer Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) mit. Bischof Kapellari - damals selbst Hochschulseelsorger - erinnerte hier besonders an seinen langjährigen Weggefährten Pater Jordan Gebhard sowie an Pater Christoph Schönborn, der bis zu seiner Berufung als Theologieprofessor nach Fribourg zwei Jahre lang ebenfalls in der Grazer KHG mitwirkte.
Der tödliche Autounfall von Pater Max Swoboda 2012 führte zum Beschluss der Dominikanerprovinz geführt, das Kloster in Graz zu schließen. Die vier bisher hier wohnenden Dominikanerinnen übersiedelten in ein Haus der Schwestern Elisabethinen, Pater Miroslav verbleibt als Krankenhausseelsorger in Graz. "Es kommt also die dominikanische Präsenz in unserer Stadt nicht an ein Ende", wies Bischof Kapellari hin.
Quelle: Kathpress